C. Bayerns neueste Geschichte

Doeberls dritter Band der Entwicklungsgeschichte Bayerns ( 165) ist ein Vermächtnis dieses unermüdlichen Gelehrten, der durch seine Arbeit eine scheinbar unverwüstliche Lebenskraft früher, als er und andere glaubten, verbrauchte. Es darf daher keine nörgelnde Kritik dem toten Gelehrten ins Grab nachgeschickt werden; nur eine kurze sachliche Inhaltsangabe ist geboten: Zwei vierstündige Vorlesungen über »Die Geschichte des modernen Staates in Bayern und seiner kulturellen Bestrebungen seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts« bzw. »Bayern und Deutschland im 19. Jahrhundert«, ferner die druckfertige Studie »Bayern und der Entscheidungskampf um die Vorherrschaft in Deutschland«, endlich ein Akademievortrag »Die Kulturpolitik Maximilians II.« bilden den wesentlichen Inhalt dieses Buches, das Max Spindler mit der Witwe Doeberls, der unermüdlichen Kameradin der Arbeit ihres Gatten, herausgegeben hat. Ihr gebührt das besondere Verdienst, daß das große Doeberlsche Werk doch einigermaßen abgeschlossen werden konnte. Es ist klar, daß Doeberl, wenn ihm ein längeres Leben gegönnt gewesen wäre, eine Reihe von weiteren Vorarbeiten veranlaßt bzw. selbst gemacht hätte; von seinen angekündigten 10 Monographien über die deutsche Politik Bayerns im 19. Jahrhundert waren ja erst drei erschienen. Bei der Neuauflage, die bestimmt zu erwarten sein dürfte, wird der jetzige Herausgeber wohl darauf zu achten haben, daß das Nebeneinander der beiden aufgenommenen Vorlesungen in ein Ineinander übergeht. Der kunstgeschichtliche Teil wurde von Hans Rose trefflich zu Ende geführt. Er wird ebenso zu bleiben haben wie die grundsätzlichen Feststellungen Doeberls. Dagegen wird bei der Neuauflage der wirtschaftliche


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bzw. wirtschaftspolitische Entwicklungsgang, dessen Anfang Doeberl so eingehende Studien gewidmet hat, eine wesentliche Erweiterung der Darstellung erfordern. Für die Zeit von 1856--67 habe ich selbst soeben für die gesamtdeutsche wie für die bayrische Geschichte die Lücke gefüllt. Über Pfordten, dessen Bedeutung Doeberl mit Recht besonders eingehend gewertet hat, werde ich in absehbarer Zeit eine Biographie veröffentlichen; eine Reihe von Aufsätzen und Vorstudien über ihn hat hier bereits vorgearbeitet. Fassen wir zusammen: Doeberls Leistung soll und wird allzeit in hohen Ehren bleiben. Die Nachfahren haben die dankbare Aufgabe, den weit fortgeschrittenen, aber noch lange nicht vollendeten Bau der bayerischen Geschichte des 19. Jhds. zu einem glücklichen Abschluß zu führen.

