IV. Siedlungs- und Ortsgeschichte, Bibliographie.

Die Geschichte der Landnahme der Alemannen geht, wie Eberl zeigt ( 405), vom J. 213 fast über drei Jahrhunderte lang. Den Bayern sind nur 10 Seiten des Aufsatzes zugewiesen; 508 wird als Zeit ihrer Einwanderung angenommen, in friedlicher Form, zwei Jahre nach der Aufnahme der Alemannen auf rätischem Boden. Die Stammesgrenze zwischen Alemannen und Bayern bildete von Anfang an die Ostgrenze des Bistums Augsburg. -- Um 1560, beim Tode des Kurfürsten Ottheinrich, ist Mich. Schwaigers »Chronica« von Amberg ( 841), eine Mischung von geschichtlichen, topographischen, politischen und statistischen Nachrichten entstanden. In Wittenberg wurde sie wider den Willen des Verfassers durch Fröschl, einen gebornen Amberger, und den Mediziner Kaspar Peucer in Druck gebracht. Nun wurde ein Verfahren gegen den Verfasser und den Stadtrat eingeleitet, das uns heutzutage eigenartig anmutet. -- Seit 1572 hat Amberg ( 61) einen künstlerischen Archivsaal, auf neun ionisierenden Säulen ruhend. Fast 3000 Originalurkunden (darunter 45 Kaiser- und 231 Herzogsurkunden) hat dieses Archiv. Auch die Bestände an Akten und Bänden sind beschrieben. Dankenswerterweise ist auch eine Reihe der Stadtschreiber seit 1432 und der Stadtkämmerer seit 1468 eingeflochten. -- Die Geschichte der human. Gymnasien in Amberg und Landshut von G. Blößner bzw. K. Wolf hat das Gemeinsame, daß beide (als in ehemaligen Regierungsstädten befindlich) aus alten Jesuitengymnasien vor rund 300 Jahren hervorgegangen sind. Beide Verfasser behandeln aber auch kurz die früheren gelehrten Schulen dieser Städte und haben ihre Bücher auch mit Bildern gut ausstatten lassen. --Ziegler ( 1758) behandelt fünfzehn Pfarreien (und zwei Benefizien in Ingolstadt), die in fünf bayerischen Diözesen gelegen sind. Stadtpfarreien, auf welche die Landesuniversität präsentieren konnte, sind davon: U. L. Frau von Ingolstadt (zugleich Universitätskirche), eine in Landshut und die in Landau a. d. I., Wemding, Schongau und Abensberg. Sie gehen durchaus nicht alle auf die Gründung der Universität (i. J. 1472) zurück, sondern meist auf spätere Verleihung durch die Herzöge von München (1516 und 1518) und auf Rechte der Klöster Schamhaupten und Seligenthal. Die Fragen der Nomination, Präsentation und Inkorporation werden eingangs theoretisch untersucht. -- Das Alt-Münchener Buchwesen kannte man bis jetzt schlecht und unterschätzte es deshalb; es hat jetzt seine Darstellung durch Dirr gefunden ( 84; vgl. auch S. 108). Der erste Münchener Drucker war 1482 Hans Schauer. Aber erst 1500 ließ sich dort Hans Schobser nieder und seitdem hatte München immer Druckereien. Ein wichtiger Unternehmer ist Adam Berg, der Drucker und Verleger der Gegenreformation (1564--1610). Die Schriften und Predigten des Jesuiten Drexel erlebten gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges einen Absatz von 170 000 Stück. Auch die lateinischen Dichtungen seines Mitbruders Jak. Balde hatten großen buchhändlerischen Erfolg. Merkwürdig war auch die Einrichtung des sog. Guldenen Almosens, einer Stiftung zur Verbreitung guter Bücher, das seit 1614 fast 200 Jahre lang bestand. Mehrere Münchener Buchhandlungen haben in alten einheimischen Druckern und Verlegern einen alten Stammbaum. -- Vier


