I. Allgemeine Quellenkunde und Hilfswissenschaften.

Die bibliographischen Arbeiten nehmen erfreulich an Zahl wie Umfang zu, wenngleich die meisten von ihnen nur dem tschechischen und slowakischen Schrifttum gewidmet sind. Dieses einschließlich der historischen Disziplinen zur Gänze von 1901--25 zu erfassen und in einer umfänglichen Bibliographie sichtbar zu machen, ist Nosovský-Pražáks ( 141) Absicht, die sie soeben zu verwirklichen beginnen. -- Daneben läuft seit 1924 ein ähnlich gerichtetes Unternehmen in der Revue des travaux scientifiques tchécoslovaques ( 193), von der bisher vier Bände vorliegen. In ihr erscheinen teils in englischer, teils in französischer Sprache Forschungsberichte über die Leistungen der tschechischen und slowakischen Wissenschaft auf dem Gebiete der Geistes- und Naturwissenschaften seit dem J. 1919. Für Geschichte zeichnete zunächst K. Stloukal, später B. Jenšovský. -- Den Katalog sämtlicher auf dem Gebiete der Tschechoslowakei gedruckten und verlegten (auch deutschen) Arbeiten hat Živný ( 278) auch für die Jahre 1927, 1928 vorgelegt. -- Mit einer wichtigen bibliographischen und bibliothekswissenschaftlichen Neuerscheinung warten Bečka-Foch ( 7) auf, die ein minutiöses Verzeichnis sämtlicher ausländischen Periodika angelegt haben, die sich in öffentlichen, d. h. staatlich unterstützten Bibliotheken vorfinden.

Daneben darf auf eine gleich große Zahl von Bibliographien hingewiesen werden, die entweder sämtlichen historischen Disziplinen oder doch einzelnen von diesen gewidmet sind. Zunächst hat die ehedem von Kazimour besorgte Bibliographie ( 9) eine Fortführung für die Jahre 1925/26 erfahren, welche die gleichen Vorzüge, wie Fehler (vgl. Jberr. II, S. 655 f.) des früheren Bandes aufweist. Dazu gesellt sich nun eine neue Bibliographie der historischen Literatur der Tschechen und Slowaken, die Bidlo ( 10), gestützt auf eine Reihe von Mitarbeitern, für das Bulletin der historischen Gesellschaften auf dem Boden Osteuropas bearbeitet. Schon im ersten Bande legte er einen zusammenfassenden Bericht für die Jahre 1921--26 vor, denen die entsprechende Fortsetzung für die Jahre 1927/28 nunmehr folgt. Nach den gleichen Grundsätzen ist Novotnýs ( 144) Forschungsbericht für das letzte Jahrzehnt tschechischer Geschichtsforschung gearbeitet. Auf knappem Raume wird eine große Zahl von Arbeiten kritisch gewürdigt, sinngemäß eingeordnet, so daß diese historiographisch-bibliographische Arbeit nicht nur eine reiche Fundgrube wissenschaftlicher Ergebnisse, sondern auch ein Wegweiser zu neuen oder besonders brennenden Problemen wird.

Nur weil die deutschen Geschichtsvereine der Sudetenländer der bibliographischen wie kritischen Überschau nicht die volle Aufmerksamkeit schenken, entschlossen sich die das »Sudetendeutsche Jahrbuch« stützenden Kreise, in diesem Rahmen dafür Vorsorge zu treffen. Der für 1928 erstmalig unternommene Versuch einer sudetendeutschen Bibliographie, in der Geistes- wie Naturwissenschaften vertreten sind, ist im wesentlichen geglückt. Damit schließt sich eine langgefühlte Lücke hoffentlich für immer. Die einzelnen Forschungsgebiete sind guten Händen anvertraut. K. Oberdorffer ( 45) hat sich mit Geschick seiner Aufgabe entledigt.


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Der deutschen Volkskunde Mährens und Schlesiens widmet Hobinka (Jberr. 1928, Nr. 429) einen wenig geglückten gesamtbibliographischen Versuch. Auskunft über die 1926--28 erschienenen heimatkundlichen Arbeiten zur Geschichte des diesseitigen Schlesiens gibt die S. 91--108 der Ztschr. f. Gesch. u. Kulturgesch. Schlesiens (Troppan) 19 (1926/29) untergebrachte Bibliographie. -- Den Inhalt der ersten 50 Bände des Časopis Matice moravské erschließt Šebánek ( 226) in einem sorgfältig gearbeiteten Register.

