II. Geschichtliche Landeskunde.

Bei ihren eingehenden Forschungen über die Siedlungsgeschichte des Amtes Kempen kommen. F. Rütten und A. Steeger ( 398) zu dem Ergebnis, daß die fränkischen Siedlungen zuerst am Randgebiet erfolgten, da hier Wasser und Weideland vorhanden war. »Der leichtere Boden mit geringerem Waldwuchs und leichterer Rode- und Bearbeitungsmöglichkeit begünstigte die erste Ansiedlung. Die planmäßige Besiedlung der lehmigen Platte setzte erst nach der fränkischen Zeit ein, wie auch das Zeugnis der Ortsnamen lehrt.« Das geologisch-morphologische Bild der Landschaft und das heutige Siedlungsbild werden durch eine gute Karte veranschaulicht. Der Besiedlungsvorgang in seiner zeitlichen Abfolge wird eingehend untersucht


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auf Grund der Bodenfunde, Ortsnamen und wirtschaftsgeschichtlichen Quellen, soweit diese über die grundherrlichen Rechte des Erzbischofs außerhalb der Stadt Kempen und über den Herrenhof in Kempen selbst Aufschluß geben. Erst wenn wir derartige sorgfältige Einzeluntersuchungen auch über andere Ämter haben, können wir über die Gesamtvorgänge der Besiedlung ein Urteil gewinnen. Man darf daher wünschen, daß dieses Beispiel zur Nachahmung anregt. Freilich bedarf es dabei der gleichen liebevollen Versenkung in die vorhandenen Quellen. Besonders dürfte auch die Ortsnamenforschung durch die vorliegende Arbeit wertvolle Aufschlüsse gewinnen.

Einen sehr dankenswerten Überblick über die staatsrechtliche Stellung der Grafschaft Mörs bietet Bernh. Vollmer (im Verwaltungsbericht des Kreises Mörs 1928--30). Alles wesentliche der interessanten Entwicklung dieses Territoriums wird hier berührt: die im Dunkel liegenden Anfänge im 12. und 13. Jhd., das Lehnsverhältnis zu Kleve, das durch eine Fälschung des 14. Jhds. beseitigt werden sollte, die Streitigkeiten am Reichskammergericht über die Reichsstandschaft im 16. und 17. Jhd. bis zur Besetzung durch Preußen im J. 1703. In mancher Hinsicht führt dieser Überblick noch über die durch die Schrift von Dienstbach gewonnenen Ergebnisse hinaus. -- Aus den kurtrierschen Lagerbüchern von 1720 versucht E. Antoni ( 1464) ein Flächenbild der damaligen Acker- und Wildlandnutzung im linksrheinischen Teil des Kurfürstentums zu entwerfen. Die Mosel bildet hier die natürliche Achse. Verf. erörtert vor allem die wichtigsten Produktionsbedingungen (Boden, Klima, Bevölkerungsverhältnisse). Das 18. Jhd. stellt in landwirtschaftlicher Hinsicht eine Ausgleichszone zwischen dem landwirtschaftlichen Betrieb der vergangenen Jahrhunderte und dem des folgenden Jhds. dar. Er ist reich bewegt von allerhand Neuerungen. Eine Übersicht über die verschiedenen Wirtschaftssysteme in den nach den Lagerbüchern festgestellten Fluren ist in Form einer Karte beigegeben.


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