d) Staufer.

Der Vortrag von D. C. Munro ( 729) zeigt, daß die Einstellung des Abendlandes gegenüber dem Islam im Zeitalter der Kreuzzüge keineswegs nur eine feindliche war, sondern daß sich bei einigen Chronisten doch auch eine verständnisvollere Auffassung vorfindet. -- Das ansprechende Buch von G. W. Greenaway ( 726) will dem Mangel an englischer Literatur über Arnold von Brescia abhelfen und tut das auch mit Erfolg. Die gedruckten Quellen sind einer besonnenen Kritik unterzogen, das umfangreiche Schrifttum zur Lebensgeschichte Arnolds und seiner Zeitgenossen ist nahezu vollständig verwertet. Das Buch reiht sich den gerade in England neuerdings fleißig betriebenen Studien über die geistigen Erscheinungen des 12. Jhds. (Poole, Webb, Haskins u. a.) würdig an, lehnt einseitige Auffassungen italienischer Biographen ab und erblickt in Arnold in erster Linie den religiösen Reformer, wie das auch die Meinung der deutschen Forschung ist. -- Die geistesgeschichtliche Stellung eines Zeitgenossen Arnolds, nämlich Gerhohs von Reichersberg, ist Gegenstand einer tiefschürfenden Untersuchung von H. H. Jacobs ( 1855), in der sein Standpunkt zu der Theologie und zur Rechtswissenschaft sowie die Wurzeln seiner Geschichtsauffassung aufgedeckt werden.

Unter den Arbeiten über Friedrich Barbarossa stehen voran die sehr anregenden Ausführungen von A. Brackmann ( 725), der das Übergreifen des


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zuerst in den normannischen Erobererstaaten (Normandie, Rußland, Unteritalien, England) verwirklichten neueren Staats- und Herrschertyps auf Deutschland verfolgt. Wenn dieser modernere Herrschertyp, diese »Verstärkung des herrschaftlichen Faktors im Staatsleben« (Hintze) in Deutschland am reinsten in Heinrich dem Löwen verwirklicht worden ist, die Staatstheorie des Staufers aber andere geistige Schichten aufsuchen mußte und seine territoriale Expansionspolitik im Mutterland wie in Italien doch sehr bald scheiterte, so zeigen diese Gedankengänge deutlich genug, daß jener intensivere Staat seine letzte Wurzel eben in der Tatsache der Eroberung hat. -- Die Ausführungen Brackmanns ruhen z. T. auf Arbeiten seiner Schüler, von denen hier noch zu erwähnen ist R. Hildebrand »Studien über die Monarchie Heinrichs des Löwen (Diss. Berlin 1931). Sie sind mit Erfolg bemüht, für die territorialpolitischen Maßnahmen des Löwen in seinem bayerischen Herzogtum die wirtschaftlichen Motive -- Erwerb und Ausbau von Plätzen günstiger Verkehrslage, vor allem zur Beherrschung des Reichenhaller Salzhandels -- aufzuzeigen. Eine Fortsetzung für Sachsen wäre sehr zu wünschen. -- In das Lager der der päpstlichen Gegner Barbarossas führt das Buch von G. Dunken ( 727), das zusammenfassend die Tätigkeit der Legaten Hadrians IV. und Alexanders III. in Oberitalien schildert und erneut erkennen läßt, wie tief die Gegensätze im kirchlichen Leben waren, die durch Barbarossa teils aufgerissen, teils mit neuen Impulsen erfüllt wurden. Gegen die Sauberkeit der kritischen Einzelforschung habe ich in einer Besprechung in der Hist. Vjschr. 27 (1932) 846--47 in vielleicht allzu schroffer Form Einwände erhoben; am sachlichen Inhalt meiner Kritik bedauere ich nach erneuter Prüfung festhalten zu müssen: das Buch leistet nicht das, was nach dem Stande der Vorarbeiten hätte geboten werden können.

Auch gegen die Ergebnisse der Ausführungen von A. Schreiber ( 730) kann ich Bedenken nicht unterdrücken. Er führt die Ursache des Bannerstreits von Akkon zwischen Richard Löwenherz und Leopold von Österreich auf eine schon länger bestehende Feindschaft zwischen diesen beiden zurück, die ihren Grund in der Abtrennung Österreichs von dem bayerischen Herzogtum Heinrichs des Löwen, Richards Schwager, gehabt haben und durch den Erwerb der Steiermark durch Österreich noch vertieft worden sein soll. Das mag noch angehen; wenn aber dann der Rückkehr Richards aus dem hl. Lande der Gedanke untergelegt wird, daß er die Absicht gehabt habe, über Ungarn zu reisen, dessen König er in seine welfenfreundliche und stauferfeindliche Kombination habe einbeziehen wollen, so fragt man sich, weshalb er nicht von dem seit 1186 wieder ungarischen Zara direkt unter Umgehung des deutschen Reichs nach der Donau gereist ist. Hier scheinen mir die allgemeinen Kombinationen, mit denen Sch. arbeitet, zu weit zu gehen. Dagegen dürfte seine Erklärung des Versprechens, das Richard de Henrico quondam duce Saxoniae gab (Const. I, n. 355) richtig sein: Richard sollte sich verpflichten, den Welfen Heinrich von Braunschweig zum Verzicht auf sein Verlöbnis mit Agnes von der Pfalz zu bestimmen.

Zur Geschichte Friedrichs II. ist der lange erwartete 2. Band des vielerörterten Buches von E. Kantorowicz erschienen ( 731). Erst dadurch wird die Diskussion auf eine sichere Basis gestellt; man ersieht daraus, mit wie gründlicher und weitgehender Literaturbeherrschung die Darstellung gearbeitet ist. Die Anmerkungen tragen auch die nach dem Erscheinungsjahr 1927


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des Textbandes herausgekommene Literatur nach und nehmen gelegentlich zu der um den Text entstandenen Diskussion Stellung. An die »Quellennachweise« schließen sich noch 10 Exkurse; es sind teils Zusammenstellungen von Listen (Dozenten u. Studenten der Neapeler Universität, Valetti imperatoris), teils kritische Einzeluntersuchungen. -- An der Untersuchung von M. Esposito ( 732) über die ma.lichen Überlieferungen von dem Wort von den drei Betrügern (Moses, Jesus, Mohammed) interessiert hier die Feststellung, daß es in der Tat zuerst von Gregor IX. dem Kaiser Friedrich II. in den Mund gelegt wird; die Quellen, die es Averroes und Simon von Tournay zuschreiben, sind jünger und unterliegen Bedenken. E. hält es für möglich, daß Friedrich privatim diese Äußerung getan hat, und stellt weitere Zeugnisse über seine angeblichen Ketzereien zusammen. -- Der Aufsatz von F. Taubitz ( 735) schildert knapp und mit besonnener Kritik der oft unglaubwürdigen Überlieferung die berühmte Mongolenschlacht auf der Wahlstatt 1241.


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