Wie anderwärts läßt das Feld der Geschichtsschreibung nachdrücklichere Bearbeitung vermissen. Noch am ehesten zieht im MA. Cosmas die Aufmerksamkeit auf sich, besonders seit Bretholz die Neuausgabe in den MG. veranstaltet hat. Bereits 1925 legte A. Kolař ein Buch vor: »Kosmovy vztahy k antice« (Die Beziehungen des Cosmas zur Antike), zu dem nunmehr Vilikovský ( 266) Ergänzungen bringt. -- Nicht unerwähnt bleibe auch für den deutschen Historiker, daß Flajšhans ( 51a) nunmehr eine Neuausgabe der Cronika česká des berüchtigten Hajek von Libočan beendet hat, der durch seine Fabeleien weite Strecken der böhmischen Frühgeschichte für lange Zeit verwirrt hatte, bis es der kritischen Geschichtsforschung des 19. Jhds. endgültig gelang, seine Autorität zu brechen. -- Zu den merkwürdigsten Erscheinungen der neueren tschechischen Geschichtsschreibung zählen fraglos Vaváks zwischen 1770--1816 entstandene »Denkwürdigkeiten«, die als Arbeit eines Bauern Zeugnis von der Gesinnung und Weltanschauung breiter Schichten des tschechischen Volkes am Ende des 18. Jhds. ablegen. Hájková ( 56) unterzog nunmehr dieses erste große Werk eines »Heimatforschers« einer eingehenden ideengeschichtlichen Analyse. -- In die Zeit modernerer Geschichtsforschung führt das Lebenswerk Palackýs, dessen historiographischer Entwicklung ungefähr gleichzeitig Pfitzner ( 113) und Potter ( 177) nachgehen. Pfitzner bemüht sich um den Nachweis, daß auf Palacký als Geschichtsschreiber vor allem deutsche Vorbilder, besonders Luden, eingewirkt haben. Potter hingegen hebt vor allem jene Fakten hervor, die auf eine engere Verbindung Palackýs mit der englischen Geisteswelt hindeuten. Aber bei der praktischen Durchführung seiner historischen Arbeiten ist von englischem Einflusse nichts zu verspüren, während der deutsche offen zutage liegt. -- Eine weitere Stufe in der Aufwärtsentwicklung der tschechischen Geschichtsschreibung im 19. Jhd. bezeichnet der Name Goll. Sein Lebenswerk bedeutet den Sieg der kritischen Methoden in der tschechischen Historiographie. Zu seinem nunmehr erfolgten Tode würdigt Šusta ( 241) wie schon früher seine Lebensarbeit. Er wanderte 1871 nach Göttingen zu Waitz -- für diese Zeit teilt Pekař ( 162) einen Brief der Eltern an den jungen Goll mit --, um dort gründlich historische Methode zu lernen. Später bewegte er sich ebenso in Berlin, wie in London und im Haag. Seine Arbeiten schrieb er vielfach deutsch oder französisch. Aus seinen größeren, in tschechischer Sprache geschriebenen Arbeiten seien deutsche Historiker vor allem auf sein 1897 erschienenes »Čechy a Prusy v středověku« (Böhmen und Preußen im MA.) verwiesen, in dem Golls Arbeitsweise klar zum Ausdruck kommt. Die soeben erschienenen zwei Bände seiner kleinen Schriften ( 52), Aufsätze wie wertvolle Besprechungen umfassend, gestatten überdies, die Vielseitigkeit seiner wissenschaftlichen Neigungen kennenzulernen.

Eine Sonderstellung nimmt das »Lexikon sudetendeutscher Schriftsteller und ihrer Werke für die Jahre 1900--1929. Mit einem Anhang: 1. Die sudetendeutschen


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Zeitungen; 2. die sudetendeutschen Zeitschriften« (Reichenberg, Stiepel, 1929, 38 S.) von F. Jaksch ein, das dem Deutschen Gelehrtenkalender und Literaturkalender nachgebildet ist. Erstaunlich groß ist die Zahl der geistigen Arbeiter, die dem Sudetendeutschtum entstammen oder mit ihm ganz verwachsen sind. Freilich weist das Verzeichnis gewaltige Lücken auf.

