I. Familiengeschichte.

Wenn das Erscheinen der Geschichte des Geschlechtes Riedesel zu Eisenbach vor einigen Jahren als ein stolzes Zeichen deutschen Familiensinns und deutschen Gelehrtenfleißes bezeichnet worden ist, so gilt dasselbe auch für den vorliegenden 1. Band von Uhlhorns Geschichte des Hauses Solms ( 274). Zu diesem Bande, der sich auf die Darstellung der Genealogie und die politische Geschichte des Hauses vom Beginn des 12. bis zum Anfang des 15. Jhds. beschränkt, soll später noch eine Geschichte der Solmsischen Territorien treten, in der auch die Geschichte der inneren Verwaltung gebührende Berücksichtigung finden wird. Gründlichkeit und methodisches Geschick geben der Uhlhornschen Arbeit das Gepräge. Für die Frage


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nach der Abstammung des Geschlechts hat er auf Grund besitz- und territorialgeschichtlicher Erwägungen, auch sphragistischer Beobachtungen eine neue Lösung zu bringen versucht. Er glaubt die Solmser im Mannesstamm auf die Grafen von Gleiberg zurückführen zu können (vgl. hierzu die auch sonst beachtenswerte Besprechung von K. May in den Nassauischen Heimatblättern 32 [1931], S. 74). Die Schilderung einzelner hervorragender Mitglieder der Familie wie der Grafen Johann I. und IV. ist ausgezeichnet gelungen, ebenso die Darstellung der politischen Verhältnisse, für deren Entwicklung die topographische Gestaltung des Landes (Straßenland!) von entscheidender Bedeutung gewesen ist (vgl. auch die knappe Zusammenfassung der Ergebnisse durch den Verfasser in der Zeitschr. Hessenland 42 [1931], S. 110--113, der die sehr anschaulichen Skizzen der »Stoßrichtungen« von Hessen, Nassau und Solms beigegeben sind). Die Tafeln mit 72 Abbildungen von Siegeln der Grafen von Solms und ihrer Gemahlinnen in technisch hervorragender Ausführung werden dem Sphragistiker und Heraldiker sehr willkommen sein. -- Bei der von W. v. Kieckebusch verfaßten Geschichte der aus Schlesien stammenden und über Mainz und Gießen nach Kassel gekommenen Familie Henschel ( 267) ist es nicht nur der Gegenstand, die Geschichte eines über 300 Jahre ununterbrochen in der Industrie tätigen und schließlich führenden Geschlechts, deren Darstellung zudem auf sorgsamer Forschung beruht, sondern auch die Auswertung der Forschungsergebnisse für die genealogische und soziologische Wissenschaft überhaupt, die Beachtung verdient. Die beigegebenen Stammtafeln und bis ins 7. Jhd. [!] zurückgeführten Ahnentafeln werden auch weiteren Kreisen sehr nützlich sein. Die Nachweise der Ahnen- und Blutsgemeinschaft jetzt lebender Familienglieder mit Männern wie Melanchthon, Goethe und Zeppelin, auch die Zusammenstellung der Namenszüge männlicher Geschlechtsangehöriger aus 12 Generationen entbehren nicht eines gewissen Reizes.


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