III. Konservative Parteien.

In Kramers Arbeit über Ludwig von Gerlachs Stellung zum politischen Katholizismus ( 1346) erhalten wir weiteren Zuwachs zu den zahlreichen Dissertationen und sonstigen Einzelstudien, die sich seit dem Druck des Gerlachschen Tagebuchs im Jahre 1903 mit den an diese Persönlichkeit anknüpfenden Fragen beschäftigen. K. beherrscht den Stoff durchaus, wie schon seine interessante Kritik an der bisher erschienenen Literatur zeigt. Es bleibt indes fraglich, ob es richtig ist, die Probleme um Gerlach immer wieder zum Thema von Erstlingsarbeiten zu machen, ohne daß es möglich ist, zum Manuskript des Tagebuchs vorzudringen. Hat doch der Bearbeiter, Jakob von Gerlach, selbst zugestanden, Auslassungen und Zusammenziehungen vorgenommen zu haben, durch die gerade bei einem so heiklen Thema wie Religion und Politik der Zusammenhang unabsichtlich völlig verkehrt wiedergegeben sein mag. K. ist der Ansicht, daß Gerlach infolge der langen Friedensjahre von 1815--64 und der großen Auseinandersetzung von 1848 die Welt nicht in Staaten, sondern in große Parteien aufgeteilt sieht, die die große Frage des Jhds. durchzukämpfen haben. Hierbei habe G. als Preußens besondere Aufgabe in der Welt und in der gegen die Revolution geschlossenen Heiligen Allianz betrachtet, zur »Evangelischen Katholizität« durchzudringen. Um dies Ideal zu erreichen, die Vereinigung der getrennten Konfessionen durchzusetzen, suchte G. immer wieder Fühlung mit dem politischen Katholizismus. Er scheiterte nach K.s Darlegungen, weil sein Doktrinarismus die katholische Auffassung des Kirchenbegriffs verkannte.


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