II. Historische Landeskunde, einschl. Ortsgeschichte.

J. Langer ( 1490) vertritt die Auffassung, daß der Silberfund in Freiberg erst um 1180/81 anzusetzen ist, während bisher die meisten Forscher ihn schon 1170 geschehen ließen. Besonders spricht für die spätere Jahreszahl, daß von da ab die Stadtsiedelung fast lückenlos nachzuweisen ist und daß auch die Angaben der Zeller Annalen hierzu reibungslos passen. Weiterhin verfolgt Langer die Gründung der Altstadt (oder Sächsstadt) zwischen 1185 und 1190 und erweist sie als Stadt im Rechtssinne. Allerdings wird man das 750jährige Stadtjubiläum Freibergs kaum in dem ganzen Zeitraume vom 2. August 1935 bis 1940 feiern können! Die Oberstadt ist nach L., wesentlich in Übereinstimmung mit den Forschungen Kötzschkes, zwischen 1210 und 1218 als Werk Dietrichs des Bedrängten entstanden, der auch als Schöpfer des berühmten Freiberger Stadt- und Bergrechtes zu gelten hat, wobei er aber höchstwahrscheinlich auf eine schon bestehende Rechtsordnung der Sächsstadt zurückgriff. -- Die Beiträge zur Geschichte der Silbererzgewinnung in Schneeberg von A. Schröder ( 1489) gehen, wenn man von einer Angabe über die Erträgnisse des Abbaues im 16. Jhd. (S. 20) absieht, fast nur den Kunsthistoriker an und brauchen darum hier nicht näher besprochen zu werden. --

Auf breiter Grundlage ruht die neue Chronik der Stadt Glauchau, die E. Berlet ( 183) verfaßt und zunächst für das MA. abgeschlossen hat. Es werden ebenso die geographischen wie die geschichtlichen Vorbedingungen, die Entstehung von Burg und Stadt wie die Gestaltung des öffentlichen und privaten Lebens in klarer Gliederung und eindringender Darstellung geboten. Daran schließt sich ein kurzer Überblick über das Geschlecht der Stadtherren, der Herren von Schönburg, bis zu Ernst II. († 1534). Die unumgänglich notwendigen Flur- und Ortspläne und das Register werden hoffentlich bei der Fortsetzung nachgeholt, aber sonst kann diese neue Chronik für ähnliche Werke vorbildlich sein. -- Während andere Teilgebiete Sachsens schon ausführliche Darstellungen ihrer Besiedelung aufzuweisen haben, fehlen für das Erzgebirge zumeist sogar die Vorarbeiten, wenigstens wenn man nach dem Maßstab der Kötzschke-Schule die Siedlungsformen als geschichtliche Urwelt ansieht. Diese Lücke füllt J. Langer ( 415) für eine stattliche Anzahl von Ortschaften aus. Er ist selbst ein Sohn erzgebirgischer Bauern und hat mit liebevoller Umsicht Landschaft und Akten im mittelsächsischen Bergland und im Erzgebirge aufgesucht und durchforscht, bis sie ihm das Geheimnis der ersten Anlage enträtseln halfen. Was er einleitend über die allgemeine Siedlungsgeschichte des Erzgebirges und seines Vorlandes sagt, trägt den Stempel klarer Begriffserfassung und wird darum auch für weitere Untersuchungen örtlicher Vereine oder einzelner Ortsforscher fortwirken. Die Darbietungen über die einzelnen Ortschaften können hier natürlich nicht besprochen werden, aber es ist sicher, daß sie jeder weitere Bearbeiter kennen muß. Die zuverlässigen Register und die scharfen Flurskizzen der Kartenübersicht verdienen noch ein besonderes Lob. -- Die Leipziger Dissertation von W. Beyer ( 1495) über das Verkehrswesen der sächsischen Oberlausitz habe ich nicht einsehen können.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)