A. Geschichtschreibung.

Auch hier kann der Bericht mit einem großen Werk einsetzen. Zu G. Wolffs Quellenkunde der deutschen Reformationsgeschichte (2 Bde., 1915/22) ist Schnabels Werk ( 71) über die geschichtliche Darstellung des Reformationszeitalters getreten; neben dem Nachschlagewerk, das freilich in seinen kurzen Erklärungen weit über eine reine Bibliographie hinausgewachsen ist, haben wir damit die Geschichte der Historiographie, in der Geist und Methode der einzelnen Werke beleuchtet werden. So werden die Geschichtswerke vom Humanismus an bis auf Dilthey, Troeltsch, Holl, Joachimsen behandelt. Daneben erhält man auch Auskunft über die großen Quellenwerke, die Archive u. a. --Polman behandelt Flacius Illyricus als Historiker ( 1760). Die Bedeutung dieser Arbeit beruht weniger auf der Einführung in die Geschichtswerke des Flacius oder auf dem Nachweis seiner Abhängigkeit von Zeitgenossen und anderen Werken, als vielmehr auf der Feststellung, daß die Magdeburger Zenturien auf die humanistische Historik der französischen Protestanten kaum gewirkt haben. -- Im Jahre 1931 starben zwei deutsche Reformationshistoriker: Hans v. Schubert und Paul Joachimsen. W. Köhler, H. Bornkamm und O. Scheel haben dem ersteren Nachrufe gewidmet ( 110). Köhler reiht ihn in die Reihe der protestantischen Historiker ein, die, von Ranke und Waitz ausgehend, in der Problematik des Staates treibende Kräfte des geschichtlichen Lebens empfanden. Bornkamm wendet sich vor allem den kleineren Arbeiten von Schuberts zu und schildert den gegenwartsbezogenen Historiker, während Scheel seine Bedeutung für den Verein für Reformationsgeschichte herausstellt. Alle drei verweisen auf das letzte große Werk von Schuberts, die Biographie des Nürnberger Ratsschreibers Lazarus Spengler, die Nürnberg in den Mittelpunkt reformatorischen Geschehens rückt. Die Drucklegung des ersten Bandes ist übrigens vom Verein für Reformationsgeschichte beschlossen worden. H. Oncken ( 100) verfolgt die wissenschaftliche Arbeit P. Joachimsens von ihrem Ausgangspunkt im Humanismus bis zur Darstellung der deutschen Reformation in der Propyläen-Weltgeschichte. Justus Hashagen ( 83) erinnert an Joachimsens Aufsatz über Rankes Lutherbild (Jberr. 2 Nr. 2155) und zeigt seinerseits, wie stark die religiöse und politische Individualität Rankes sein Lutherbild gefärbt hat (z. B. Verneinung eines Bruches in der religiösen Entwicklung Luthers und die antirevolutionäre Deutung des Abfalls von der Kirche). -- L. Pfandl setzt seine Arbeit über das spanische Lutherbild des 16. Jhds. fort ( 1759) und bespricht die Lutherbiographie, die sich im 6. Buch der Historia pontifical [1565], der ältesten spanischen Papstgeschichte, findet. Sie geht an dem kirchlich-theologischen Problem der Reformation vorüber und hält sich eng an Cochlaeus. In einem 2. Aufsatz (ebd. S. 485--537) wird auf das Lutherbild in der spanischen Profangeschichtschreibung des 16. Jhds. eingegangen. Aber hier ist das Wissen um die Dinge ganz notdürftig.


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