II. Geschichte einzelner Epochen, Ereignisse und Persönlichkeiten.

Maschkes < 782> kurze Skizze der Geschichte des Ordensstaats ist besonders bemerkenswert durch die Ausführungen, daß in Preußen kein Kolonialland entstand, sondern »eine staatliche Neuschöpfung in Vorpostenstellung; das Volk, das als Siedler dieses Land bald zu einer deutschen Landschaft umformte, ging nicht geschichtlich seine eigenen Wege, sondern suchte die unmittelbare Verbindung mit der alten Heimat auf allen Lebensgebieten«. Wichtig sind ferner die auf früheren Forschungsergebnissen des Verf. beruhenden Ausführungen über die Wandlung des Ordensstaats vom Missions- zum Machtstaat in der 2. Hälfte des 13. Jh.'s, zu der der große Preußenaufstand Anstoß und Möglichkeit gab. Aus der Fülle seines Wissens gibt der beste Kenner des vor- und frühgeschichtlichen Burgenbaues, B. Ehrlich < 1404>, sehr gelungene Schilderungen von 5 der bisher etwa 40 ermittelten alten Burgen im Regierungsbezirk Westpreußen. Er behandelt 2 Burganlagen des Ordens aus dem 13. Jh., eine später vom Orden ausgebaute Preußenburg und 2 germanische Burganlagen. --Lögdbergs < 783> Arbeit beruht hauptsächlich auf Königsberger, daneben auf Stockholmer, Kopenhagener, Danziger und Lübecker Archivalien, sowie auf einer gründlichen Verwertung der Literatur. Führten die Verhandlungen des schwedischen Königs und Christians von Oldenburg mit dem Orden auch nie zu einem positiven Ergebnis, so gewinnt man gleichwohl aus der Lebhaftigkeit der Beziehungen einen starken Eindruck, welche Macht man in Skandinavien dem Orden selbst noch in der Zeit seiner wachsenden inneren Schwierigkeiten und der steigenden Spannung mit Polen zutraute. Keiner der schwedischen Kronprätendenten und Könige versäumte es, die Freundschaft des Ordens zu suchen oder auch durch Anknüpfung mit dem Preußischen Bunde und durch Einflußnahme auf Livland einen Druck auf seine Politik auszuüben. Zweimal -- 1447 und 1448 -- wurde dem Orden die Verpfändung Gotlands angeboten, um seine Freundschaft zu gewinnen, doch ging der Hochmeister auf diese Anregungen nicht ein. Ebenso lehnte der Hochmeister 1457 Hilfsangebote Christians I. ab, die an die Bedingung geknüpft waren, daß ihm bis zum Kriegsende Memel eingeräumt würde. Doch kam es 1457 zu einem Bündnis mit dem livländischen Orden, nachdem der König die Forderung auf Anerkennung der schwedischen Oberhoheit fallen gelassen hatte. --Hartmann < 789> bietet namentlich auf Grund der Quellen des Königsberger Staatsarchivs ein sehr lebendiges Bild von den Vorgängen im Gebiet Osterode während der ersten Jahre des 13 jährigen Krieges. Fast von Anfang zeigten sich beim Orden schwere Organisationsmängel, aus denen sich auch die selbstherrliche Haltung der Söldnerführer erklärt, die sich bis zu offenkundiger Feindseligkeit gegen den Orden steigerte. --Franz < 788> bietet unter umsichtiger Verwertung eines nur sehr geringen Quellenmaterials ein Lebensbild des Jurgen Langerbeen,


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der 1453--1456 Bürgermeister von Königsberg-Kneiphof war und zu den führenden Gegnern des Ordens gehört haben muß. Als er trotz der Versöhnung Königsbergs mit dem Orden sich in Zettelungen mit Danzig einließ, wurde er vertrieben und seines stattlichen Vermögens beraubt, um dessen Rückgabe er und seine Erben sich dann jahrzehntelang vergebens bemühten. --Forstreuter < 784> stellt auf Grund einiger Funde im Staatsarchiv Königsberg und auf Grund guter Literaturkenntnis die Nachrichten über den Ordensbesitz in Griechenland, der bis 1500 gehalten wurde, über die polnischen Bemühungen, den Orden von Preußen nach Podolien zu verpflanzen, was zuerst 1358, dann 1458 und seither häufiger angeregt wurde, und über die Pläne aus der Zeit Maximilians II., dem Orden im Kampf gegen die Türken eine neue große Lebensaufgabe zu schaffen, zusammen. Von besonderem Interesse sind die Mitteilungen über die Bestrebungen des Ordens auf dem Gebiet der kirchlichen Union im 15. Jh. -- Das kurze Lebensbild, das Birch-Hirschfeld < 2292> von dem Konvertiten Baron von Eulenburg entwirft, ist insofern von allgemeinerem Interesse, als E. entsprechend den synkretistischen Strömungen seiner Zeit frei von konfessioneller Einseitigkeit blieb. »Ich hasse keinen Menschen wegen seiner Religion, denn ich weiß gar wohl, daß fides donum Dei ist.« Seiner evangelischen Gutskirche hinterließ er seine Bibliothek.


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