Über die werdende wie gegenwärtige Stellung und Ausgestaltung der sudetendeutschen Stadtarchive unterrichtet jetzt Oberdorffer (Jberr. 1928, Nr. 70) vortrefflich, wenngleich die stärkere Berücksichtigung der mährischen und schlesischen Städte wünschenswert gewesen wäre. -- In eine zweite große Gruppe sudetenländischer Archive: in die Herrschaftsarchive führt Krejčík ( 106) mit seinen Archivverzeichnissen ein. Die erste Aufgabe des 1919 gegründeten landwirtschaftlichen Staatsarchivs bestand in der Sicherung und vorläufigen Inventarisierung der Bestände. Daraus erklärt sich, daß die Inventare nur sehr summarisch gehalten sind und lediglich eine allgemeine Vorstellung von dem Vorhandenen vermitteln. --Grolig ( 149) hat ein nützliches Verzeichnis der in der Olmützer Studienbibliothek aufbewahrten Handschriften zusammengestellt. --Podlaha ( 173) bringt Ergänzungen zu seinem vorzüglichen Handschriftenkataloge der Prager Domkapitelbibliothek. -- Bibliographie und Buchgeschichte der Sudetenländer stellt Nosovský ( 140) in den Mittelpunkt seines umfänglichen Buches. Der kultur- und geistesgeschichtliche Hintergrund, den N. nie aus dem Auge läßt, macht diese Buchhandelsgeschichte zu einem wertvollen Maßstabe und Gradmesser der jeweiligen kulturellen Lage. Die Darstellung führt in breitem Strome bis 1918, verzeichnet auch die wichtigsten Veränderungen der Nachkriegszeit.

Es will viel bedeuten, wenn für ein so sprödes Gebiet wie Siegel- und Wappenkunde von einer großen Monographie berichtet werden kann. Vojtíšek ( 268) hat sich durch die gewissenhafte Bearbeitung der Siegel und Wappen sudetenländischer Städte (auch Leobschütz und Glatz sind mit einbezogen) ein beträchtliches Verdienst erworben. Unter den 66 behandelten Städten nimmt Prag naturgemäß den ersten Platz ein. Da gerade das Städtewesen so gut wie ganz von den Deutschen ins Land gebracht wurde, ist es nicht verwunderlich, daß V. zum Ausgangspunkte die Ergebnisse der deutschen sphragistischen und heraldischen Wissenschaft nimmt, um, gestützt auf sein reiches, geschlossenes Material, über sie hinauszukommen. Vor allem die Lehren Hupps sucht er auf weite Strecken, die Hauptmanns wenigstens teilweise zu berichtigen. Erlangt damit die Arbeit bereits überlandschaftliche Bedeutung, so um so mehr noch dadurch, daß sie auf einem Sondergebiete den Weg zur Erkenntnis des Zusammenhanges zwischen dem Städtewesen des Reichs und der Sudetenländer, des Fortschreitens dieses so wichtigen kulturellen Instituts vom Westen nach dem Osten frei legt.

Die Münzkunde erfreute sich 1929 eines besonders reichen Zuspruchs. Entbrannte doch mit der Tausendjahrfeier für den hl. Wenzel auch der Streit um die Echtheit des sogenannten Wenzeldenars von neuem. Zunächst trat Chaura ( 23) temperamentvoll und mit bestechenden Gründen für die Unechtheit des Denars in die Schranken. Gegen seine Argumente lief Skalský ( 209) Sturm. Ihm stand ein viel reichhaltigeres, räumlich weiterreichendes Vergleichsmaterial zur Verfügung. Danach entscheidet er sich unbedingt für Wenzel als Münzherrn, nicht als Heiligen. Wenzels Tat hing eng mit dem Streben nach


