VI. Kulturgeschichte der Neuzeit.

Die anschaulichen Schilderungen von Andreas Schüller ( 1787) sind von erheblichem kulturhistorischen Interesse. Anfangs beschränkte sich die Wunderwirkung des Stifters des Jesuitenordens hauptsächlich auf einen Talar des Ignatius, der 1553 nach Köln gebracht wurde. Im weiteren genossen aber auch seine Handschriften reliquiare Verehrung und


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nach der Heiligsprechung trat besonders das Ignatiuswasser (das durch den Talar geweihte Wasser) als Mittel bei Krankheiten und Geburten in Kraft. »Heute ist«, wie der Verfasser feststellt, »im Volke kaum eine Erinnerung an ihn (den heil. Ignatius) und an die Mystica geblieben, die sein Orden an ihn knüpfte«. So hat der Orden auch »seine einst bedeutungsvollen ignatianischen Spezialmittel in der Seelsorge fallen gelassen«.

A. Kober ( 1980) gibt auf Grund eingehender archivalischer Forschungen recht beachtenswerte Mitteilungen über die jüdischen Ärzte, die besonders im 17. und 18. Jhd. im Rheinland tätig gewesen sind, so in Speyer, Worms und Mainz. Nicht nur innerhalb der jüdischen Gemeinden spielen die Judenärzte eine wichtige Rolle; sie sind vielfach auch von Christen zu Rate gezogen worden. Erst im 18. Jhd. erschloß sich ihnen die Möglichkeit, an deutschen Universitäten zu promovieren. Vom soziologischen Gesichtspunkt aus sind sie ein wichtiges Bindeglied zwischen Juden und Christen. Den Ausführungen des gelehrten Verfassers gibt eine Anzahl Beilagen die erwünschte Ergänzung und Begründung.

Dem besten Kenner der Aachener Quellen und Überlieferung A. Huyskens ( 2071) verdanken wir ein reizvolles, hübsch ausgestattetes Buch über das Aachener Leben im Zeitalter des Barock und Rokoko. Da sich in der Baukunst der neue Lebenswille des deutschen Volkes nach dem großen Kriege am ersichtlichsten kundtat, sind die ersten Kapitel der Bautätigkeit in der alten Krönungs- und Badestadt gewidmet. Im weiteren stellt der Verfasser die Entwicklung von Verfassung und Verwaltung, das kulturelle und wirtschaftliche Leben und das Badeleben jener Zeit dar. Chronikalische Aufzeichnungen, besonders die Annalen von Janßen boten hierbei besondere Möglichkeiten zu tarbiger, lebensvoller Gestaltung.


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