V. Darstellungen nach der Reihenfolge der Ereignisse.

Bothe ( 413) weist Rosenstocks (vgl. Jberr. 1927, S. 204) Annahme, daß Frankfurt als Tagungsort für die Synode von 794 in politischer Absicht gewählt sei, weiter, daß Frankfurt damals erst von Karl d. Gr. seinen Namen erhalten habe und zu einer wichtigen Siedlung geworden sei, als unbeweisbare Vermutungen zurück, ebenso die Behauptung von der Größe des Umfangs des fiscus Frankfurt, der Gründung eines Archivs in der Pfalzkapelle 794 und der Schenkung einer Bartholomäusreliquie an die Salvatorkapelle durch Ludwig den Deutschen bei ihrer Gründung. -- Einen Beitrag zur Frage nach den Wirkungen des 30 jährigen Kriegs auf die deutsche Wirtschaft liefert die Dissertation von Fritsch ( 845). Kreuznach war bei Beginn des Krieges nach dem Aussterben der Sponheimer in Mehrherrenbesitz und schon in wirtschaftlichem Niedergang begriffen. Während des Krieges hat die Stadt schwere Schädigungen, namentlich durch Kontributionen erlitten, konnte sich aber in ruhigeren Zwischenzeiten wieder erholen; Land- und Weinbergbau konnte dann wieder aufgenommen werden, so daß eine vollkommene Verödung oder Verwüstung niemals angenommen werden kann. Das Gesamtresultat ist der Nachweis im Sinne Hoenigers, daß die älteren Schilderungen die Schäden weit übertrieben haben. --Pagenstecher macht in dem Aufsatz über die nassau-oranischen Wirren im 30 jährigen Krieg ( 846) darauf aufmerksam, daß in dem kaiserlichen Mandat vom 21. 2. 1628 für Nassau-Siegen, schon vor dem Restitutionsedikt, der Gedanke der Rechtlosigkeit der Reformierten ausgesprochen und hier der Ausgangspunkt für die Maßregeln im Reich zu suchen ist, die eine gemeinsame Abwehr der reformierten Glaubensgenossen bezweckten. Diese Aktion wird bis zum Siege Gustav Adolfs bei Breitenfeld geschildert. Im Mittelpunkt des zweiten Aufsatzes desselben Verfassers steht Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar ( 847) und die mit seinem


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Neffen versuchte, schließlich mißglückte, gegenüber seinen Verwandten rücksichtslose und unaufrichtige Politik einer Vereinigung der Nassauischen Länder in seiner Hand. Das Bild Johann Ludwigs wird von den Verfälschungen der Jesuiten gereinigt, dem »maßlos ehrsüchtigen« Manne aber auch manch sympathischer Zug abgewonnen. --Michels ( 910) beleuchtet die Unselbständigkeit und nur vom Gedanken der Selbsterhaltung geleitete Politik der kleineren Territorien am Rhein im 18. Jhd. an dem Beispiel von Mainz. Von der seit Anfang des Jhds. beobachteten österreichischen Politik schwenkte Kurfürst Philipp Karl von Eltz zu Karl VII. über. Die Krankheit des Kurfürsten ließ eine Neuwahl für nötig erscheinen. Da immerhin die Wahl des Reichserzkanzlers nach den Worten Friedrichs d. Gr. »eine Hauptaffaire« war, setzten eifrige Bemühungen von österreichischer und bayrischer Seite ein, Einfluß zu gewinnen. Parteiungen im Domkapitel, dessen Mitglieder von Michels gut charakterisiert werden, ließen es erst in letzter Stunde zu einer Einigung auf den österreichisch gesinnten von Ostein kommen. -- Im Volksstaat Hessen hat man sich in letzter Zeit mit besonderer Vorliebe Einzelforschungen aus der Geschichte des 19. Jhds. zugewendet, für die die Archive noch umfangreiches unverwertetes Material hergeben können. Crössmann ( 982) legt nach einer Darstellung des Verlaufs und Umfangs der im darmstädtischen Oberhessen und kurhessischen Hanau 1830 aufgetretenen Tumulte die Ursachen dar, die sie hervorgerufen haben. Er sieht sie in lokalen, wirtschaftlichen Nöten, die sich in den standesherrlichen Gebieten besonders bemerkbar machten, wo die Lastenbefreiung noch nicht durchgeführt war, die Zehntenablösung langsam vor sich ging, der Jagdmißbrauch unerträglich wurde. Dazu kamen eine durch hohes Stempelpapier verteuerte Justiz und drückende Zollverhältnisse. In Hanau hatten die Mautstürmer Erfolg, die kurhessischen Bauern erhielten ihre Verfassung. Im Großherzogtum dagegen blieben Zugeständnisse der Regierung aus. --Katz-Seibert ( 998) hat das Mainzer Stadtarchiv ausgebeutet. Die Arbeit ist auch ein Beitrag zur allgemeinen Parteigeschichte. Der hessische Radikalismus hat sich erst 1848 organisiert. Von Mainz und Worms aus breiteten sich die demokratischen Vereine aus, mit denen sich die Turn- und Arbeiterbildungsvereine zusammenschlossen. In Oberhessen vermochte die Bewegung kaum Widerhall zu finden. Die Bedeutung der sozialen Frage war von der Demokratischen Partei wohl erkannt, wenn auch von den Führern nur zwei richtig sozialistisch dachten. Als neu, aber charakteristisch wird die partikularistische Einstellung der Demokraten hingestellt. Nach der Ablehnung der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV. begannen sie, die im Winter 1848/49 bedeutenden Zuwachs erhalten hatten, auf einmal »zum Schutz der Reichsverfassung« den offenen Kampf. Das Scheitern des Odenwaldunternehmens brachte aber die Erkenntnis der Unmöglichkeit eines radikalen Bruchs mit der Vergangenheit. Damit war »die Umwandlung der Demokratie aus einer Umsturzpartei in eine Fortschrittspartei, wie sie sich in den nächsten Jahren vollzog, gegeben«. -- Das Bild, das uns Kühn ( 983) in seinem gut ausgestatteten und fesselnd geschriebenen Buch von den Verhältnissen am kurhessischen Hofe unter Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm I. entwirft, wird, so trübe es ist, zutreffend sein. Doch sei auf die Korrekturen Ph. Loschs im Hessenland 41 (1930), S. 76 f. hingewiesen.


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