I. Quellen:

Eine sehr erwünschte Möglichkeit, einige der bedeutendsten Flugschriften aus den Sturmjahren der Reformation 1520--25 in guter Ausgabe zu studieren, verschafft uns Berger ( 791). In der Einleitung schildert er die Entwicklung des Flugschriftenwesens und hebt seine kulturgeschichtliche Bedeutung hervor. Dabei werden besonders die Leistungen der Humanisten, Huttens und Luthers gewürdigt. Auffallend ist, daß der Verfasser die sogenannte »Reformation Kaiser Friedrichs III.« in dessen Zeit verlegt. Jeder einzelnen der zum Abdruck gebrachten Flugschriften wird noch eine besondere Einleitung gewidmet; sprachliche und sachliche Anmerkungen und ein Wörterverzeichnis erleichtern das Verständnis der Texte. Aufgenommen sind der Eccius desolatus, der Karsthans, Eberlins von Günzburgs 1. 8. 10. und 11. Bundsgenoß und seine Schrift »Mich wundert, daß kein Geld im Land ist«, ein schöner Dialogus Cunz und der Fritz, das Gesprächbüchlein Neu-Karsthans, Balthasar Stanbergers Dialogus zwischen Petro und einem Bauern, Heinrich von Kettenbachs »Vergleichung« und »Neu-Apologia«, Nicolaus Hermann »Ein Mandat Jhesu Christi an alle seyne getrewen Christen«, Hans Sachs, »Disputation zwischen einem Chorherren und Schuhmacher« und Johannes Brenz, »von Milderung der Fürsten gegen die aufrührischen Bauern«.


S.188

In dieselben Jahre wie die Bergersche Sammlung führt uns auch die zweite hier zu erwähnende Veröffentlichung, Thomas Müntzers Briefwechsel ( 795), der auf Grund der Vorarbeiten Böhmers von Kirn herausgegeben wird. Er bringt 48 Briefe Müntzers, beginnend mit dem 1. Januar 1520 und 46 Briefe an ihn vom 30. August 1516 an, außerdem noch 10 weitere für die Lebensgeschichte Müntzers wichtige Dokumente. Alles ist mit wertvollen erläuternden Anmerkungen versehen.

Eine wichtige neue Quelle zur Geschichte des Bauernkrieges entnimmt Hollaender ( 797, auch in den »Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde« LXXI.) einer Handschrift der Nationalbibliothek in Wien. Es handelt sich um eine aus 24 Artikeln bestehende bäuerliche Beschwerdeschrift, die zwischen dem 25. Mai und Ende Juni 1525 in der Gasteiner Gegend entstanden ist und wahrscheinlich einen Prädikanten zum Verfasser hat, der bei den Bergknappen die Seelsorge versah. Sie zeichnet sich durch einen stark religiösen Einschlag und eine besonders kräftige Sprache aus. Größere Verbreitung scheint sie nicht gefunden zu haben, sie ist entweder von erzherzoglichen Kommissaren nach Wien gesandt oder von den unzufriedenen Untertanen den Salzburger Räten Erzherzog Ferdinands überreicht worden. Zu den »12 Artikeln« bestehen nur lose Beziehungen.

Mit besonderer Freude wird der Reformationshistoriker es begrüßen, daß die Ausgabe der Politischen Korrespondenz der Stadt Straßburg ( 801) sich jetzt ihrem Abschluß nähert. Im Berichtsjahre ist der erste Halbband des IV. Bandes erschienen. Er umfaßt die Zeit vom Beginn des Jahres 1546 bis zum 12. Juli 1547 und ist unter Zugrundelegung des von J. Bernays gesammelten Materials von H. Gerber bearbeitet worden. Der Herausgeber ist bemüht gewesen, die in den Archiven und der Bibliothek in Straßburg liegenden Materialien vollständiger als in den früheren Bänden auszuschöpfen, da sie jetzt nicht mehr so leicht zugänglich sind wie früher, auch andere Archive sind stärker als früher herangezogen worden. In der Einleitung, die sich bereits auf den ganzen Band bezieht, gibt er darüber Auskunft, was wir Neues aus diesem erfahren. In bezug auf den jetzt vorliegenden Teil wäre da zu sagen, daß wir über den Schmalkaldischen Krieg nichts wesentlich Neues lernen, aber gute Einblicke in die Stimmung des Heeres und in die Finanzgebarung des Bundes gewinnen, ferner erfahren wir allerhand über die Verhandlungen mit Frankreich und England. Erwähnenswert ist auch, daß Jakob Sturm in der ersten Zeit des Krieges stark zurück- und erst seit dem November 1546 wieder mehr hervortritt; er muß nun die Verhandlungen mit dem Sieger führen. Mehr Neues wird die zweite Hälfte des Bandes bieten.

Von kleineren Quellenveröffentlichungen sei der anschauliche Bericht des 24jährigen Christoph von Carlowitz an Herzog Georg über den Feldzug gegen die Türken vom Jahre 1532 erwähnt, den Hasenclever ( 798) aus einer Flugschrift, die er in der Göttinger Universitätsbibliothek gefunden hat, zum Abdruck bringt. Man erfährt daraus allerhand interessante Einzelheiten. Ferner sei verwiesen auf den italienischen Bericht über die letzte Abdankung Karls V. vom 16. Januar 1556, nämlich die Übertragung seiner spanischen Lande und Siziliens auf seinen Sohn Philipp, den Mayr ( 804) veröffentlicht. Er findet sich in einer Handschrift des Wiener Archivs und ist wahrscheinlich von einem Italiener, der der Handlung beiwohnte, für die Reichskanzlei verfaßt worden.


S.189

Er bringt zahlreiche, bisher unbekannte Einzelheiten, die den Vorgängen weit mehr Farbe verleihen als die uns bisher bekannten Quellen.


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