II. Hilfswissenschaften und Münzkunde.

Die sehr vielseitige, aber geschlossene


S.429

Festschrift für Lippert ( 50) enthält mehrere für Thüringen wichtige Aufsätze. Dersch ( 245) untersucht erstmals die 1872 vom Hennebergischen Archiv in Meiningen erworbenen Wachstafeln, die einen zwischen 1179 und 1187 entstandenen Akt über ein Kauf- und Tauschgeschäft und flüchtige Aufzeichnungen für ein klösterliches Totenbuch, vermutlich für das Kloster Veßra, enthalten. Engel zeigt an drei Beispielen des 16. und 17. Jhds. die Schwierigkeit diplomatischer Streitigkeiten um Archivalienauslieferung infolge von Territorialänderung. Schmidt-Ewald behandelt das Schicksal der drei sächsischen Archive in Wittenberg (askanisch bis 1423, ernestinisch 1487--1547, gemeinschaftlich wettinisch 1554--1802). -- Lebhaft ist das neue Archivhandbuch ( 51) zu begrüßen, da es einen Überblick der in den letzten Jahrzehnten grundlegend geänderten thüringischen Archivverhältnisse, besonders der seit 1920 wirksamen Organisation der sieben Thüringischen Staatsarchive gibt. -- In der Brackmann-Festschrift ( 136) erweist Zatschek das Diplom Heinrichs V. für Paulinzelle vom Jahre 1114 (Stumpf Regesten 3116) bzw. eine ihm sehr nahestehende Fassung als Vorlage für die vermutlich in den vierziger Jahren des 12. Jhds. zur Regelung der Vogteifrage gefälschte Urkunde Ottos I. für Herrenbreitungen (DO I, 621). Sehr wesentlich ist das damit gewonnene Ergebnis, daß Paulinzelle als ein Zentrum der von Hirsau ausgehenden Reformbewegung im Norden anzusehen ist. -- Der ebenda veröffentlichte Beitrag von Bloch ist für die frühe Genealogie der Grafen von Schwarzburg, Orlamünde und Beichlingen und ihre Verwandtschaft mit dem russischen Fürstenhause im 11. Jhd. von Bedeutung.

Reich ist die diesjährige Ausbeute für die Münzkunde. Die zum siebzigsten Geburtstag von Pick erschienene ausgewählte Sammlung seiner Aufsätze zur Numismatik und Archäologie (Jena, Frommann, XII u. 255 S., 10 Tafeln) bietet u. a. einen Überblick über die ältesten Thüringer Münzen bis etwa 1300, Abhandlungen über die im 18. Jhd. aus Thüringer Gold geprägten Reichmannsdorfer und Goldisthaler Dukaten, über Goethes »Münzbelustigungen« und über das Münzkabinett in Gotha 1712--1912. Wertvoll sind die Darlegungen über die Schaumünzen des Coburger Hofmalers von Sand und des Herzogs Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg. Die beigefügte Bibliographie der weitverstreuten Arbeiten des verdienstvollen Gelehrten ist sehr zu begrüßen. -- Schwinkowskis prächtiger Tafelband ( 354), dem hoffentlich bald der Textteil folgt, bringt neben den Brakteaten der Markgrafen von Meißen ein Corpus der benachbarten Gepräge, hauptsächlich Münzen der Landgrafen von Thüringen, der Vögte, der Herren von Lobdeburg, Apolda und des Osterlandes. -- In Polemik mit Gumowski ( 321) untersucht Menadier ( 324/5) die Saalfelder Prägungen der Königin Rixa (Richenza) und beweist den deutschen Ursprung der Hochrandpfennige. --Bamberg ( 357) stellt die Nachrichten über die kurzlebige Münze der Grafen von Mansfeld in Leutenberg zusammen. --Tornaus ( 353) Behauptung, die Saalfelder Münze sei Mansfelder Prägestelle gewesen, ist abwegig. -- Die bisher bezweifelten Kippermünzstätten in Münsa und Windischleuba werden nunmehr von Mehlhose (Münzstätte Windischleuba. Ztschr. d. Ver. f. thür. Gesch. N. F. 29, 470--475) und Rahnenführer-Schwinkowski ( 352) als tatsächlich vorhanden nachgewiesen gegen Bornemann, dessen Geschichte der Eisenacher Münze ( 351) durch erweiterte archivalische Quellenforschungen hätte vertieft werden können.


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