VII. Kirchengeschichte.

Ein altes Desiderium der pommerschen Landesgeschichte ist mit dem Erscheinen von H. Heydens stattlichem Werk »Die Kirchen


S.453

Stettins und ihre Geschichte« (Stettin, 364 S.) in Erfüllung gegangen. H., der sich schon seit vielen Jahren mit der Erforschung der pommerschen Kirchengeschichte eingehend und erfolgreich beschäftigt hat und von dem wir auch in Bälde eine Gesamtdarstellung der pommerschen Kirchengeschichte erhalten werden, bietet uns einen vortrefflichen und umfassenden Überblick über die Entwicklung des Stettiner Kirchenwesens von seinen Anfängen bis in die Jetztzeit; besondere Beachtung verdienen die das 19. und 20. Jh. behandelnden Abschnitte, da sie zum größten Teil auf neuen und eigenen Forschungen des Verf. beruhen. Daß die rein kirchenrechtlichen Probleme vor allem für das MA. weniger berücksichtigt worden sind, ist wohl im wesentlichen durch den Mangel einschlägiger Vorarbeiten bedingt. Es ist daher zu wünschen, daß die pommersche kirchengeschichtliche Forschung künftighin diesen Fragen eine größere Beachtung als bisher schenkt.

Einen erfreulichen Beitrag zur Personalgeschichte des Hochstifts Kammin, für die noch so gut wie alles zu tun ist, liefert M. Wehrmann < 2185> mit seiner Zusammenstellung der Kamminer Weihbischöfe, von denen er für den Zeitraum von 1292--1528 zwölf urkundlich nachweist. Doch wird sich zweifelsohne bei einer weiteren Erschließung der pommerschen urkundlichen Überlieferung durch den Druck diese Liste noch um einige Namen ergänzen lassen. -- Über das Beginenwesen in Stralsund, wo sich im 15. Jh. drei Konvente befanden, berichtet Fr. Adler < 2186> auf Grund des im dortigen Stadtarchiv vorhandenen reichen Quellenmaterials. Wie in vielen anderen Städten, so waren auch hier die Konvente der Franziskaner und Dominikaner die eigentlichen Träger des Beginentums. -- Der Kampf gegen das Reformiertentum ist das Hauptcharakteristikum der theologischen Streitigkeiten des 17. Jh.'s in Pommern, die im übrigen auch nicht ohne Einfluß auf die Politik dieser Zeit blieben. So weist z. B. H. Heyden < 2364> darauf hin, daß die Sympathie der pommernschen Geistlichen für Schweden während des Dreißigjährigen Krieges sehr stark durch die Abneigung gegen die seit 1613 zur reformierten Kirche übergetretenen Hohenzollern bedingt war. Aber auch für die zweite Hälfte des 17. Jh.'s werden im Zusammenhang mit dem Gebetsstreit ähnliche Rückwirkungen festgestellt (u. a. auch bei der Einwanderung hugenottischer Familien 1683, denen wegen ihres reformierten Bekenntnisses die Niederlassung bei Demmin untersagt wurde und die daher nach dem brandenburgischen Hinterpommern und in die Mark weiterzogen).


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