Nunmehr zu den Einzelarbeiten in der Reihenfolge des behandelten Zeitabschnitts: Dafür, daß die »Geschichte der Besiedlung des Erdinger Mooses«, also ein Stück Agrargeschichte, starkes Interesse auszulösen vermag, zeugt der dem Verlag selbst unerwartet starke Absatz der fleißigen Sammelarbeit Hans Oskar Dieners ( 1439). Eine Reihe ausgezeichneter Karten, so über die geologischen Verhältnisse des Erdinger Mooses, über die politische Zugehörigkeit im Jahre 1684, sodann eine vor- und frühgeschichtliche Fundkarte und eine Reihe weiterer Spezialkarten, schließlich eine Zeichnung »Die Kultivierung des Mooses nach dem Stand von 1801« und eine weitere nach dem heutigen Stand ergänzen die Darstellung trefflich. Das Buch ist eine glückliche Mischung zwischen politischer, wirtschaftlicher bzw. landwirtschaftlicher, sodann besonders bodenkundlicher und siedelungskundlicher Geschichte, aus der starker, gesunder Erdgeruch und die Wärme inniger Heimatliebe uns entgegenschlägt. Von der vor- und frühgeschichtlichen Zeit schreitet der Forscher bedächtig, alles sorgfältig abwägend, über das Mittelalter in die Frühneuzeit vor, um beim 18. Jhd. besonders eingehend zu verweilen, wobei die Ursachen der geringen Kultivierungstätigkeit und die Art der Nutzung des Mooses im 18. Jhd. gründlich untersucht werden. Die Feststellungen zum 19. Jhd. werden geteilt in einen Zeitabschnitt bis zum Auftreten J. v. Liebigs (Mitte des Jhds.), dessen Forschertätigkeit grundlegend für die Moorkultivierung des zweiten behandelten Zeitabschnitts des Jahrhunderts und noch für die Gegenwart wurde. Die Schrift ist wegweisend für diesen verhältnismäßig noch jungen Zweig wissenschaftlicher Heimatforschung. -- In anspruchsloser Erzählung, unter Einreihung des Wortlautes der Instruktionen und Berichte der beteiligten Persönlichkeiten, schildert H. Huber ( 902) die Vorgänge, welche sich um die Übergabe Regensburgs an Bayern abspielten. Die Persönlichkeit Dalbergs, der aus der Rheinbundzeit jedem Deutschen in peinlicher Erinnerung ist, gewinnt hier wie in anderen neueren Studien charakterlich, als vornehmer Freund der Armen und bescheidener Wohltäter, außerordentlich. Das Jahr 1810 bedeutet für Regensburg eines der schlimmsten seiner Geschichte -- bis zu dem Augenblick, da durch die bayrische Herrschaft klare Verhältnisse geschaffen waren. -- P. Bernardin Lins ( 1689) behandelt im zweiten Teil der Geschichte der bayrischen Franziskanerprovinz zum hl. Antonius von Padua die Zeit der Säkularisation, worunter er die Jahre 1802--27, also auch die Zeit des Abklingens und des Erneuerungsprozesses unter König Ludwig I., zusammenfaßt. Auf festem Fundament wird die Geschichte dieser Jahre aufgebaut. Angefangen von den ersten fest umrissenen Plänen Max Josefs bis zu den Personalien der Insassen


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der Klöster und der Staatskommissare, welche die Aufhebung vollzogen -- und zwar nicht nur für die Franziskaner und Kapuziner -- und bis zum Leben in den Ordenshäusern, wandelt Lins die Geschehnisse streng geordnet und mit der Gründlichkeit des fleißigen Quellenforschers ab. Dabei ist das ganze auch leicht zu lesen.