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Straubinger Bürger ( 1593) haben sich 1512 mit dem Nürnberger Ewald Hochhamer zu einer offenen Handelsgesellschaft für Wolltuch zusammengetan. Nach dem Stadtrecht aber war es verboten, daß Bürger mit »Ausländern« gemeinsam Handel betrieben. Der Landesherr mußte also die Sache entscheiden, und er tat es wohlwollend für diese neue Gesellschaft. -- Die Fayencefabrik im Tiergarten zu Öttingen ( 1597) hatte ab 1735 eine Lebensdauer von etwa 20 Jahren. Aus Ansbach und Sachsen waren die ersten Arbeiter. Der dann im nahen Schrattenhofen gegründete kleine Betrieb hat bis 1838 gedauert. Es sind von diesen beiden Betrieben nur wenige sicher nachweisbare Stücke in Museen vorhanden. -- Im Gräflich Pappenheimischen Archiv ( 59) sind 6530 Urkunden vorhanden (1248 das älteste Original; vor 1500 allein 1096 Stück), darunter 319 Kaiserurkunden. Die Lehenbücher beginnen 1421. Von den Akten sind wichtig die über den Judenschutz, dann seit 1562 über die Kaiserkrönungen. -- Kraft ( 1528) beginnt seine Abhandlung über das nur in Abschrift von 1444 erhaltene Urbar der Reichsmarschälle erst Seite 70, nachdem er vorher auf die Abstammung des Geschlechtes eingegangen ist, wirtschaftsgeschichtliches von der Herrschaft Pappenheim gebracht und einen geschichtlichen Überblick über deren vier Ämter gegeben hat. Durch eine Untersuchung über die im Urbar genannten Personen kommt er auf eine zwischen 1214 und 1219 liegende Abfassungszeit (also fast ein Jahrzehnt vor dem ältesten herzoglich bayerischen Salbuch von 1224). -- J. Reindl, Geschichte des Hopfenbaues in der Hallertau, 56 S. (München, Heimatbücherverlag), geht auf das 9. Jhd. zurück. Die Schloßherrn der Gegend, die vielen Märkte, endlich die Klöster Biburg, Geisenfeld, Rohr und Münchsmünster haben namentlich seit dem 16. Jhd., als das Bier den Wein im Lande immer mehr verdrängte, Hopfengärten angelegt. Die Verteilung der Gemeindegründe zu Anfang des 19. Jhds. machte auch den Bauern zum Hopfenbauer. Den Weltruf aber begründete in der zweiten Hälfte des 19. Jhds. das zwei Engländern gehörende große Hopfengut Marzill, indem nun nach deren Beispiel auch die Bräuer und Bauern die Sorten und besonders die Trocknung veredelten. -- Mich. Braun, Beiträge zur Gesch. d. Pfarrei Schnaitsee, 166 S. (Wasserburg, geb. 5 RM.), zeigt zwar Fleiß und Geschick für seine Aufgabe, die Geschichte einer ausgedehnten Landpfarrei zu schreiben, verschmäht aber unerklärlicherweise die Ausschöpfung der staatlichen Archive. -- Jos. Gammel, Moosinning in Vergangenheit und Gegenwart, 68 S. (Erding), gibt eine gut lesbare Geschichte des vor genau 900 Jahren erstmals bestimmt genannten, zwischen Freising und Erding gelegenen Pfarrbezirkes, einer Propstei von St. Emeram in Regensburg. --

Wer eine Zusammenstellung der bayerischen Jahresernte in geschichtlichen Werken, auch Zeitschriften- und Zeitungsaufsätzen benötigt, den verweise ich auf die 85 Seiten in Kleindruck von Krag ( 24). Für ein kleineres Gebiet, nämlich das Allgäu hat in einer 12. Folge O. Merkt ( 25) gut 500 Nummern zusammengestellt und damit unentwegt sein Ziel weiterverfolgt. [A. Mitterwieser.]


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