V. Geld, Preise, Steuern.

In dem Werke von Gonnard über Geschichte und Theorien des Geldes < 2007> sind das 16. und 17. Jh. in dem I., 1935 erschienenen Bande bearbeitet, während der II. die Zeit von Vauban bis 1914 behandelt. Das Werk ist in großen Teilen vortrefflich, zumal soweit es die weit im Vordergrunde stehenden französischen Verhältnisse und die lateinischen und englischen Theoretiker betrifft; aber während auch die Geldgeschichte der Vereinigten Staaten im 19. Jh. ziemlich ausführlich gewürdigt wird, tritt Deutschland fast völlig zurück. Deutsche Spezialwerke sind offenbar nicht benutzt, die deutschen Theoretiker des 17. und 18. Jh.'s werden ganz kurz abgetan, da sie nichts Eigenes oder Wesentliches brächten. Der einzige Mann des Ostens, der als ein bahnbrechender eingehend gewürdigt wird, ist Kopernikus; er wird aber nachdrücklich für einen Polen erklärt, und es wird ernstlich mißbilligt, daß die deutsche Propaganda (!) ihn noch immer für sich zu annektieren versuche. Die doch gewiß nicht belanglosen Maßnahmen Friedrichs d. Gr. auf dem Münzgebiet werden in ganzen zwei Sätzen erwähnt, dabei aber nicht unterlassen, zu bemerken, sein Inspirator sei ein holländischer Kaufmann Ph. Grammann gewesen; tatsächlich war dieser Braunschweiger. Ist es bloß mangelnde


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Kenntnis oder geflissentliches Bemühen, alles Deutsche durch Verschweigen und Verdrehen herabzusetzen, was immer wieder in sonst guten und streng wissenschaftlichen französischen Darstellungen begegnet? Auch wenn einmal von der Ausbeutung der Harzer Silbergruben in karolingischer Zeit gesprochen wird, ist es fraglich, ob diese irrige Angabe auf mangelnder Kenntnis beruht oder ob damit der »Franzose« Charlemagne als Kulturbringer bei den Teutonen erscheinen soll. Das Werk endigt mit starker Resignation: Selbst das Grundproblem, ob Geld Ware oder bloßes Zeichen sei, war 1914 noch ungelöst und ist danach sogar umstrittener und schwieriger denn je geworden. Die Geschichte verurteilt das Zeichengeld und anscheinend den Bimetallismus, aber wer beachtet ihre Lehren und die goldenen Erkenntnisse, die schon die alten Theoretiker von Oresme bis Bodin verkündet haben? -- Der stattliche Band von Elsas < 2041> ist nach den schon vorher angezeigten Grundsätzen <1933/34, S. 448 f.> gearbeitet. Er enthält Material von nur drei Städten: München, Augsburg, Würzburg, vornehmlich städtische und Spitalrechnungen; der örtlichen Begrenzung steht gegenüber, daß sich Preis- und Lohnreihen über lange, durchlaufende Zeiträume ergeben, vom 15. bis 18. Jh. Wie schwierig die Arbeit an den alten Rechnungen war, wird eigens durch Textproben und Photokopien nachgewiesen. Die Veröffentlichung wird ergänzt durch eine ungemein sorgfältige Auswertungsarbeit: die Erklärungen zu den Preisreihen mit Vergleichungen, Errechnung der Preisspannen und zeitlicher Durchschnitte, für jede einzelne Ware und jedes Jahr, nehmen einschließlich der Preiskurven, über 500 Seiten ein. Sehr viel geringer an Umfang ist das über Löhne und auch einige Gehälter Ermittelte; es gestattet immerhin allgemeingeschichtliche Schlüsse für die Verhältnisse vor und nach dem 30 jährigen Kriege. Bemerkenswert ist auch eine Gegenüberstellung von Preis- und Bevölkerungsbewegung und die Folgerung, daß in dieser wahrscheinlich eine der wesentlichsten Ursachen der säkularen Preisveränderungen zu suchen ist. -- Die über fünf Stellen verstreuten Études von Hauser < 2030> bringen Einzelheiten vornehmlich aus der französischen Preisgeschichte des 16. bis 18. Jh.'s. -- Die Untersuchung von Mauz < 2052>, die sich auf eine gewaltige Literatur und die Landtagsverhandlungen stützt, gewährt einen guten Einblick in die Kämpfe um das Steuersystem und die außerordentlichen Widerstände, gegen die sich die Einkommensteuer durchgesetzt hat. Ihr Sieg ist um so bemerkenswerter, als sich bei den in der Not der Napoleonischen Zeit in England und Preußen gemachten Versuchen mit der Einkommensteuer die Erfahrung herausgebildet hatte, die praktischen Schwierigkeiten einer gerechten Verteilung dieser Steuer seien unüberwindlich. Nach Ansicht des Verf. werden die nach langen Kämpfen vollständig beseitigten Ertragssteuern, nachdem sie inzwischen verbessert, künftig wieder in den Vordergrund treten.


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