G. Raubolds ( 1987) Untersuchungen gelten der bayrischen Landtagsberichterstattung von 1818 bis 1850. Er gibt damit z. T. ein Parallelstück zu meinen »Bayerischen Verfassungskämpfen« unter Ausscheidung der von mir behandelten Flugschriftenliteratur (vgl. R. S. 44). Er geht aus von den historischen und rechtlichen Grundlagen, befaßt sich sodann mit der offiziellen Landtagsberichterstattung und stellt hier vor allem das außerordentliche Verdienst Gabelsbergers für die Möglichkeit einer objektiven Landtagsberichterstattung heraus, die nicht ohne heftigen Widerstand von seiten der Reaktion sich durchsetzte. Den Hauptteil des Heftes bildet das Kapitel III: Die private Berichterstattung durch die Tagespresse. Hier wandelt R. die Entwicklung an Hand der einzelnen Landtage ab. Grundlage der Untersuchung bilden zunächst die Landtagszeitungen und die wichtigsten bayerischen Tageszeitungen, sodann die »Zeitlichen Besonderheiten« und Witzblätter. Diese Untersuchung ist außerordentlich gründlich und, soweit der Rahmen es gestattet, erschöpfend. Das ganze klingt aus in der Wertung der geschichtlich-politischen Bedeutung dieser Berichterstattung und regt zu ähnlichen Arbeiten in den übrigen deutschen Ländern an. Dann erst kann eine Geschichte der deutschen Parlamentsberichterstattung, die wir notwendig brauchen, mit Erfolg in Angriff genommen werden. -- P. Sattler ( 1686), einer der besten Kenner der Geschichte des Benediktinerordens in Bayern, legt den ersten Teil der Ergebnisse seiner Studien vor, welche von der Säkularisation zu Beginn des 19. Jhds. vorwärtsschreiten über die Erneuerungspläne unter Ludwig I. als Kronprinz und König bis zur 2. Restauration Kloster Mettens 1832. Im wesentlichen also umfaßt das Buch die Restaurationsarbeit unter Eduard von Schenk, sie reicht jedoch hinaus über die Ministerschaft Schenks. 43 klösterliche Niederlassungen sind in der Zeit bis 1831 in Bayern wieder hergestellt bzw. neu errichtet worden. Die Lage der Klöster nach der Säkularisation, das Abwägen der Gründe für und gegen den Aufbau einzelner, die mühsame Schaffung einer materiellen Existenzgrundlage, wobei es zu Schwierigkeiten mit dem obersten Kirchen- und Schulrat kam, die ablehnende Haltung der Exbenediktiner gegenüber einem Wiedereintritt in das Klosterleben, sodann als Hauptstück des Buches die Geschichte der Neugründung Mettens und seiner Schicksale bis zur Gefahr des Zusammenbruches und bis zu seiner Rettung durch König Ludwig I. selbst -- das ist der wesentliche Inhalt der auf reichem Quellenmaterial und umfangreicher Literatur beruhenden Arbeit, die hie und da höchst dramatisch wirkt. -- Eine empfindliche Lücke in der Geschichtschreibung über das Zeitalter König Ludwigs I. von Bayern füllt F. Koeppel ( 924) mit einer »Politischen Biographie« über Ignatz von Rudhart aus. Es muß für heute genügen, anläßlich des Erscheinens eines Teil abdruckes daraus: »Die griechische Ministerpräsidentschaft J. v. Rudharts unter König Otto«, darauf hinzuweisen, daß diese als Ganzes wertvolle Biographie inzwischen vollständig erschienen ist. Der gleiche Verfasser ( 923) veröffentlicht und erläutert eine geheime Denkschrift, in welcher die Hauptverfasser Häcker-Rothenburg und


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Freiherr Christoph von Aretin der bayerischen Regierung ein liberales Programm vortragen. Danach hätte Bayern der Führer des praktischen deutschen Liberalismus (alle bekannten Forderungen: Landräte, öffentliche Rechtspflege usw. tauchen auf) werden und damit zugleich eine Vorrangstellung in Deutschland sich erwerben sollen. Preußen ließ Bayern nach eigenen Rezepten regieren, Metternich aber hat nach Koeppels plausibler Ansicht die liberale Denkschrift als Druckmittel zugunsten seines Karlsbader Programms benützt.

