VII. Wirtschaftsgeschichte.

H. Böcker ( 1404) liefert einen wertvollen Beitrag zur Geschichte des Merkantilismus des 16. Jhds. Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel war ein Staatsmann, der seine Wirtschaft nach merkantilistischen Grundsätzen leitete. Durch diese Wirtschaftspolitik erreichte er, daß sein Land zu Reichtum und Wohlstand geführt wurde wie kein anderes deutsches Fürstentum der damaligen Zeit. Der Hauptteil der Schrift behandelt die herzogliche Wirtschaftspolitik. Anschließend werden die Kulturpolitik, die Sozialpolitik und das Militärwesen kurz gestreift. -- Die Handelspolitik des Herzogtums Braunschweig im 18. Jhd. untersucht W. Hahn ( 1486) und kommt dabei zu einem negativen Ergebnis. Trotzdem es den verantwortlichen Stellen keineswegs an gutem Willen fehlte, »ging das merkantilistisch gefärbte System des Herzogs Karl ohne nachhaltige Wirkung vorüber«. Hahn zählt die einzelnen Handelszweige nicht lückenlos auf, sondern hebt nur die Hauptträger des braunschweigischen Handels heraus: den Tabaks-, Leinen- und Garn-, Salz- und Kornhandel.

W. Bornhardts ( 1484) wissenschaftlich wertvolle Untersuchung schließt die umfangreiche Literatur über die Geschichte des Rammelsberger Bergbaues erschöpfend ab. Der ehemalige Leiter des Oberbergamtes in Clausthal-Zellerfeld ergänzt die Abhandlungen von K. Frölich über die ma.liche Geschichte Goslars (vgl. Jberr. 3, 1342 S. 495, 4, 291 S. 421 u. 6, 426 S. 369) und von P. J. Meier über den Streit Herzog Heinrichs des Jüngeren von Braunschweig- Wolfenbüttel mit Goslar um den Rammelsberg (vgl. Jberr. 4, 1141 S. 423) und will, ohne das auf bergmännischer Seite bestehende Interesse für den Stoff zu vernachlässigen, dem Historiker wie dem Rechtshistoriker und Volkswirtschaftler geschichtliche Unterlagen zu neuen Einzeluntersuchungen liefern. Er räumt mit einer Reihe von Irrtümern und falschen Auffassungen auf und kommt zu grundlegenden neuen Ergebnissen. Die geschichtlichen Quellen und Überreste sind in umfassendem Masse herangezogen und das umfangreiche Schrifttum mit großem Erfolge ausgeschöpft. Viele Abbildungen und Ansichten erläutern die Darstellung. -- W. Grosse ( 1485) liefert ein anschauliches Bild vom Wesen und Treiben der Venetianischen Goldsucher im Harze. Was sich geschichtlich noch ermitteln ließ, faßt er zunächst zusammen, um dann zu zeigen, wie dies in der Sage des Harzes Ausdruck und Wandlung fand. Spätestens seit dem 16. Jhd. tauchen im Harze fremdländische und geheimnisvolle


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Schatzsucher in nicht geringer Zahl auf, die das Volk als Venetianer kennt und bezeichnet. Anfangs suchen sie ernsthaft Erden und Mineralien für die italienische Glas- und Mosaikfabrikation, später entwickelte sich daraus eine phantastische Schatz- und Goldsucherei fremder und einheimischer Kuxgänger.

Gelegentlich seiner Studien zur Geschichte und rechtlichen Natur des Deich- und Uferbauverbandes wurde Peche ( 1479) veranlaßt, eine Geschichte des Hadeler Deichs und des Hadeler Deichrechtes zu schreiben. Er gibt die Entwicklungsgeschichte dieses Rechtes und seinen gegenwärtigen Zustand quellenmäßig wieder. -- Nachdem sich die Stadt Emden im 16. Jhd. zur ersten Reedereistadt Europas heraufgearbeitet hatte, sank sie im folgenden Jhd. zu einem Hafenplatz dritten Ranges herab. Trotz großer Hoffnungen auf einen erneuten Aufstieg durch den Anfall Ostfrieslands an Preußen 1744 hatte der Hafen unter preußischer Regierung keine Fortschritte zu verzeichnen. Dann kam die Zeit der Fremdherrschaft, in der Emdens Handel und Schiffahrt vollständig vernichtet wurde, so daß unter der hannoverschen Regierung wieder ganz von Grund auf angefangen wurden mußte. A. Müllers ( 1483) Arbeit beruht im wesentlichen auf handschriftlichem Material. Der Schluß von 1866 bis 1899 wird im nächsten Jahrgang folgen.


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