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politischer Einheit und Selbständigkeit zusammen. Daneben sollte mit der Münzprägung die kulturelle Hinwendung zum Westen manifestiert werden. -- Das Jubiläumsjahr zeitigte auch dankenswerte Abrisse der böhmischen Münzkunde, die geeignet sind, etwa Luschins Münzkunde zu ergänzen, wohl auch zu berichtigen. Ječnýs ( 77) Arbeit wird man vor der Katzs ( 87) den Vorzug deswegen geben, weil sie eingehender ist, viel mehr Abbildungen und Schrifttumsangaben aufweist. -- Numismatische Einzelarbeit vermag besonders die Frühzeit der böhmischen Geschichte bedeutsam zu bereichern. So hat Skalský ( 210) aus Münzfunden eindeutig den Namen der vielleicht deutschen Gemahlin Boleslavs I., Biacota festgestellt. Nicht minder wichtig gerade für die deutsche Dynastengeschichte sind S.s Ergebnisse aus der Untersuchung der Emma, der Gemahlin Boleslavs II., zugeschriebenen Münzen, wonach Emma die Tochter Konrads II. von Burgund und Schwester Giselas gewesen sei. Eine ähnliche Studie über einen Denar der Fürstin Eufemia legt Nohejlová ( 136) vor. -- Eine eingehende Arbeit hat ebenfalls Nohejlová ( 138) für die Geschichte der Prager Münzstätte von ihrer Begründung 1537 bis 1618 vorgelegt. Archivalisches Material und Münzen helfen ein reiches Bild der Münztätigkeit schaffen, das nur noch übertroffen werden würde durch gleichgearbeitete der Münzstätten in Kuttenberg und Joachimsthal. Dem Nürnberger Großhändler Barthel Albrecht widmet Nohejlová ( 137) noch eine besondere, die engen Beziehungen Albrechts zur Prager Münze beweisende Studie. --Katz ( 90) weist nach, daß die aus dem J. 1590 stammenden Dreikaisertaler in Joachimsthal bei Zacharias Kampf geprägt worden sind. In einer Untersuchung über Alessandro Abondio fördert Katz ( 88) wichtige Beiträge zur Kultur am Hofe Rudolfs II. und Mathias' zutage.

Die durch den Weltkrieg unterbrochene Ausgabe neuer Geschichtsquellen findet nunmehr wieder eine reiche Fortsetzung. Das Tschechoslowakische Editionsinstitut setzte sich zur Hauptaufgabe, vor allem das ma.liche böhmische Urkundenmaterial der Forschung zugänglich zu machen. Vor allem galt es, das mit dem J. 1346 abbrechende monumentale Regestenwerk Emlers fortzusetzen. Dieser Aufgabe hat sich mit vielem Fleiße und Geschick Mendl (Jberr. 1928, Nr. 142) unterzogen, der zunächst den IV. Band, reichend von 1355 bis 1363, in zwei bis 1357 führenden, 703 Stücke umfassenden Faszikeln vorlegt. Das Material schwillt im 14. Jhd. von Jahr zu Jahr an und es ist daher eine ernste Frage für ein so großes Unternehmen, wie diese Stoffmengen gemeistert werden sollen. Neu zu dem Emlerschen Muster sind Angaben über die Überlieferung, über die wichtigsten Druckorte und eine Siegelbeschreibung hinzugekommen. Der vorliegende Band weist eine Reihe Inedita auf. Besonderen Wert besitzen jene, die über ein zwischen Böhmen und Frankreich geplantes Bündnis, das Mendl-Quicke ( 766) in einer Sonderstudie behandeln, erwachsen sind. M. dürfte erst nach Vollendung des Bandes die Vorrede liefern, in der dann wohl auch Rechenschaft über die bei der Schreibung der Ortsnamen angewandten Grundsätze gegeben werden wird. Für den unaufgeklärten Beschauer mutet die eingehaltene Übung chaotisch an.

Nur kurz braucht hier auf den 2. Band des von Hrubý (Jberr. 1928, Nr. 141) herausgegebenen böhmischen Kronarchivs hingewiesen werden, da der 1. Band noch aussteht. H. steckt sich ein editorisches, wie archivgeschichtliches Ziel. Zunächst gibt er alle im Kronarchiv aufbewahrten Urkunden im vollen


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Wortlaute wieder. Gerade in dieser Sammlung befinden sich, wie es bei den die deutsche Königswürde bekleidenden böhmischen Königen nicht anders möglich war, viele Urkunden, die sich ausschließlich auf die deutsche Geschichte beziehen. Eine Reihe Inedita erhöhen den Wert der im allgemeinen allen Erforderungen der Diplomatik entsprechenden Ausgabe, die sich bei den 373 abgedruckten Stücken in der Ortsnamenschreibung an die in Mendls vorhin erwähnter Ausgabe angewandten »Grundsätze« hält. Inzwischen ist ein kleiner Bruderstreit zwischen Mendl ( 126) und Hrubý ( 73) ausgebrochen, da sie beide ja ungefähr die gleiche Zeit bearbeiten und daher die kleinen gegenseitigen Schwächen am besten sehn. -- In die Bearbeitung des böhmischen Kronarchivs hat sich Hrubý mit Koss ( 102) geteilt, der vorläufig auch nur den 2. Band, den Katalog der Urkunden für die Jahre 1158--1346 enthaltend, fertiggestellt hat. K. gibt die Urkunden in Regestenform wieder und beschreibt sie überaus sachgemäß. Eine Reihe neuer Urkunden hat auch er ausfindig gemacht.

