c) bis ca.

1770. Mit der Übersiedlung Rudolfs II. nach Prag konzentrierte sich hier wie in der Zeit Karls IV. ein Großteil europäischen politischen Lebens. Zudem waren die Habsburger zum Gutteil auch an das Schicksal Böhmens geheftet. So zeigt Kot ( 103) an einem lehrreichen Beispiele zur Geschichte der öffentlichen Meinung, wie sehr den Habsburgern der Widerhall ihres Vorgehens in Böhmen 1547 geschadet hat. K. sammelt nun eine Reihe publizistischer Stimmen aus dem 16. Jhd., die deutlich die Haltung der polnischen Adelsnation widerspiegeln. Welch große Schwierigkeiten den Habsburgern erwuchsen, führt Macůrek ( 119) für das Interregnum von 1586/7 drastisch vor Augen. Die den Habsburgern entgegenarbeitenden Lager, die polnischen Nationalisten, wiesen auf die deutschen Interessen und die deutsche Herkunft der Habsburger hin. Obwohl die diese im Wahlkampfe zugunsten Schwedens unterlagen, setzten sie doch ihre Bemühungen fort und dies bis 1594. Zum gleichen Gegenstande liegen noch wichtige Sonderarbeiten vor. Sobieski ( 211) weist darauf hin, daß sich Rudolf II. auf die falschen Leute stützte, so auf Wilhelm von Rosenberg. Für das J. 1591 steuert Macůrek ( 118) eine Ergänzung bei, die den in diesem Jahre in Maximilians


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Interesse nach Polen gesandten Johann Ducker betrifft. Der Bericht, den Ducker über seine Reise abfaßte, liefert ein äußerst anschauliches Bild Polens jener Zeit. Diese deutsche Relation druckt M. auf S. 17--107 seiner Arbeit ab. Der letzten Phase dieser Bewerbungen Habsburgs gehört die Gesandtschaft Wenzel Berkas von Duba von 1593 an. Darüber berichtet Letošník ( 112).

Schon hier zeigte sich, welch wichtige Stellung der böhmische Adel einnahm. Vermochte sich die Krone seiner Mithilfe nicht zu versichern, drohte ihr dauernd die schwerste Gefahr. Dies beweist allzudeutlich unter Rudolf II. die Tätigkeit des Geschlechtes der Vchynský, über die Líva ( 114) eine Arbeit vorlegt. Sie unterrichteten Rudolf über alle Vorgänge in Prag und waren an der schließlichen Absetzung Rudolfs und der Einsetzung des Mathias hauptbeteiligt. 1611 aber war ihre Aufgabe erfüllt, Mathias ließ sie nicht unbelohnt. -- Reiches Material verarbeitet Kalista ( 84) über das Schicksal des in kaiserlichen Diensten gestandenen Diviš Černín, der dann aber von der katholischen Partei verdächtigt und 1621 als einziger Katholik hingerichtet wurde. -- Zu den 1621 Hingerichteten gehörte auch Wilhelm d. Ä. Konecchlumský. Einige Feldzugsbriefe von 1605, die er vor allem an die Kuttenberger schrieb, teilt Škrdle ( 234) mit. -- F. Hrubý ( 69) bleibt auch diesmal mit Beiträgen zur böhmischen Adelsgeschichte des 17. Jhds. nicht aus. Wieder hat er reiche archivalische Schätze vorzulegen; die Korrespondenz des Führers des böhmischen Aufstandes, des Deutschen Heinrich Mathias Thurn. Sie fällt in die Zeit von November 1620 bis Anfang 1632. Das neue Material hilft vor allem die Schicksale Thurns nach 1624 wesentlich erhellen. Thurn sah nach 1629 die Rettung der böhmischen Emigration nicht mehr bei Holland, England, Dänemark, sondern einzig bei Schweden liegen. Gustav Adolfs Interesse wurde auf Böhmen gelenkt. Aus der Chronik Hoppes, des Burggrafen von Elbing, erhellt dann das weitere Schicksal Thurns, über das Hrubý ( 833) gelegentlich der Schilderung der Tätigkeit eines anderen böhmischen Emigranten, Ladislav Welen von Zierotin mitberichtet. Die Korrespondenz läßt vor allem Thurns Persönlichkeit schärfer erfassen, als es bis dahin möglich war. Bei ihm waren die habsburgischen Überlieferungen noch sehr stark. Er genoß aber ein hohes Ansehen unter den Emigranten, wie in der internationalen Welt. Er war kein Abenteurer, wozu man ihn oftmals gestempelt hat. -- Aus Hrubýs Arbeit erhellt wieder, wie aufschlußreich Untersuchungen über die böhmische Emigration werden können. Daher sei mit Nesměrák ( 135) die Aufmerksamkeit auf die Sammlung eines Dresdner privaten Forschers gelenkt, der über die böhmischen Emigranten in Sachsen ein großes Werk zusammengestellt hat, in dem 15 000 ausgewanderte Familien nachgewiesen werden. -- Das Interesse für die Person Wallensteins ist nach wie vor rege. Über seine Tätigkeit als Wirtschaftspolitiker wird weiter unten berichtet. Auf reichem Archivmaterial baut Ressel (nr. 324) den Stammbaum der Wallensteine auf und kommt bis ins 12. Jhd. auf Marquard. -- Wieviel für Wallensteins Geschichte noch an neuem zu erwarten ist, mag aus Roubiks ( 200) archivalischer Studie über die Schicksale des Wallensteinarchivs entnommen werden. Heute liegt der größte Teil des persönlichen Archivs Wallensteins im Archiv des Ministeriums des Innern in Prag, ebenso die Wirtschaftssachen, die Jitschin betreffen. Die anderen Teile ruhen im Archive des Kriegsministeriums in Wien. -- Gleich angeschlossen sei der Bericht Roubíks ( 201) über das Nachoder Archiv der


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Piccolomini, das die persönliche Registratur Oct. Piccolominis bis 1656 umfaßt. --


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