Die Arbeit S. Meibooms ( 958) hat vor ihrer Drucklegung manche Wandlungen durchgemacht, welche ihr zum Vorteil geworden sind. In ihrer nunmehr im Druck vorliegenden Form verdient sie Beachtung insofern, als sie zum ersten Male einen Querschnitt durch die gerade in den letzten Jahren wissenschaftlich besonders stark angeschnittene Zeit um den Krimkrieg gegeben hat. Die Einteilung ist übersichtlich: Bundeskompetenz und Bundesreform, Wirtschaftspolitik, Krimkrieg, Entstehung des ersten deutschen Handelsgesetzbuches. Dem schließt sich ein Sonderkapitel über von der Pfordten und Beust und, als Abschluß, das »Scheitern der Triaspolitik« an. Eine Reihe scharf absprechender bzw. im Lob wie im Tadel verallgemeinernder Urteile, die dem Kenner der Zeit holperig oder ungerecht erscheinen, dürfen nicht so schwer gewogen werden, daß das viele Neue, Wertvolle des Buches dadurch zurückgedrängt wird. Unhaltbar aber ist -- ich habe es in meinem eben erschienenen Werk auf einem der wichtigsten Gebiete bereits bewiesen (E. Franz, Der Entscheidungskampf um die wirtschaftspolitische Führung Deutschlands, München 1933) und werde es später in größerem Rahmen eingehender noch beweisen -- die grundsätzliche, für die Beurteilung der von der Pfordtenschen Politik entscheidende Behauptung Meibooms, »daß von der Pfordten dem Triasgedanken nur sehr kühl, wenn nicht ablehnend gegenüberstand.« Meiboom gibt ferner ( 995) einen sehr allgemein gehaltenen, aber gut lesbaren Überblick über das Verhältnis Bismarcks zu den Mittelstaaten, im besondern Bayerns, während seiner Frankfurter Bundestagsgesandtenzeit. Man kann auf 11 Seiten das Thema gewiß nicht irgendwie erschöpfend behandeln. Die Übersicht läßt sich folgendermaßen gliedern: 1. Bismarck und Bayern stehen sich fremd gegenüber 1851--53; 2. Bismarck möchte mit Bayern und Bayern möchte mit Preußen zusammenarbeiten während des Krimkriegs; Manteuffel versagt sich zum großen Verdruß Bismarcks; 3. die natürliche Reaktion = Opposition Bayerns gegen Bismarck; 4. einige Schlußbetrachtungen über Vergangenheit und Gegenwart -- alles aber nur mit ganz raschen Strichen, eine kurze Ergänzung zu A. O. Meyers groß angelegtem Werk über die gleiche Zeit. Die Studie von E. Franz ( 1423) über Ludwig Freiherrn von der Pfordtens Kampf gegen den preußischfranzösischen Handelsvertrag von 1862 gibt tiefe Einblicke in die wirtschaftspolitische und auch in die politische Einstellung dieses Führers des »Dritten Deutschlands« in den Jahren 1862--64, während jener Zeit, da Pfordten von seinem Gesandtenposten in Frankfurt aus die bayerische Politik am langen Zügel zu lenken wußte. Es wird zugleich ein Teilabschnitt aus dem großen Ringen um die wirtschaftspolitische Führung geboten. Pfordtens Charakteristik Bismarcks, die Franz mitteilt, ist eine der besten, welche Staatsmänner jener Zeit über ihn gegeben haben. Für das Werk von E. Franz »Der Entscheidungskampf um die wirtschaftspolitische Führung Deutschlands 1856--67«, hat die vorliegende Studie Material teils beigebracht, teils aus dem Wege geräumt.


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Der Aufsatz ist zugleich eine Vorarbeit für die von E. Franz nunmehr in Angriff genommene Pfordtenbiographie.