Aber auch auf dem Gebiete der das ganze Land umspannenden Sonderinstitutionen werden immer mehr Quellen erschlossen. Das böhmische Hofgericht, das typische ständische Adelsgericht, mit einem ausgedehnten Zuständigkeitskreise führte ob der Wichtigkeit der zu verhandelnden Gegenstände eine ganze Reihe selbständiger, mit dem Gerichtswesen zusammenhängender Bücher, deren Herausgabe sich besonders Friedrich ( 40) widmet. Schon früher gab er Citationsbücher in drei Bänden (Archiv český 31, 35, 36) heraus, denen in Bälde der 4. Band folgen soll. Sie beschäftigen sich ausschließlich mit den Angelegenheiten, welche die vom König wieder vergebenen heimgefallenen Güter betreffen. Daneben haben sich trotz des großen Brandes von 1541 noch einige Citationsbücher aus dem 14. u. 15. Jhd. erhalten, in denen die Streitigkeiten der Adligen den Hauptinhalt bilden. Fr. legt den ersten Band vor, dem noch ein zweiter folgen soll. -- F. Rudolf: Die Jägerndorfer Landtafelbücher [Ztschr. f. Gesch. u. Kulturgesch. Schlesiens 19 (1926/29), S. 109--121] trachtet ein Gegenstück zu der von Kapras besorgten Ausgabe der Landtafel für das Herzogtum Troppau zu leisten. Das erste Buch der Landtafel umfaßt im Herzogtum Jägerndorf die Jahre 1404--1522 und wird vorläufig bis 1411 ediert. -- Nur sehr langsam geht es mit der Herausgabe der böhmischen Landtagsverhandlungen vorwärts. Begreiflich genug angesichts des ins Ungemessene anwachsenden Stoffes, den nunmehr Novák ( 142) für den Generallandtag in Prag 1611 bewältigt hat. Gerade damals wurde die so wichtige Absetzung Rudolfs II. verhandelt und beschlossen, mit Mathias um die ständischen Forderungen zäh gerungen. Die Nebenländer machten ihre gewichtige Stimme geltend. All diese verschlungenen diplomatischen Kraftproben schildert N. mit Geschick in einer umfänglichen Einleitung.

Auch der Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen nimmt in seiner Editionstätigkeit abgerissene Fäden wieder auf. A. Müller verdankt die sudetendeutsche Wissenschaft ein »Quellen- und Urkundenbuch des Bezirkes Teplitz-Schönau bis zum J. 1500« [ersch. in »Stadt- u. Urk.-Bücher aus Böhmen VII« (1929), 4, VI u. 426 S. u. 9 Tafeln], in dem sich das Material hauptsächlich um die Städte Teplitz und Graupen gruppiert. Die Wirkungen der auch Urkunden verderbenden Hussitenkriege offenbaren sich in einer auffälligen Urkundenarmut im 13. und 14. Jhd. M. nahm in seine Sammlung auch Mautverzeichnisse, Stadtbücher usw. auf. --


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Bestes läßt sich für die Quellenkunde der böhmischen Städte von Vojtíšek ( 260) erwarten, der soeben die erste Lieferung eines großen Tafelwerkes über die Entwickung der Stadtbücher fertiggestellt hat. Ihm schwebt als Ziel die Darstellung dieser Entwicklung an Hand zahlreicher kennzeichnender Beispiele von der ältesten bis in die neuere Zeit vor. Die meisten Stücke der ersten Lieferung, die ausschließlich den Prager Städten gewidmet ist, gehören dem 14. und 15. Jhd. an. Die Reproduktion der Tafeln ist bestens gelungen. V. stellt als guter Kenner auf diesem Gebiete eine eingehende Monographie über die Entwicklung des Stadtbuchwesens in Aussicht.


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