III. Deutsche Fürsten und Stände:

Nachträglich soll hier noch des bereits 1930 erschienenen Werkes von Franz ( 800) gedacht werden, dessen größter Teil ja unserer Periode angehört und das unzweifelhaft einen besonders wichtigen und aufschlußreichen Beitrag zur Reichsgeschichte darstellt. Der Verfasser verfolgt auf Grund umfangreichster archivalischer Forschungen, deren Ergebnisse vielfach wörtlich in den Text aufgenommen werden, die Beziehungen der Reichsstadt Nürnberg zu Kaiser und Reich und sucht die meist vorsichtig lavierende Politik der Stadt zu rechtfertigen. Man muß zugeben, daß deren Lage zwischen dem Kaiser und den ihr ja auch oft feindlich gegenüberstehenden Fürsten, besonders den fränkischen Brandenburgern, oft sehr schwierig war und daß es daher für sie auch besonders schwer war, die religiösen


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Gesichtspunkte den politischen voranzustellen, auch darf man wohl die Macht Nürnbergs auch in der Periode, in der der Verfasser selbst es noch als »mächtig« bezeichnet, nicht überschätzen. Manchmal hat man aber doch den Eindruck, als ginge der Verfasser in der Verteidigung der Politik der Stadt etwas weit. Im einzelnen kann auf den Inhalt des außerordentlich reichhaltigen Buches hier nicht eingegangen werden.

Von Arbeiten allgemeineren Inhalts sei zunächst noch der Aufsatz von Fuchtel ( 799) über den Frankfurter Anstand erwähnt. Sowohl die Vorverhandlungen wie die Verhandlungen in Frankfurt selbst werden eingehend und unter Heranziehung auch einigen neuen Materials aus München, Berlin, Weimar, Hannover und Wolfenbüttel verfolgt. Ziemlich ausführlich wird auf die Gegenwirkungen der Kurie eingegangen. Das Ergebnis der Verhandlungen sowohl, wie die Durchführung des Anstandes werden von dem Verfasser günstig beurteilt.

Zwei Forscher haben die Beziehungen Straßburgs zu Frankreich in der Reformationszeit verfolgt. Petri ( 802) setzt seine früher (s. Jberr. 5, S. 230) erwähnten Studien fort und bringt sie zum Abschluß, indem er jetzt diese Beziehungen während des Schmalkaldischen Krieges und in der Zeit des Interims und der Fürstenerhebung studiert. Hachtmann ( 802) hat sich ein weiteres Ziel gesteckt und erörtert das Thema vom Anfang des 16. Jahrhunderts bis zur Einnahme der Stadt durch die Franzosen. Beide Forscher kommen insofern zu demselben Ergebnis, als von einer Hinneigung zu Frankreich zu keiner Zeit die Rede sein konnte, doch mußte man auf ein gutes »nachbarliches« Verhältnis bei der Lage der Stadt Wert legen. Einzelne Personen, wie Johann Sturm, dachten wohl an eine engere Verbindung mit Frankreich in der Zeit des Schmalkaldischen Krieges, sie gelangten aber nicht zu maßgebendem Einfluß. Petri kann, da er nur eine Zeitspanne von sieben Jahren behandelt, natürlich mehr ins Detail gehen als Hachtmann. Von seinen Ergebnissen darf vielleicht noch hervorgehoben werden, daß er für das Jahr 1552 nicht an eine Eroberungspolitik, eine zielbewußte Rheinpolitik Heinrichs II. glaubt, wohl aber daß dieser damals Absichten auf Straßburg gehabt hat. Beiden Arbeiten liegt für die Reformationszeit natürlich die »Politische Korrespondenz« zugrunde. Von 1555 an ist Hachtmann stärker auf eigne archivalische Forschungen angewiesen, 21 der wichtigsten Aktenstücke bringt er im Anhang zum Abdruck. Von großer Politik ist in dieser Zeit allerdings weniger die Rede, als von allerhand Einzelbeziehungen und Einzelereignissen. Während der französischen Bürgerkriege fürchtet man gelegentlich die Besetzung der Stadt durch die Franzosen. Während des Dreißigjährigen Krieges steigern sich allmählich die Beziehungen, besonders seit der Besetzung des Elsasses durch die Franzosen, auch jetzt aber wünschte niemand den Anschluß an Frankreich.

Eine wichtige Ergänzung zu den eben besprochenen Schriften bringt Crämer ( 803), indem er die Wehrmacht Straßburgs von 1525 bis 1681 behandelt, und zwar sowohl die Leistungen der Stadt für das Reich und die Matrikel der unterelsässischen Stände wie ihre eigne militärische Organisation, ihre Bürgerwehr, ihre geworbene Garnison und ihre Artillerie. Er berichtet über diese Dinge in Form einer Kriegsgeschichte der Stadt. Dabei ergibt sich, daß besonders der Bischofskrieg sehr verhängnisvoll für diese gewesen ist. Im Dreißigjährigen Krieg hielt sie sich außerordentlich zurück und verfolgte seit 1621 bereits eine


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Neutralitätspolitik, die sie auch nach dem Kriege beibehielt. Erst 1678 entschloß sie sich zur Aufnahme einer kaiserlichen Garnison, die aber nach dem Nymwegener Frieden wieder entlassen werden mußte. So waren 1681 die Festungswerke zwar gut imstande, zu ihrer Besetzung aber außer den Bürgern nur 500 Mann vorhanden. Die Schilderung, die der Verfasser für verschiedene Zeiten von der Brauchbarkeit der Bürgerschaft für militärische Zwecke gibt, ist wenig erfreulich. Man hat fast für die ganze Zeit den Eindruck des Niederganges. Einige der wichtigsten Ordnungen über die Wehrpflicht werden im Anhang abgedruckt.

In einer gewissen Beziehung zu Straßburg steht auch Hasenclevers Vortrag über Sleidan und Frankreich (Elsaß-lothringisches Jahrbuch X. 1931). Auf Grund der Schriften und Briefe Sleidans schildert er dessen Beziehungen zu Frankreich und berichtet über seine Ansichten über Frankreich. Er hat sich die Mühe nicht verdrießen lassen, die Kommentarien und die andern Schriften des Geschichtsschreibers nach dieser Richtung durchzusehn und dabei manche interessante Feststellung, besonders auch in bezug auf kulturelle Dinge, Beziehungen zu einzelnen Persönlichkeiten usw. machen können.


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