1. Gesamtdarstellungen.

Das Luthertum erhielt in Elerts großem Werke eine Würdigung, die auf der Gesamtheit seiner geschichtlichen Wirkungen aufbaut ( 1757). Damit wird eine Lücke in der Religionssoziologie ausgefüllt, die von der Heidelberger Soziologenschule durch die einseitige Bevorzugung des Kalvinismus gelassen war. Auch aus dem Aufsatz von O. Hintze ( 810) spricht die Überzeugung, daß moderne politische Ideen durch den Kalvinismus wesentlich gefördert worden sind. Dagegen hänge das deutsche Luthertum unauflöslich zusammen mit dem territorialen Kleinfürstentum und den feudalständischen Verfassungen. Nun reiht aber Elerts Werk das Luthertum auf breitester Basis den Kräften ein, die die »Neuzeit« geschaffen haben. Der hier vorliegende erste Band gibt die religiös-weltanschauliche Grundlage. Wo liegen die bewegenden Kräfte? E. sagt: »Die Morphologie schreibt nicht die Theologie Luthers; sie sucht in ihr vielmehr nur denjenigen Punkt ausfindig zu machen, der den ganzen Bau des nachfolgenden geschichtlichen Luthertums zu tragen vermag. Das wäre dann der evangelische Ansatz.« Dieser evangelische Ansatz (1. Unter dem Zorn Gottes, 2. Vom Evangelium) bildet den Ausgangspunkt, von dem aus die Theologie Luthers betrachtet wird. Daran schließen sich notwendig die beiden weiteren Teile: »Dogma und Kirche« und »Weltanschauung« (Die Welt als Raum -- die Zeit). Der 2. Band, der die Soziallehren und Sozialwirkungen bringt, wird für das Gelingen entscheidend sein. -- Durch die Vollendung der 2. Auflage des Handbuches der Kirchengeschichte von Krüger ( 1714) hat der Protestantismus wieder eine Darstellung gefunden, die den Stand der Forschung wiedergibt. Die Merkmale des Handbuches: geistesgeschichtliche Zusammenhänge, Berücksichtigung der außerdeutschen Entwicklung, ausführliche Bibliographie sind beibehalten. Am 3. Band hat die gewaltige Entwicklung der Lutherforschung viel umgestaltet, im 4. Band sind vor allem die Abschnitte Pietismus und Deutscher Idealismus neu geschrieben. Auch die Nachkriegszeit ist ausführlich zu Wort gekommen. Dagegen kann Veits Werk ( 1667) nur für den Katholizismus als zuverlässiger Führer gelten. Was hier über den Protestantismus (Pietismus und Aufklärung) gesagt wird, ist an Umfang und Inhalt nicht ausreichend. -- Aus der territorialen Geschichtsschreibung sei auf Hoffmanns Arbeit ( 1811) aufmerksam gemacht. Die ersten großen Erfolge der Reformation, die Gegenreformation während und nach dem Dreißigjährigen Krieg, der kirchliche Wiederaufbau unter der preußischen Herrschaft sind die drei Stadien der geschichtlichen Entwicklung der evangelischen Kirche Oberschlesiens. Die Behauptung, daß das jetzige konfessionelle Verhältnis dem oberschlesischen Volkscharakter entspricht, wird auf Grund der ersten großen Erfolge der Reformation in Oberschlesien zurückgewiesen.


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