c) Salier.

Unter den Arbeiten zur Geschichte der Salier steht voran die Abhandlung, mit der P. Kehr ( 717) den Abschluß der Diplomataausgabe Heinrichs III. begleitet hat und in der er in methodisch sehr lehrreicher Weise den Ertrag aus den Urkunden für die Geschichte dieses Kaisers zieht. Die Abhandlung bespricht der Reihe nach die Beziehungen Heinrichs III. zum deutschen, italienischen und burgundischen Reichsteil und dann sein Verhältnis zu den Päpsten, eine wichtige Ergänzung zu den nun schon ziemlich alten Jahrbüchern von Steindorff. Erstaunlich günstig fällt das Gesamturteil über den ja sehr verschieden bewerteten Kaiser aus: die dynastische Politik im Reiche, das straffe Regiment über die bewußt reformierte Reichskirche und das ihr eingegliederte Papsttum werden durchaus als Fortführung der Politik Konrads II. auf dem Wege eines »erstarkenden Königtums« aufgefaßt und denjenigen unter den Neueren, die Heinrich III. wegen seiner Verbindung mit den Reformern tadeln, wird in sarkastischer Formulierung entgegengehalten, daß der frühzeitige Tod des Kaisers »gewiß ein unverzeihlicher Fehler« gewesen sei. -- Die Beurteilung Heinrichs IV. durch die Geschichtschreibung in Deutschland vom Humanismus bis zur Aufklärung ist Gegenstand einer Studie von E. Schirmer ( 719), die ein umfangreiches Material besonnen verarbeitet (etwas allzu schematisch sind nur die Verweisungen auf den alten Jöcher, so auch bei Luther!). Man lernt daraus, daß wir es im Grunde nicht sehr weit gebracht haben: konfessionelle und partikularistische Befangenheit haben das Bild Heinrichs IV. früher ebenso bestimmt wie noch heute. -- Den Aufsatz von E. Arup ( 693) über die Lebensgeschichte von Heinrichs Zeitgenossen König Sven Estridson von Dänemark konnte ich nicht einsehen. Er wird (H.Z. 145, 444) als wichtig bezeichnet; seine Ergebnisse seien »im ganzen überzeugend und für die Geschichte des gesamten Nordens und Englands im 11. Jhd. belangreich«.

Die Persönlichkeit des Bischofs Hermann von Metz ist von zwei Autoren behandelt worden; sie ergänzen sich in recht erwünschter Weise. Fr. Ruperti ( 722) betrachtet mehr die Einzelheiten des Lebensganges und die Amtshandlungen des Diözesanbischofs, wie sie seine nicht eben zahlreichen Urkunden erkennen lassen. Der Übersetzer, Abbé G. Hocquard, hat die bibliographischen Angaben, vor allem in den Regesten, vervollständigt, gelegentlich auch sachliche Änderungen vorgenommen und manche allgemeineren Ergänzungen, meist aus Fliches Büchern -- also aus einer nicht immer überzeugungskräftigen Quelle -- hinzugefügt. In der Arbeit von S. Salloch ( 721) steht, wie schon der Untertitel zeigt, die Frage der politischen Stellungnahme Hermanns zu den Fragen des Investiturstreits im Vordergrund. Dabei erfahren die berühmten programmatischen Briefe Gregors VII. an Hermann eine eingehende Analyse (der Brief Reg. VIII 21 auch einen überlieferungskritischen Exkurs). Da wir keinerlei politisches Schriftstück aus Hermanns Feder besitzen, läßt


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sich seine Zuordnung zu den gemäßigten Reformern, etwa nach Art des Peter Damiani, nur indirekt auf Grund seines Verhaltens beweisen. Aber der Beweis darf als geglückt bezeichnet werden. Unzutreffend ist es, wenn S. von einem »Vikariat« Hermanns redet; seine Aufträge halten sich durchaus im Rahmen der später sog. iudices delegati. -- Eine Episode des italienischen Investiturstreits schildert E. Kittel ( 1530), nämlich die vergeblichen Bemühungen der Reformpartei, besonders Gregors VII., die vita communis im Domkapitel von Lucca einzuführen. Die Abhandlung, deren Hauptinteresse auf kirchenverfassungsgeschichtlichem Gebiet liegt, ist auch lehrreich für die italienischen Jahre Heinrichs IV. und die Kräfte, die sein Auftreten jenseits der Alpen unterstützten. -- Die schon mehrfach erörterten verwandtschaftlichen Beziehungen des sächsischen Adels zu dem Fürstenhause von Rußland werden von R. Bloch ( 264) in einem wertvollen, weil auch die russische Literatur verwertenden Aufsatz besprochen. Neu darin ist die Gleichsetzung des von Albert von Stade (in seiner vielberufenen Genealogie der Ida von Elsthorpe) genannten Warteslaw mit dem in russischen Quellen Jaropolk genannten Sohn des Fürsten Svatoslaw († 1076), wofür Bl. neue und einleuchtende Argumente beibringt. -- Sehr zu begrüßen sind die Forschungen von H. Sproemberg über französisch Flandern in der Zeit der gregorianischen Reform ( 724). Sie gruppieren sich um die Persönlichkeit des Alvisus, der 1111--1131 Abt von Anchin (bei Valenciennes), 1131--47 Bischof von Arras war, sind aber breiter angelegt und stellen in gewisser Hinsicht eine Ergänzung und Fortführung von Sackurs bekanntem Buch über die Cluniazenser dar, zwar für ein räumlich begrenzteres Gebiet, aber doch für eine Epoche, in der die Kirchenreform sich durchsetzte und in ihrer Breitenwirkung besonders fühlbar wurde. Was das deutsche Reich anlangt, so werden diese Beziehungen erst in dem zweiten, angekündigten Teile besonders bedeutsam werden; in dem vorliegenden ersten sind neben den französisch-flandrischen Angelegenheiten, die im Vordergrund stehen, auch die Ausstrahlungen nach England hin besonders interessant (vgl. auch H. Z. 148, S. 340).


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