III. Quellen und Geschichtsschreibung.

Zu dem von A. Bierbach bearbeiteten UB. der Stadt Halle Bd. I (vgl. Jberr. Bd. 6, S. 396) bringt B. Sommerlad ( 132) einige Ergänzungen, die sich vornehmlich auf die genauere Lokalisierung verschiedener Orte beziehen. Was die als Nachträge mitgeteilten, bisher ungedruckten Urkunden betrifft, so gibt ihre Lesung zu nicht unwesentlichen Beanstandungen Anlaß (vgl. Jb. »Sachsen und Anhalt« Bd. 8, 425 bis 429). -- Ein erst jetzt im StA. Zerbst aufgefundenes Vigilienbuch des Reichsstiftes St. Ciriaci zu Gernrode, dessen Eintragungen den Zeitraum vom 10. Jhd. bis etwa 1500 umfassen, veröffentlicht R. Siebert ( 131), der es gleichzeitig, und zwar in den meisten Fällen mit Erfolg unternimmt, die hier erwähnten Personen zu identifizieren. -- In der Reihe der von der Historischen Kommission f. d. Prov. Sachsen u. f. Anh. edierten Geschichtsquellen ist wieder ein stattlicher Band herausgekommen, der, von W. Friedensburg ( 1799) bearbeitet, die Protokolle der Merseburger Kirchenvisitationen von 1562 und 1578 der wissenschaftlichen Forschung zugänglich macht. Der Wert dieser Visitationen ist allerdings im Gegensatz zu der ersten evangelischen Visitation im Stift Merseburg während der Jahre 1544 und 1545 nur mehr lokalgeschichtlich. Es ist daher sehr zu begrüßen, daß die Absicht besteht, in absehbarer Zeit auch das genannte älteste Merseburger Protokoll zu veröffentlichen. --

Mit großer Genugtuung kann festgestellt werden, daß die Erforschung der ma.lichen Historiographie unseres Gebietes im Berichtsjahre eine außerordentliche Förderung erfahren hat, zunächst durch die eindringliche Untersuchung der Magdeburger Geschichtsschreibung im MA. durch E. Kessel ( 702), der im ersten Teil seiner Ausführungen die mit der ältesten etwa 1025 vielleicht im Magdeburger Johanneskloster entstandenen Magdeburger Erzbistumschronik zusammenhängenden Probleme erörtert und im einzelnen den Einfluß Thietmars und Bruns von Querfurt auf dieses Geschichtswerk nachweist. Es folgen dann noch wertvolle Mitteilungen über die Fortsetzungen der Chronik, die Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium in der Redaktion von 1142, sowie über die Nienburger und Magdeburger Annalen und den Annalista Saxo, aus denen eindeutig hervorgeht, daß mit der Zeit das Verständnis für die allgemeinen Geschehnisse und für »die ganze Weite des christlichen Gedankens« bedeutend zugenommen hat. -- In ähnlicher Weise untersucht der gleiche Verf. ( 703) die Entstehung der verlorenen ältesten Halberstädter Bistumschronik mit dem Ergebnis, daß es sich nicht um fortlaufende Annalen, sondern um eine Chronik gehandelt habe. Wenn auch in dem vorliegenden Fall von K. noch nicht das letzte Wort gesprochen ist, so hat er doch, abgesehen von einer sorgfältigen Untersuchung der Quellen des ältesten Halberstädter Geschichtswerks, manche wertvolle Beobachtung gemacht, die bei einer erneuten Behandlung des Problems von großem Nutzen sein wird. --


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