VI. Kirchengeschichte.

E. Waschinski macht auf zwei Protokollbücher des Danziger Offizials für Pommerellen im Danziger Staatsarchiv aufmerksam (Deutsche wissenschaftliche Zeitschrift für Polen 22). Sie enthalten Niederschriften aus den Jahren 1467--1502 und geben außerordentlich aufschlußreiche Einblicke in die damalige geistliche Gerichtsbarkeit, in das Leben der Geistlichen und zahlreicher Bürger. Auch lassen sie das Vorhandensein von Pfarrkirchen und Schulen in einer bisher nicht bekannten Vollständigkeit erkennen. -- Zur Kirchengeschichte des Ermlandes lieferte einen umfangreichen Beitrag Anneliese Birch-Hirschfeld. Sie stellte die gesamte Geschichte des Kollegiatstiftes


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in Guttstadt von 1341--1811 nach meist ungedruckten Quellen dar, die sich noch heute in dem ehemaligen Stiftsgebäude befinden. Das Kapitel war das einzige im Preußenlande und eines der wenigen, das bis in die Neuzeit an der vita communis festgehalten hat. Die Pfarrkirche des Ortes wurde ihm inkorporiert. Die Zahl der Kanoniker betrug meist 12. Die Arbeit ( 1635) unterrichtet zuverlässig über die kirchliche Verfassung, die wirtschaftlichen Verhältnisse und den Gottesdienst des Stiftes und läßt auch mehrere der Stiftsherren anschaulich hervortreten. Der Abschluß steht noch aus.

Der Erinnerung an den Einzug des Deutschen Ritterordens vor 700 Jahren und dem Gedächtnis an den vor 100 Jahren verstorbenen Erzbischof von Borowski ist das Jahrbuch der Synodalkommission ( 1807) gewidmet. Der ersten Aufgabe dient ein Vortrag von Br. Schumacher über die Missionsidee des Deutschen Ordens. Er faßt in kurzen Strichen die Ergebnisse der neuesten Forschungen von Caspar, Blanke und Maschke über diesen Gegenstand geschickt zusammen. Der größte Teil der Schrift beschäftigt sich mit dem Leben und Wirken Borowskis. Die Beiträge von W. Wendland und K. Flothow bemühen sich den Charakter der viel umstrittenen Persönlichkeit in günstigerem Lichte erscheinen zu lassen, als es die viel verwerteten Briefe Scheffners tun. Sie betonen die Eindruckskraft seiner Predigten, seine Bedeutung für die praktische Arbeit der ostpreußischen Kirche, seinen Einfluß auf Hof und Geistlichkeit. O. Sommer beleuchtet Borowskis Amtstätigkeit an der Neuroßgärter Kirche, Flothow, und besonders Uckeley, setzten unter Beibringung zahlreicher Beispiele auseinander, wie sich B. auf seine Predigten vorbereitet hat, wie er sie gliederte und welche Bibelstellen er bevorzugte.

Die starke Einwanderung von Hugenotten in die brandenburgisch-preußischen Staaten führte seit dem Edikt von Potsdam 1685 auch in Ostpreußen zur Begründung mehrerer französisch-reformierter Gemeinden. Die für sie gültigen Rechtsverhältnisse hat H. Löffler ( 1808) im Anschluß an die Geschichte der Königsberger Gemeinde dargestellt. Leider sind wichtige Quellen, wie die Bestände des Geheimen Staatsarchivs in Berlin und des Staatsarchivs in Königsberg, nicht benutzt worden.


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