3. Salzburg.

Das Werk von Chr. Greinz über die fürsterzbischöfliche Kurie und das Stadtdekanat zu Salzburg ( 399), in erster Linie als Handbuch für den praktischen Gebrauch gedacht, wird auch dem Historiker als nützliches Nachschlagebuch zur ersten Orientierung gut dienen. Es sei nur auf die darin enthaltenen Listen der Erzbischöfe und der Mitglieder des Domkapitels, die Übersicht über die geistlichen Behörden und die kirchliche Organisation der Stadt Salzburg verwiesen. -- Aus der Bearbeitung der salzburgischen Urkunden erwuchs Franz Martin eine Untersuchung über das spätma.liche Urkundenwesen Salzburgs ( 276). Er handelt hier über die Kanzlei der Erzbischöfe 1247--1290, die noch sehr primitive Verhältnisse zeigt und über das Aufkommen des öffentlichen Notariats in Salzburg, für das sich das J. 1314 erweisen läßt. -- Die Arbeit von Herbert Klein über die bäuerlichen Leihen im Erzstift Salzburg ( 1525) führt in mehrfacher Hinsicht zu wichtigen Ergebnissen. Denn sie gibt vor allem eine saubere Darstellung der Rechtsformen der bäuerlichen Leihen auf den salzburgischen Grundherrschaften von den Anfängen bis zur Aufhebung des Untertanswesens und ihrer Verbreitung. Außerordentlich wichtig aber ist die Einsicht, daß der schroffe Unterschied von Erbleihe und Freistift (Zeitpacht von Jahr zu Jahr) in Wirklichkeit ganz gering war. Da Klein sich nicht begnügt, die rechtliche Struktur dieser Leihen darzustellen, sondern vor allem an Hand der Urbare nach ihrer tatsächlichen Funktion im sozialen Leben fragt, ergibt sich, daß auch das Freistift gewohnheitsrechtlich erblich wurde und sich von der Erbleihe nur mehr durch eine jährliche Abgabe unterschied. Kleins Arbeit ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der bäuerlichen Leiheformen in den österreichischen Ländern, für die, abgesehen von Tirol, bisher nur wenige brauchbare Arbeiten vorliegen. -- Hier sei


S.569

auch auf die Arbeit von S. Steinherz ( 1680) über einen Streit um die Salzburger Domprobstei (1385--90) verwiesen. -- Der zweite Teil von A. Altmanns ( 1974) Geschichte der Juden in Salzburg (der erste Teil erschien 1913) behandelt die Neuzeit. Es muß allerdings in der Hauptsache von Maßnahmen der erzbischöflichen Regierung zur Fernhaltung der Juden berichten, da nach der Vertreibung im J. 1498 erst in der zweiten Hälfte des 18. Jhds. wieder einzelne Juden ausnahmsweise zugelassen wurden. Eine größere Judengemeinde hat sich in Salzburg erst seit 1867 entwickelt. -- Das Herannahen des zweihundertjährigen Jubiläums der Austreibung der Protestanten aus dem Erzstift Salzburg hat das historische Interesse neuerdings stärker auf diesen Gegenstand gelenkt. Aus den Materialien, die Gustav Rohrer in jahrelanger Sammelarbeit zusammengebracht hat, ist die Arbeit Loesches geschöpft ( 1898). Der Wert der Arbeit liegt fast ausschließlich in der Vorlage neuen Materials, vor allem über die diplomatischen Verhandlungen Salzburgs in Wien, Rom und am Regensburger Reichstag. Die in etwas grober Holzschnittmanier vorgebrachten Werturteile des Herausgebers dürfte sich die Forschung kaum zu eigen machen. Inzwischen hat eine vornehmlich aus dem Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv geschöpfte eindringende Darstellung des »Spiels der politischen Kräfte« um die Salzburger Emigranten von J. K. Mayr zu erscheinen begonnen, über die nach ihrem Abschluß noch zu berichten sein wird. Einstweilen liegt auch eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse vor ( 1897).


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)