I. Quellen. Historiographie.

Die Historische Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin eröffnet eine neue Quellenreihe »Märkische Bürgerbücher«. Im ersten Bande veröffentlicht P. v. Gebhardt ein Angermünder Buch mit Eintragungen der Jahre 1568--1765 ( 260). G. ist in der Herausgabe von Bürgerbüchern bereits erprobt (vgl. Jberr. 1927, S. 483, 1930, S. 359). Die Jberr. 1930, S. 359 erhobene Forderung des Referenten, solche Editionen in der Ausgabe selbst bereits irgendwie auszuwerten, ist erfüllt. Das Verzeichnis der Herkunftsangaben verrät eine starke Zuwanderung aus den Nachbarlandschaften (Uckermark, Pommern, Neumark). Ebenso läßt das Verzeichnis der Berufsangaben in seiner guten Systematik und in seiner Beachtung der Herkunft der einzelnen Neubürger manche Schlüsse zu. Die Sozial- und Gewerbegeschichte darf in dem Buch eine erfreuliche Förderung sehen. Nicht unwesentlich ist auch »Die Bürgerrolle zu Treuenbrietzen 1591--1750«, die E. Wentscher in einfacher Form herausgibt (Arch. f. Sippenforschg. 8 S. 41--69). -- Unsere Kenntnis des mittelalterlichen Urkundenwesens der märkischen Landesherren wird durch eine Arbeit von Eug. Meyer erweitert ( 246). Er bringt 68 technisch vorzüglich wiedergegebene Stücke markgräflicher bzw. kurfürstlicher Urkunden aus den Jahren 1160--1470, die im einzelnen durch sehr genaue Angaben, übrigens auch einen Textabdruck, erläutert werden. Vorbildlich ist die Einleitung, eine gedrängte Darstellung des märkischen Urkunden- und Kanzleiwesens, auf die künftig jeder zurückgreifen muß, der sich ernstlicher mit der brandenburgischen Landesgeschichte beschäftigt. Zu beachten ist weiter eine dem Umfang nach geringe Sammlung von 54 vaticanischen Regesten zur Kirchengeschichte der Mark von G. Wentz ( 1630) aus der Zeit von 1450 bis 1499, die fortgesetzt werden soll. In einer Vorbemerkung sind die bisherigen Veröffentlichungen von die brandenburgische Geschichte betreffenden Urkunden und Regesten aus dem Vaticanischen Archiv aufgezählt. Die etwas mißvergnügten Bemerkungen eines Dr. Sch. dazu im Wichmann-Jahrbuch, 2/3, S. 133 f. erwähne ich, weil sie ein paar Ergänzungen bringen. -- Viel zu wenig als Quelle ausgenutzt sind für unsere Territorialgeschichte die Münzen. Daher


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begrüßen wir einen Aufsatz von Suhle ( 328), der ein Stück märkischer Münzgeschichte bringt, indem er auf die Münzfunde und ihre Probleme hinweist. Die Neuzeit kommt etwas kurz weg. -- Unter den Namen der märkischen Historiker hat der des 1930 verstorbenen Melle Klinkenborg einen guten Klang. E. Müller würdigt in einem Nachruf vor allem den Archivar, aber der ist von dem Territorialforscher nicht zu trennen ( 102).


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