B. Allgemeine Quellensammlungen und Lutherausgaben.

In der Weimarer Ausgabe der Werke Luthers ( 1721) bringt die Ausgabe der deutschen Bibel im 7. Band die Fortsetzung des Neuen Testaments (Römerbrief-Offenbarung). An der Art der Ausgabe ist nichts geändert. Der Angriff H. W. Beyers auf die zugrunde gelegte Ausgabe von 1546, die er als Rörerbibel verdächtigt, ist zurückgewiesen. Beachtung verdient der kunstgeschichtliche Exkurs über die Kranachbilder. Die Ausgabe des Briefwechsels führt im 2. Band zu den entscheidenden


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Jahren 1520--1522. Sie liegt weiterhin in den bewährten Händen von O. Clemen, der auch sonst der Reformationsgeschichte durch die Herausgabe kleinerer Quellen gedient hat ( 1735, 1736). Vollendet ist nun die s. g. Bonner Lutherausgabe, deren vier Nachtragsbände (Verlag De Gruyter, 1930--1933, je 8 Mk.) die durch die moderne Lutherforschung notwendig gewordene Ergänzung der alten Ausgabe bringen. Die Art der Edition, die allgemein Anerkennung gefunden hat, ist die gleiche geblieben; nur sind diesmal neben O. Clemen noch andere bewährte Lutherforscher als Herausgeber getreten. Der 5. Band, Der junge Luther, herausgegeben von Vogelsang, erschließt das Verständnis des Werdens des Reformators. Wenn hier in zeitlicher Anordnung Texte von den Randbemerkungen zu Augustin und Petrus Lombardus bis zur Vorlesung über den Hebräerbrief und der Heidelberger Disputation geboten werden, so hat diese Auswahl ihren selbständigen Wert gegenüber Scheels Dokumenten, in denen zugleich auch der literarische Niederschlag der Entwicklung Luthers in den späteren Werken berücksichtigt ist und die Frühschriften nicht geschlossen abgedruckt sind. H. Rückert gibt im 6. Band eine Auswahl aus den deutschen und lateinischen Briefen (1516--46), in der alle Briefe an Staupitz und an Käthe, die Briefe von der Wartburg und aus dem Jahr 1527, und fast alle Briefe von der Feste Koburg neben anderen berücksichtigt sind. Der 7. Band stellt eine Auswahl aus Luthers Predigten dar. Diese von E. Hirsch hergestellte Ausgabe will zugleich durch Luthers Selbstzeugnis über sein Predigen den Prediger Luther in seiner Wirksamkeit und seiner Theologie erfassen. Außerdem soll sich der Leser ein selbständiges Urteil über die Überlieferung der Predigten in den verschiedenen Postillen bilden. So ist die Auswahl: Wittenberger Fastenpredigten 1529/30, Reihenpredigten über Joh. 17, 1. Joh. 4 ff., 1. Kor. 15 und Predigten bei besonderem Anlaß begründet. Übrigens sei hier auf Vogelsangs Untersuchung zur Datierung der von Hirsch nicht berücksichtigten frühesten Lutherpredigten aufmerksam gemacht ( 1726), die mit einer tabellarischen Übersicht über die frühesten Predigten abschließen. Der 8. Band enthält eine Auswahl aus den Tischreden, die von O. Clemen selbst herrührt. Grundsätzlich ist für die Auswahl nicht allein der rein theologische Gesichtspunkt maßgebend gewesen, sondern viel Kultur- und Personengeschichtliches ist hier aufgenommen. Hier fehlt die sachliche Einleitung. -- Die große Quellensammlung Deutsche Literatur setzt die auf 7 Bände berechnete Reihe Reformation fort ( 791). Nachdem bereits 1930 A. Berger unter dem Titel Grundzüge evangelischer Lebensformung eine Auswahl aus Luthers Werken mit einer feinsinnigen Einleitung über die Seelenhaltung am Ausgang des MA.s herausgegeben hat, veröffentlicht er im 2. Band Flugschriften aus den Jahren 1520--25, unter denen der Eccius dedolatus, Karsthans (1521), Schriften von Hans Sachs und Joh. Brentz »Von Milderung der Fürsten gegen den aufrührerischen Bauern« zu nennen wären. -- W. Friedensburg gibt die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg heraus ( 1799). Zunächst sind die Visitationen von 1562 und 1578 veröffentlicht, die Akten von 1599 werden baldigst folgen. Auch die Herausgabe der Visitationsakten von 1544/45 ist geplant.


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