IV. Ortsgeschichte.

Wir schließen eine kleine Auswahl aus der umfangreichen Literatur zur örtlichen Geschichte an. Die Reichsstadt Biberach hat, wie Weichhardt ( 1450) aus den Akten des Stadtarchivs nachweist, nach Verlust ihrer Fernabsatzgebiete vom Herstellungszentrum hochstehender gewerblicher Erzeugnisse und vom Sitz großer Fernhandelsgesellschaften sich bis Ende des 18. Jhds. allmählich zum Mittelpunkt des Warenaustausches für ihre engere und weitere Umgebung umgewandelt. Die ständig an Bedeutung wachsenden Roß- und Viehmärkte wurden zum Rückgrat der Stadtwirtschaft. Soweit die alten Gewerbe nicht verschwanden, schrumpften sie in ihrem Betätigungsfeld ein und ließen das Lohnwerk gegenüber dem Preiswerk in den Vordergrund treten; das Handwerk verschmolz sich zusehends mit dem Kleinhandel und wich vor diesem dann zurück, so daß der Handwerker mit ursprünglich eigner


S.473

Produktion zum Kleinhändler mit fremder eingeführter Ware wurde. Die Finanzkraft der Stadt selbst entwickelte sich trotz der zunehmenden Schuldenlast im 18. Jhd. nicht ungünstig. -- Die älteste Geschichte Cannstatts bis zur Erhebung zur Stadt [1300] behandelt K. Stenzel (»Cannstatts Weg vom Dorf zur Stadt« in Württemberg, Monatsschrift 1931, S. 223--230); sie bietet Gelegenheit, allerhand Fragen aus der älteren Geschichte Schwabens und der Grafschaft Württemberg zu erörtern und besitzt daher auch über die örtlichen Dinge hinausgehendes Interesse. -- Seine schon früher (Jberr. 1. S. 605) besprochene Geschichte des kirchlichen Pfründenwesens in der Reichsstadt Buchhorn (Friedrichshafen) bringt L. Bauer ( 1650) mit einer Darstellung der Pfründeneinkommen und Pfründhäuser, mit Propst- und Pfarrlisten und mit einem gut ausgewählten Urkundenanhang zum Abschluß. -- Kurz weisen wir auf die Festschrift des Rottweiler Geschichts- und Altertumsvereins hin ( 624), der als ältester Geschichtsverein Württembergs 1931 seine Hundertjahrfeier begehen durfte; neben einer Geschichte des Vereins enthält sie vor allem wertvolle archäologische und kunstwissenschaftliche Beiträge zur Geschichte der Stadt. -- Für die Geschichte Tübingens von Interesse ist der von dem Tübinger Professor I. M. Rauscher verfaßte zeitgenössische Bericht über die Belagerung des von einer bayerischen Besatzung verteidigten Schlosses Hohentübingen durch die französisch-weimarischen Truppen i. J. 1647. Göz veröffentlicht den Bericht ( 820) und gibt aus diesem Anlaß eine auf reiches Material gegründete ausführliche Schilderung der ganzen Vorgänge. -- Die Arbeiten zur Geschichte der Stadt Ulm stehen fast ausschließlich unter dem Zeichen des Reformationsjubiläums. Julius Endriß schildert in flüssiger Form, aber mit wissenschaftlicher Gründlichkeit aus den Quellen schöpfend, die Durchführung der Reformation in der Reichsstadt (»Das Ulmer Reformationsjahr 1531«. Ulm, Höhn 1931. 126 S.). Anrich, dessen allzufrüher Tod die kirchengeschichtliche Forschung so schwer betroffen hat, weist in einer auf dem Sterbebett verfaßten Untersuchung ( 1778) nach, daß die von Bucer verfaßte Ulmer Kirchenordnung von 1531 durch die Basler Ordnung von 1529/30 und die Memminger Satzungen (Februar 1531) stark beeinflußt ist. Er bespricht weiter ihr Verhältnis zu der oberdeutschen Reformationsgruppe, besonders in der Frage der christlichen Zuchtübung, wo der radikale Standpunkt Bucers mit den Forderungen des Stadtrats einen Vergleich hatte schließen müssen. -- F. Fritz will in einer umfangreichen, aus den Akten geschöpften Arbeit die Geschichte der Ulmer Kirche vom Interim bis zum 30jährigen Krieg schildern ( 1778) und dabei vor allem darlegen, wie in der Stadt nach der schweren Krise des Interims unter der Führung der Superintendenten Rabus und Veesenbeck sich eine neue Kirche rein lutherischen Gepräges aufbaute. In den bisher vorliegenden Abschnitten entwirft F. zunächst ein eindringliches Bild von den Stürmen der Interimszeit, die zu einem kläglichen Zusammenbruch der Kirche führten, und von der darauf folgenden grundsätzlichen Neuordnung bis 1560, die Rabus auf dem Boden der Augsburger Konfession und der württ. Kirchenordnung errichtete.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)