I. Allgemeines und Quellenkunde.

Die an sich unerwünschte Notwendigkeit, durch Einarbeitung eines Überblicks über die Erscheinungsjahre 1927 und 1928 das laufende württ. Referat mit dem letzterschienenen Bericht zu verknüpfen, macht doch vielleicht zum Vorteil des Berichts im ganzen die Hervorhebung der inneren Zusammenhänge, in die die einzelnen Arbeiten einzuordnen sind, viel nachdrücklicher möglich, als dies bei den üblichen Einjahrberichten geschehen kann. In den letzten Jahren haben geschichtliche Gedenkfeiern, vor allem das Tübinger Universitätsjubiläum (1927) und die Hundertjahrfeier des Rottenburger Bistums (1928)), die Forschungsarbeit und die literarische Produktion auf wichtigen und zentralen Gebieten der württ. Landesgeschichte stark belebt; auch beginnen die bevorstehenden Reformationsjubiläen schon sich spürbar zu machen. Für den prüfenden Beobachter bleibt es aber immer noch eine große Frage, ob die von hier ausströmenden Anregungen von Dauer sein und im Verein


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mit der schon 1926 auch sonst festgestellten leichten Belebung zu einem grundlegenden Wandel in der früher geschilderten Ungunst der Verhältnisse führen werden.

Muß doch unser Bericht gleich mit bedenklich stimmenden Verlustmeldungen einsetzen! O. Leuze hat mit dem Abschluß der Fortführung der Heydschen Geschichtsbibliographie für das Jahrzehnt 1906/15 (1927, 17; 1929, 28) und der Jahresübersicht für 1925 (1927, 28) seine Wirksamkeit im Dienste der württ. Geschichtsbibliographie beendet; für den durch Pünktlichkeit und unbedingte Zuverlässigkeit ausgezeichneten Bearbeiter, den inzwischen ein allzu früher Tod aus andern wissenschaftlichen Plänen abberufen hat, hat sich angesichts des Mangels an einem wissenschaftlich tätigen Nachwuchs kein jüngerer Historiker als Ersatzmann finden lassen. Wir müssen naturwissenschaftlich vorgebildeten (!) Bibliothekaren dafür dankbar sein, daß sie zunächst wenigstens mit der Fortführung der Jahresbibliographie in die Bresche gesprungen sind (1928, 23a). Dagegen ist der Finanznot zu Opfer gefallen der einst von der Kommission für Landesgeschichte ins Leben gerufene, seit 1918 vom Geschichts- und Altertumsverein fortgeführte »Württ. Nekrolog«, der mit dem 1928 endlich veröffentlichten, von K. Weller, V. Ernst und O. Leuze besorgten Jahrgang 1920/21 sein Erscheinen eingestellt hat. -- Als Gabe des Württ. Staatsarchivs zum Universitätsjubiläum legt G. Mehring ein umfangreiches Heft der von ihm bearbeiteten »Württ. Regesten« vor (1927, 42); vgl. Jberr. 1925, S. 602. Von Mehring stammt auch, zunächst aus den Bedürfnissen der Helfer für die in Württemberg nun organisierte Flurnamensammlung erwachsen, eine lehrreiche Auswahl von Schriftproben aus den württ. Urbaren und Lagerbüchern des 14. bis 16. Jhds., die über ihre Bedeutung als paläographisches Hilfsmittel hinaus auch einen wertvollen Beitrag zur Geschichte der württ. Kanzlei bildet (1929, 231).


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