Die Epoche, die Oskar Bezzel ( 922) im 7. Band der Geschichte des bayerischen Heeres behandelt (1825--1866), bedeutet Niedergang, da Bayerns Könige in diesen Jahrzehnten für Kunst und Wissenschaft, aber nicht für das Militär eine offene Hand hatten. Zwischen den Erfolgen der Befreiungskämpfe und dem großen Mißerfolg der bayerischen Armee von 1866 eingebettet -- der deutsche Bruderkrieg bildet das große Schlußstück der Darstellung -- läuft eine Reihe von Einzelaktionen vor uns ab: Die Expedition nach Griechenland, die revolutionären Unruhen der Jahre 1830--33, 1848, 1849, die Kämpfe in Schleswig-Holstein, die Expedition nach Kurhessen, das Jahr 1859. Dem geht voraus eine umfangreiche Darstellung des Gefüges des bayerischen Heeres in diesen Jahrzehnten. Reichliche Beilagen -- die bayerische Generalität von 1825--68, Namen, Standorte und Bekleidung der verschiedenen bayerischen Truppenkörper von 1825--67, die Kriegsgliederung der bayerischen Armee usw. -- vervollständigen die von dem vorzüglichen Kenner des bayerischen Militärwesens auf der Grundlage reicher archivalischer, literarischer und militärischer Kenntnisse erarbeitete geschichtliche Darstellung. Der VIII., vorletzte Band des gleichen Werkes, bearbeitet von E. v. Frauenholz ( 1015), umfaßt die Jahre 1867 bis 1914. Er erschien kurz vor dem eben erwähnten, den zeitlich vorausgehenden Abschnitt behandelnden des Obersten Bezzel. Soweit die Regimenter eigene Geschichten haben, was bei der Mehrzahl der Fall ist, konnte Frauenholz darauf verweisen oder daraus schöpfen. Für die Zeit nach 1871 sodann greift die Geschichte, der Eingliederung der bayerischen Armee in das Deutsche Heer entsprechend, über Bayern notwendig vielfach hinaus. Einem kurzen, aber wichtigen, gegenüber den früheren Bänden neuen Kapitel »Die Stellung des Heeres im Staate« folgt der wichtigste und ausführlichste Abschnitt des Ganzen: Die Heeresorganisation, wobei wiederum die grundlegenden Jahre 1867--70 besonders eingehend behandelt sind. Kürzer erledigen sich »Der Dienstbetrieb in der Armee« und »Die Lehre vom Krieg«, während Abschnitt E, »Die Kriege von 1867--1914«, die zweite Säule des Buches bildet, -- hier alles überragend der deutsch-französische Krieg von 1870/71. Besonders aufschlußreich sind die »Beilagen«: Bayerische, österreichische und preußische Berichte über das bayerische Heer, die in ihrer Gegenüberstellung den Werdegang, die Schwächen und Vorzüge, das Tempo der Ausbildung, die Fähigkeiten von Führung und Mannschaft besonders plastisch und unmittelbar erkennen lassen. Die sog. »Anlagen« sind geschichtlich-statistische, zur raschen Orientierung unentbehrliche Zusammenstellungen über die Generalität, die Armeeeinteilung, die Uniformierung, Ausrüstung, Bewaffnung, die Standorte, die Heeresgesetze von 1871--1914 usw. Soweit der Historiker, der zugleich Kriegsteilnehmer und Reserveoffizier war, urteilen kann, entspricht das Buch allen Anforderungen, welche man billigerweise stellen kann. Es ist die Arbeit eines Offiziers und Militärwissenschaftlers, der in der Praxis der ruhmreichen alten Armee erzogen wurde.

Ein Eckpfeiler des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat in Bayern ist das Jahr 1870. Der deutsche Einheitskampf und das Vatikanische Konzil bringen für den bayerischen Staat eine entscheidende Wendung. Die Voraussetzungen des bayerischen Staatskirchentums und ihre Abwandlung für die katholische


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und protestantische Kirche, die Persönlichkeit und Bedeutung des bayerischen Kultusministers und späteren leitenden Ministers Johann von Lutz hat Liermann ( 1691) für die Zeit von 1870 an, jedoch mit Rückblicken in die Vergangenheit, treffend herausgearbeitet. Die Haltung Lutzens wird auf diese Weise verständlicher, sie erscheint weniger kulturkämpferisch, als bisher gemeiniglich angenommen wurde. Die Unklugheiten der Patriotenpartei 1870/71 und 1886 tragen einen großen Teil der Schuld an der Entwicklung der Dinge in Bayern nach 1870. Bayern hat -- hierauf weist L. abschließend mit Nachdruck hin, -- damals und später, auch in der Nachkriegszeit, seine eigene Kirchen- und Kulturpolitik getrieben, es ist damit führend im Deutschen Reich gewesen und geblieben bis an die Schwelle der unmittelbaren Gegenwart. Es hat seine Eigenstaatlichkeit durch seine Kulturpolitik gestärkt und ist anderseits der Mittler zwischen Deutschland und Rom gewesen. Liermanns kurze Studie ist vorbildlich in ihrer Sachlichkeit und in ihrem reichen Inhalt. [E. Franz.]


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