VII. Die Kriege von 1866 und 1870/71.

Die Untersuchung von Gackenholz über den Kriegsrat von Czernahora vom 12. Juli 1866 ( 987) behandelt Bimarcks Bericht darüber in den »Gedanken und Erinnerungen«, zugleich mit Rücksicht auf das Verhältnis Politiker und Militär. Der Aufsatz soll zugleich ein Beitrag zur Kritik der »Gedanken und Erinnerungen« sein und ist durch deren Neuausgabe in manchem überholt.

Die von Brabant herausgegebenen Tagebücher des Kronprinzen Albert über 1866 und 1870 sind wenig ergiebig ( 986). Militärisch interessant ist ein Aufsatz »Meine Fehler im Feldzuge 1866«. Kriegsgeschichtlich aufschlußreich ist ein in den achtziger Jahren geschriebener Aufsatz »Über die Verwendung des Spatens im Feldkriege«. -- Die Veröffentlichung von Knesebeck ist recht interessant ( 985). Sie behandelt die Entsendung des hannoverschen Gesandten v. d. Knesebeck im August 1866 nach Petersburg und stellt die Darstellung von Hassel den hier aus dem Archiv veröffentlichten Dokumenten gegenüber. Das Ganze ist für Hassels Arbeitsmethode charakteristisch. Der Bericht


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ist wichtig für Preußens Haltung zu Hannover. Er zeigt ferner die Sympathie des Zaren für die Welfen, ohne daß er etwas für sie tun will. Anscheinend hat Preußen den Zaren gebeten, dem Welfenhaus anzubieten, daß der Kronprinz von Hannover das Herzogtum Braunschweig bekommen solle. -- Der Band 6 der Geschichte der Kriegskunst von H. Delbrück, die E. Daniels fortsetzt, liegt jetzt vollständig vor ( 1003). Der erste Teil dieses Bandes behandelt die kriegerischen Ereignisse bis Gravelotte (vgl. Jg. 1929, S. 267). Für den Teil bis Sedan wäre der Titel des ersten Teils »Politik verdirbt die Strategie« eigentlich verständlicher als für den ersten, jedenfalls für die französischen Vorgänge. Überhaupt sind die Untertitel merkwürdig. Die Ereignisse vom Rechtsabmarsch nach Sedan bis zum Dezember 1870 werden unter dem Titel »Masse gegen Qualität« behandelt, der doch auch für den Januar noch zutrifft. Ebensowenig ist verständlich, warum der letzte Abschnitt unter dem Titel »Völker lernen nichts aus der Geschichte« steht. Trotz allem hat der Band die Vorzüge der früheren, so wenig man manchem Urteil wird zustimmen können. Die Größe der Moltkeschen Strategie wird auch hier nachdrücklich herausgearbeitet. Daniels nimmt sehr entschieden Stellung gegen die Beschießung von Paris, die mit dem Tauchbootkrieg verglichen wird. Sehr nachdrücklich kommt in dieser Schilderung zum Ausdruck, wie schwer die Kämpfe der letzten Monate waren, wo die »Qualität« durch die »Masse« doch sehr erheblich bedroht wurde.

Die Aufzeichnungen von Offe aus dem Nachlaß des Afrikaforschers Rohlfs ( 1007) betreffen dessen Entsendung nach Tunis 1870. Rohlfs sollte die Entsendung algerischer Truppen nach Europa verhindern. -- Die spezielle Arbeit von Peyron über Bazaine in Metz ( 1005) dient der Verteidigung des französischen Generals und ist für deutsche Leser ohne Interesse.

Die Veröffentlichung über Friedrich Engels enthält von diesem verfaßte Zeitungsartikel über den deutsch-französischen Krieg, die schon früher in englischer Sprache herausgegeben waren ( 1004). Sie sind in mancher Hinsicht als Zeitdokument interessant und bezeugen den militärischen Scharfblick von Engels. Vorausgeschickt ist eine Arbeit aus den achtziger Jahren, die eine sehr einseitige Stellungnahme zur Einheitsbewegung und zur Reichsgründung enthält. Die Einleitung des Herausgebers ist ausgesprochene Parteipolitik und völlig unwissenschaftlich. Die Veröffentlichung der Aufsätze ist aber zu begrüßen.


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