I. Quellen und Quellenkunde.

Unsere Kenntnis der Geschichte Ludwigs des Baiern fördert Bock ( 747) mittelbar durch den Nachweis zweier Fälschungen: 1. die Urkunde für den Marschall Heinrich v. Bocksberg vom 21. April 1315 (M. G. Const. 5, 224 n. 261), die dem Marschall den Kirchensatz zu Ehingen als Eigentum überträgt (er war in Wirklichkeit Lehen und nicht Eigentum), ist unter Verwendung des echten Siegels um 1393 gefälscht worden, als Benediktbeuren in den Besitz des Patronats gelangte. 2. Gefälscht ist auch eine interpolierte Ausfertigung der vom 8. Juni 1318 datierten Urkunde für das Kloster Thierhaupten (Mon. Boica 15, 103 n. II). Die Zusätze sind durch den Währungsverfall am Ende des 14. Jhds. hervorgerufen: Die Einkünfte der Pfarrei Stotzard sollen danach 8 rheinische Gulden betragen und nach dem jeweiligen Stande des Guldens ausbezahlt werden (sive crescet aut decrescet florenus in empcione aut vendicione denariorum seu solidorum), d. h. das Kloster will den durch Währungsänderung entstehenden Verlust auf andere abwälzen.

Leidinger ( 748) fand auf einem Pergamentblatt, das aus dem französischen Antiquariatsbuchhandel über den deutschen schließlich durch L.s Verdienst in die Bayrische Staatsbibliothek gelangt ist, ein die Jahre 1315 bis 1322 umfassendes Bruchstück eines Annalenwerks. Es ist ihm gelungen, nachzuweisen, daß es sich um ein Stück der Annales Asbacenses, der Jahrbücher des südwestlich von Passau gelegenen Benediktinerklosters Asbach handelt. Damit ist eine scharfsinnige Vermutung Wilhelm Erbens glänzend bestätigt, der schon 1897 einzelne Mitteilungen der Mattseer Annalen auf verlorene Jahrbücher von Asbach zurückgeführt hatte und in seinen Arbeiten über die Schlacht bei Mühldorf der Frage noch weiter nachgegangen war.

Lotte Hüttebräuker ( 120) gibt einen Bericht über Arbeiten in der Pariser Nationalbibliothek. Sie durchsuchte die lothringischen Bestände, fand außer einigen Urkunden aus dem hohen MA. und von den ersten Königen nach dem Interregnum Abschriften von 25 Urkunden Karls IV., die fast alle noch unbekannt waren, und teilt Regesten davon mit. --Kramer ( 749) bespricht, von Hans Hirsch angeregt, das vielfach als Historia Friderici III., in


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seiner endgültigen Gestalt aber vom Verfasser selbst als Historia australis, also Österreichische Geschichte bezeichnete Werk des Enea Silvio. Im Gegensatz zu Bayer und Ilgen, die sich früher damit beschäftigten (siehe DW 7798), konnte Kr. sowohl die Wiener wie die Vatikanischen Handschriften benutzen und so Abfassungszeit, Charakter und Tendenz der 3 Fassungen deutlicher herausarbeiten. Wenn man bisher die zweite als eine offizielle, in Friedrichs III. Auftrag geschriebene Fassung bezeichnete, ist das höchstens für ihren Anfang berechtigt; die Fortsetzung entstand in Italien, wo Enea sich unabhängig fühlte und dem Kaiser nur spärliches Lob spendete, ja ihn gelegentlich ironisch behandelte. Sie war knapp vor Eneas Papstwahl vollendet. Über die dritte und endgültige Gestalt und ihre Quellen erhalten wir hier den ersten eingehenden Aufschluß, der manche interessante Änderungen mitteilt, z. B. solche, die in der Schilderung der Stadt Wien vorgenommen wurden. Ein Anhang ist den Schicksalen der Piccolomini-Bibliothek gewidmet und enthält Hinweise auf die Entwicklung der individuellen Handschrift des Enea Silvio, die bei ähnlichen Forschungen sehr nützlich sein können (S. 64).


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