V. Kirchengeschichte.

-- Zur ma.lichen Kirchengeschichte ist zunächst die Arbeit Sallochs ( 721) zu nennen, der die Stellungnahme des Bischofs Hermann von Metz im Investiturstreit einer eingehenden Prüfung unterzieht. Die Korrespondenz dieses Kirchenfürsten mit dem Papst und dem Erzbischof Gebder Vorkriegszeit unleugbar begangen worden sind, geflissentlich zu unterhard


S.463

v. Salzburg spielte schon in der zeitgenössischen Publizistik eine gewisse Rolle; in der neueren Literatur wurde seine nicht sehr durchsichtige Haltung recht verschieden beurteilt. Ob man ihre Selbständigkeit so stark betonen darf, wie es der Vf. tut, oder ob hinter dieser scheinbaren Selbständigkeit sich nicht doch in der Hauptsache eine starke Unsicherheit verbarg, mag dahingestellt bleiben. Aber zwei Ergebnisse sind seinen Ausführungen jedenfalls zu entnehmen: Bischof Hermann nahm insofern gegenüber den meisten seiner Standesgenossen eine Ausnahmestellung ein, als er sich in dieser Zeit der Extreme nie ganz auf die eine oder andere Seite drängen ließ, woraus zunächst -- bis 1076 -- seine wiederholten Bemühungen um einen Ausgleich zu erklären sind und später der Umstand, daß er trotz verschiedenen Zusammenstößen die Fühlung mit beiden Parteien nie ganz verlor, wenn auch eine stärkere Hinneigung zur päpstlichen Seite etwa im Sinn der gemäßigten Reformer unverkennbar ist. Besonders kennzeichnend ist sodann Hermanns Bestreben, dieser gleichsam vermittelnden Stellung eine theoretische Begründung zu schaffen. Durch seine wiederholten Anfragen über besondere Skrupel veranlaßte er programmatische Schreiben der Reformpartei (Register Greg. IV 2 u. VIII 21 u. Libelli de lite I 263), deren Inhalt von S. eingehend analysiert wird. Der Überlieferung der päpstlichen Briefe widmet der Vf. außerdem einen Exkurs, der für die Überlieferung in den kanonistischen Werken die Vorlage von Registerabschriften als wahrscheinlich erweist (vgl. S. 178). -- Die zeitlich aneinander anschließenden Aufsätze von Pfleger und Scherer ( 1607, 1694), die in ihrer Gesamtheit eine vollständige Geschichte des im heiligen Forst bei Hagenau gelegenen, von Friedrich II. von Staufen gegründeten Benediktinerklosters S. Walburg bilden, beweisen erneut, wieviel auf dem Gebiet der lokalen Kirchengeschichte des MA. noch immer zu tun ist. Die Geschichte dieser Abtei war bisher noch so gut wie unbekannt. Pfleger, der seinen Ausführungen eine Sammlung von nahezu 200 Urkundenregesten folgen läßt, behandelt die Schicksale des Klosters bis ins 16. Jhd., wobei auch die Rechts- und Wirtschaftsverhältnisse klargelegt werden. Der unerfreulichere Teil des Themas fiel Scherer zu, da in der Neuzeit das Kloster nur noch ein -- häufig umstrittenes -- Ausbeutungsobjekt war (seit 1546 für die Bischöfe von Speier als Pröpste von Weißenburg, seit 1684 für die Jesuiten als Inhaber des Straßburger Priesterseminars). -- Das im Jahre 1580 begründete Molsheimer Jesuitenkolleg spielte als Studienanstalt, lange Zeit auch als Universität, eine hervorragende Rolle im kirchlichen Leben des Elsaß. Einer bisher kaum beachteten Seite seiner Wirksamkeit, der seelsorgerischen, widmet Barth eine ausführliche Untersuchung ( 1695), die zeigt, daß das Kolleg auch auf diesem Gebiet der seit Bischof Johann von Manderscheid machtvoll einsetzenden katholischen Restauration bedeutende Dienste leistete.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)