III. Historische Landeskunde.

Als Vermächtnis an die sudetendeutsche Geschichtswissenschaft darf Mayers (S. 21, Nr. 425) Aufriß der für den Aufbau einer sudetendeutschen Siedlungs- und Kulturgeschichte wesentlichen Aufgaben gewertet werden. Vom Standpunkte des tief in die Landesgeschichte eingedrungenen allgemeinen Historikers weist er Möglichkeiten auf, setzt er Warnungszeichen, versucht er Lösungen. Fragen wie Flurformen, Entstehung des Städtewesens, Urlandschaft usw. erfahren eine wesentliche Zurechtrückung. -- Eine von den Historikern schon längst als wesentlich erkannte Hilfswissenschaft, die Ortsnamenkunde, weitgehend in den Dienst der sudetendeutschen Siedlungsgeschichte gestellt zu haben, bleibt Schwarz' (S.. 26, Nr. 544) Verdienst. Auf methodisch weit über sein Buch von 1923 hinausführenden neuen Wegen trachtet er die Besiedlungsvorgänge und -änderungen im Spiegel der Ortsnamenformen zu erkennen. Dieses Verfahren trägt namentlich für die slawischdeutsche Zeit in den Sudetenländern reiche Früchte. Durch Anwendung der kartographischen Methode und der im Rheinlande ausgebildeten Lehre von den Kulturströmungen erhellt er das Vordringen des Deutschtums, das gegenseitige Ringen zwischen diesem und dem Tschechentum an der Sprachgrenze und bemüht sich auch, einen Terminus a quo für das Einwandern der Deutschen mit sprachlichen Mitteln zu erschließen. --Dobiáš ( 13) verteidigt gegen die deutschmährischen Historiker die Lehre von der deutschen Kolonisation für die Iglauer Sprachinsel, in der er keine Spuren altansässigen Germanentums zu entdecken vermag. Er schildert dann den Besiedlungsgang in der slawischen Zeit, wobei er mit Hilfe der Ortsnamenendungen zu einer relativen Chronologie der Siedlungen zu kommen trachtet, geht dann den ersten Spuren des Deutschtums nach, hält dafür, daß Iglau um 1235 gegründet, nicht allmählich erwachsen sei, und verteidigt kaum mit durchschlagenden Gründen die These, daß in den Städten von Anbeginn eine starke tschechische Bevölkerungsschicht vorhanden gewesen sei. -- In einer sehr belanglosen Studie über das ma.liche Pilsen äußerst sich Kern (S. 37, Nr. 788) auch über die Entstehung der Stadt, die er für 1295 festlegt. --Čáda ( 11) unterrichtet übersichtlich über den Stand der Stadtplanforschung in den Sudetenländern, polemisiert gegen die rein geographische Methode, hebt dagegen die historisch-rechtliche Seite des Problems hervor. Er will nur den Begriff der gegründeten, nicht den der gewordenen Stadt anerkennen. Manche Bemerkungen, so über den Markt, die Stellung der einzelnen Bauobjekte, sind wertvoll, anderen fehlt eine breitere Basis.


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