I. Urkundenforschung und Bibliothekswesen.

Die Vorarbeiten zur Herausgabe der ältesten rheinischen Urkunden haben O. Oppermann zur Veröffentlichung einer ganzen Reihe Einzelstudien veranlaßt, die vielfach scharfe Abweisung seiner Ergebnisse hervorgerufen haben. In einer neuen Monographie »Der Fränkische Staatsgedanke und die Aachener Königskrönungen des MA.« ( 1333) verteidigt Oppermann nicht nur gegen U. Stutz seine These von der


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Inthronisation vor der Salbung und Krönung durch eine eingehende Untersuchung über die Aachener Königskrönungen, sondern setzt sich auch mit Stutz, Rörig u. a. über die Kritik zum 1. Band seiner Rheinischen Urkundenstudien auseinander. Auch stellt er (S. 111) eine Liste von 12 kölnisch-niederrheinischen Urkunden zusammen, deren Unechtheit er demnächst darzutun hofft und behandelt anhangsweise zwei unechte Urkunden aus Stablo und Klosterrath sowie (gegen H. F. Schmid) die ältesten Urkunden aus Kloster Saalfeld. -- Zu den Kritikern Oppermanns gesellt sich neuerdings E. Weise ( 281), dessen klar und übersichtlich geschriebener umfangreicher Aufsatz als eine besonders erwünschte Bereicherung der kritischen Untersuchung ma.licher rheinischer Urkunden lebhaft zu begrüßen ist. Es war eine glückliche Idee, gerade das Kölner Pantaleonskloster zu wählen, das unter Erzbischof Anno eines der Musterklöster kluniazensischer Reformen strengster Observanz geworden war und dessen reichhaltiges Archiv viel Material zur Geschichte des Urkundenwesens im 12. Jhd. bietet. Von den 76 Urkunden des 9.--12. Jhds. weist Verfasser nur 4 als Fälschungen nach und hält eine ganze Reihe der von Oppermann als Fälschungen gebrandmarkten Urkunden für echt. Die von Weise als Fälschungen bezeichneten Urkunden suchten Unterlagen im Sinne einer uneingeschränkt freien Abtwahl zu schaffen. Die Aufzeichnung der Visio Wolberonis ist die literarische Stütze der in den gefälschten Urkunden erhobenen Ansprüche. Auf Wolbero gehen möglicherweise die Fälschungen zurück. So bietet auch der 2. Teil der Arbeit, der den Geschichtschreibern des Klosters und besonders der Entstehung der Vita Brunonis gilt, sehr überzeugende Feststellungen. Elf Urkunden (964--1197) werden als Beilagen abgedruckt.

Wie ich schon im letzten Bericht erwähnte, geht die Verzeichnung der stadtkölnischen Urkunden ihrem Ende entgegen. E. Kuphal ( 160) veröffentlicht jetzt die Regesten der Urkunden aus den J. 1506--1540, und zwar in der knappen Form, die s. Z. von K. Höhlbaum aufgestellt wurde. Daß dadurch z. B. Flurnamen nicht mit aufgenommen werden, kann man bedauern. Aber es wird wenigstens im Regest darauf hingewiesen, wo solche vorkommen. -- Im gleichen Heft der Mitteilungen aus dem Kölnischen Stadtarchiv ediert F. Gescher ( 1761) 57 Urkunden von 1172 bis 1387 über den Kölner Stadtdechanten und die Vereinigung der stadtkölnischen Pfarrer. Das sorgfältige Orts-, Personen- und Sachregister kommt beiden Veröffentlichungen zugute.

Während die alte Kölner Universität keine eigne Bibliothek besaß, diente die Bibliothek der Artistenfakultät auch den andern Fakultäten mit. Über sie geben die Ausführungen von H. Keußen ( 92) eingehende Auskunft, da sich durch einen glücklichen Zufall das Bücherverzeichnis von 1474 erhalten hat, das hier abgedruckt wird. Der Katalog ist ein Standortskatalog; eine systematische Ordnung ist in der Aufstellung der Werke nicht zu spüren. Über die Verwaltung der Bibliothek weiß der Verfasser auf Grund der Akten der Artistenfakultät eingehende Mitteilungen zu machen.


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