III. Geschichte in chronologischer Reihenfolge.

Eigne Forschungen befähigten M. Braubach ( 862) in vorzüglichem Maße, ein Bild der vier letzten Kurfürsten von Köln in knappem Umriß zu zeichnen und zu lebendiger Anschauung zu bringen. Neben der politischen Geschichte versteht es der Verf., auch der Kulturgeschichte dieser Zeit nach Möglichkeit gerecht zu werden. Seine Urteile sind immer maßvoll und trefflich begründet. Grade diese Periode bedurfte durchaus einer solchen Darstellung, nachdem früher recht schiefe Urteile sich über diese Zeit breitgemacht hatten. -- Als Ergänzung zu seiner Arbeit über Max Franz von Österreich bringt M. Braubach ( 863) eine kleine Studie über die Stellung Waldenfels' am kurkölnischen Hof. Waldenfels hatte zunächst das Amt eines geheimen Referendars inne. Obwohl der Minister Gymnich 1785 starb, erfolgte erst 1786 die Ernennung Waldenfels' zum Staats- und Konferenzminister. Er wurde damit Vertreter der Außenpolitik. In den Zeiten der Not scheint er völlig versagt zu haben, es zeigten sich Anfänge des Verfolgungswahns, von dem er 1796 durch den Tod erlöst wurde. -- Die Urteile verschiedener Reisebeschreibungen des 18. Jhds. über den inneren und äußeren Verfall der Stadt Köln hat M. Braubach (Jahrb. d. Köln. GV. 12, S. 99 ff.) an Berichten österreichischer Diplomaten nachgeprüft. Auch hier werden die Zustände sehr ungünstig beurteilt. Von mancherlei Unruhen und Aufständen in den siebziger Jahren ist die Rede, die den Niedergang der alten Reichsstadt nur zu deutlich offenbaren.


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In einem gewaltigen Band von über 1000 Seiten legt Jos. Hansen ( 869) für die Jahre 1780--1791 die Quellen vor, aus denen sich ein objektives Bild sowohl der Politik der einzelnen rheinischen Staaten, wie der Haltung und Willensrichtung der rheinischen Bevölkerung gewinnen läßt. Wie in Frankreich, so hatten sich auch am Rhein schon vor der Französischen Revolution allerlei Spannungen und Gegensätze im geistigen und gesellschaftlichen Leben vorbereitet. So mußten neben den politischen Ereignissen und Zuständen auch die einzelnen Vorgänge auf dem geistigen und sozialen Gebiet berücksichtigt werden. Hansen beginnt mit dem Jahre 1780, in dem »das Haus Habsburg in Kurköln Fuß faßte und sich somit bis zum Beginn der Fremdherrschaft einen verstärkten Einfluß in den Ländern am Rhein sicherte«. Seine Quellensammlung berücksichtigt planmäßig nur die selbständigen Staatswesen (Kurköln, Kurtrier, Kurmainz und die Reichsstädte Köln und Aachen), da Jülich-Berg und Kleve-Geldern von Kurpfalz bzw. Preußen abhingen und zu deren Außenprovinzen zählten. Aus zahlreichen Archiven und Bibliotheken ist diese Sammlung gewonnen, die auf 3 Bände berechnet ist. Erst der Schlußband wird das Register bringen, so daß natürlich hierdurch die Benutzung des vorliegenden Bandes erschwert ist. Mit staunenswertem Fleiß und überlegener Kritik hat Hansen die Fülle des Materials bewältigt, auf das hier natürlich nicht näher einzugehen ist. Eine unendliche Fülle von Arbeit steckt in den reichen Kommentaren und Anmerkungen zu den ausgewählten Stücken, für die man dem scharfsinnigen Forscher nicht genug danken kann. Möchte es ihm vergönnt sein, das Werk glücklich bis zu Ende zu führen, über dessen Ertrag schon die hier gegebene Einleitung einen kleinen Begriff gibt, wenn auch die volle Auswertung erst einer späteren Darstellung vorbehalten bleiben muß. -- Der Gedanke, eine Universitätsstadt wie Bonn in ihrem Anteil an den Ideen und Ereignissen der Revolutionsjahre 1848--49 ausführlich zu betrachten, darf als ein überaus glücklicher bezeichnet werden. Auch wird man behaupten können, daß H. Kersken ( 937) die ihm durch Braubach gewordene Anregung mit größtem Verständnis und anerkennenswertem Geschick zur Ausführung gebracht hat. Hier in Bonn wirkte und mahnte E. M. Arndt schon lange, »um den Freiheits- und Einheitsgedanken zu kräftigen und zu fördern«. Neben ihm sind besonders Dahlmann und Kinkel zu nennen. In der Studentenschaft herrschte ein Zustand, der auf die Dauer unhaltbar war. Die akademische Jugend wie der größte Teil der Professoren erstrebte Änderung der Zustände. Kersken schildert die einzelnen Phasen in 6 Kapiteln, von denen das fünfte besonders den Universitätsreformbestrebungen gewidmet ist. Neben ungedruckten Quellen hat der Verf. die reiche Literatur nahezu vollständig herangezogen. Auch die Zeitungen am Rhein boten ihm mancherlei Material.


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