VI. Epos.

A. Hofmeister ( 470) macht aus einer Hs. aus dem Greifswalder Franziskanerkloster eine hexametrische Bearbeitung von Ebos Vita Ottos v. Bamberg bekannt. Er ist geneigt, den Schreiber der ganzen Hs., Heinrich


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Sund, auch für den Dichter zu halten, doch finden sich Stellen, die man dem Dichter, trotz seines erbärmlichen Lateins, doch nur mit dem größten Bedenken zuschreiben möchte, wie etwa V. 224. Es ist beachtenswert, daß sich erst im 14. Jhd. ein besonderer Kult des hl. Otto ausbildet, wie H. Frederichs darlegt ( 470). -- K. Strecker zeigt ( 471), daß die Regensburger Hs., die uns den Christophorus des Walther von Speyer erhalten hat, das von Walther nach Salzburg geschickte Dedikationsexemplar ist. Daß Walther auch der Schreiber war, ist kaum zu beweisen. An einzelnen Stellen wird Harsters Text verbessert oder erklärt. Derselbe weist nach ( 472), daß die allgemein angenommene These Brandis, die Gesta Witigowonis von Purchard hätten 200 Verse eingebüßt, nicht haltbar ist. -- H. Walther ( 473) teilt 111 Verse einer hexametr. Vita des hl. Theodericus von dem Vorsatzblatt einer Reimser Hs. mit, dazu ein kleines Stück einer Vita s. Theodulfi. -- Merzdorffs Ausgabe des Troilus des Albert v. Stade soll durch eine Bearbeitung von K. Fiehn ersetzt werden. Möchte es möglich sein, sie zum Druck zu bringen. Als Vorbereitung handelt er ( 475) über Leben und Werke des Albert und bespricht (no. 453) einige schwierige Stellen des Werkes. Gleichzeitig erschien in Stammlers Verfasserlexikon ( 446) ein sorgfältiger Artikel von O. Schumann über Albert. -- J. Hammer ( 476) handelt über metrische Summarien des Geoffrey of Monmouth mit nicht sehr großer Sachkenntnis, die Verse, die er als leoninisch anspricht, pflegen wir sonst als unisoni zu bezeichnen, und das verbreitete Pergama flere volo scheint ihm sogar ganz unbekannt zu sein. -- Sehr wertvoll ist es, daß Edw. Schröder ( 477) sich einmal der Personennamen im Waltharius erbarmt und sie, die vom etymologischen und sagengeschichtlichen Standpunkt aus ja genugsam besprochen sind, auf ihre Form, Orthographie u. Prosodie hin geprüft hat. Anschließend zieht er daraus Folgerungen für Zeit, Heimat und Quelle (geschriebenes deutsches Gedicht am fränkischen Mittelrhein im 9. Jhd. in alliterierenden Langzeilen.) Betr. der Namen möchte ich doch noch sehr verspätet auf einen vernünftigen Aufsatz von M. Prinet, Romania 47, 382 f., hinweisen, der schon 1921 bemerkte, daß Formen wie Walthere, Gunthere, Hadawart in einem französischen Gedicht undenkbar wären. Zu der Frage nach der Heimat des W. ist auf den Aufsatz von A. L. Corin ( 478) hinzuweisen, der mit wohltuender Objektivität alle schwierigen Punkte behandelt. Wenn ich auch vieles anders sehe, so kann ich ihm doch oft beistimmen, und daß er über Geraldus-Erchanbald zu einem non liquet kommt, kann ich durchaus verstehen, denn ich habe mehr als einmal erklärt, daß mir Grimms Auffassung zwar die wahrscheinlichste ist, aber von aller Sicherheit fern zu sein scheint. Dieselbe Objektivität zeigt er bei der Besprechung des Ruodlieb, doch bin ich hier nicht damit einverstanden, daß er es für nötig gehalten hat, Wilmottes groteske Entgleisung, die er offenbar als solche empfindet, der verdienten Vergessenheit zu entreißen. Scherzhaft ist, daß auch er über die 'Rheinanken' gestolpert ist. -- Zur Vita Mariae rhythmica gibt. Edw. Schröder ( 474) zahlreiche erwünschte Korrekturen und Beiträge, und ebenso teilt er Zs. f. d. A. 1931, 249 ff., ein Fragment einer frühen Bearbeitung der Interrogatio Anshelmi mit. --De Henrico wird diesmal von Ph. A. Becker ( 479) behandelt, der sich wundert, daß das Gedicht so viel Kopfzerbrechen gemacht habe. Er sieht in Heinrich den Bayernherzog Heinrich IV., den späteren Kaiser Heinrich II., der im Spätherbst

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997 mit Heeresmacht zu Ottos III. Hoflager kommt. Der zweite Heinrich wäre Heinrich von Luxemburg, sein künftiger Schwager. -- Eine reichhaltige Sammlung bisher mehr oder weniger unbeachtet gebliebener kleiner Gedichte aus Karolingerzeit mit mancherlei gelehrtem Beiwerk bringt B. Bischoff ( 480) --Walahfrids oft behandeltes Gedicht De imagine Tetrici unterzieht Däntl ( 481) einer neuen Untersuchung, in der besonders die politische Tendenz desselben in interessanter Weise ins Auge gefaßt wird; vorausgeschickt ist ein Abdruck des Gedichtes mit deutscher Übersetzung. Wenn auch die Stellen zahlreich sind, an denen man Anstoß nimmt, so möchte ich doch die fesselnde Arbeit zur Nachprüfung nachdrücklich empfehlen. Auch das letzte Kapitel, Besprechung des Standbildes, verdient Beachtung. --Rand ( 482) geht von den wundersamen Versen aus, die die Vita Columbani des Jonas einleiten, und hebt hervor, wie nahe sie in Form und Inhalt den Hisperica famina stehen, die ihrerseits Verwandtschaft mit irischen Literaturprodukten deutlich zur Schau tragen. 'This specimen of the isperica famina is enough to show its Irish exuberance'.


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