II. Zur geschichtlichen Landeskunde einzelner Räume.

Aus der großen Zahl erschienener Schriften seien nur wenige hervorgehoben, denen eine allgemeinere Bedeutung zukommt. Eine scharfsinnige, alle Quellen auswertende Untersuchung bot R. Heuberger ( 373) über die um den Anfang des 4. Jhds. vorgenommene Zerlegung Rätiens in zwei Verwaltungssprengel. Es wird gezeigt,


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daß die Grenze von der Gegend im Osten des Bodensees quer durch die Alpen zum Vorarlberg, zur Finstermünz, zum Reschen-Scheideck und Jaufen gegangen sei und in frühmittelalterlicher Abgrenzung fortlebte, so daß auch das merkwürdige Sonderdasein des fränkischen Churwalchen dadurch verständlich erscheint. Dies kann auch durch die kirchliche Landesgliederung begründet werden. Aus dem Rheinlande liegen mehrere Arbeiten vor, die dem Problem der Kulturlandschaft gewidmet sind, wobei sehr wesentlich auch die Betrachtung der Siedlung einbezogen zu werden pflegt: so eine Studie über den Kaiserstuhl (H. Schrepfer,384) und über das Land an der unteren Nahe (Lieselotte Kayser-Boelitz,386). Am eigenartigsten ist die Arbeit von Gerda Bernhard ( 390) über das nördliche Rheinhessen, in der die Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Landschaft in historischen Querschnitten aufgedeckt werden sollen. Der historische Gesichtspunkt kommt am meisten zur Geltung in dem Abschnitt über den Gang der Besiedlung von der vorgeschichtlichen Zeit bis zum Abschluß des ma.lichen Landesausbaus und dem Wüstwerden mancher Siedelplätze. Eingegangen wird sodann auf die Waldmarken, die Gaue und das Reichsgut, die Bildung der Territorien. Eine ausführlichere Betrachtung ist dem Dorfe und seiner Verfassung in weltlicher und geistlicher Hinsicht, auch dem Dorfbild gewidmet, in einer Landschaft, die schon früh durch ihre »Urbanisierung«, durch das Aufkommen von Flecken und Weinmärkten einen eigentümlichen Charakter ausgeprägt hat. Die beigegebenen Dorfgrundrisse sind leider allzu schematisch; wertvoll ist die Übersichtskarte (auf Grund der topographischen Karte 1 : 100 000). Aus Hessen liegen mehrere tüchtige Studien vor über eine Reihe von Ämtern oder Kreisen, worin die planmäßig angelegten Vorarbeiten zu dem großen hessischen Geschichtsatlas weiter gefördert werden ( 392--395). Der historisch-kirchlichen Geographie gilt eine umfassende Behandlung der Diözese Worms durch H. Meyer ( 388).


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