V. Quellen und Darstellungen nach der Folge der Ereignisse.

W. Hartmann < 792> liefert einen urkundlichen Beitrag zur politischen Geschichte des Raumgebietes bei Hameln, wobei er in die von G. Schnath (Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg. 1922) und W. Spieß <1933/34, 2192, S. 562 f.> angestellten Untersuchungen Spiegelbergische Urkunden einschaltet, die bisher unbekannt geblieben waren. Nach einem einleitenden Rückblick auf den Machtkampf an der mittleren Weser um 1260 behandelt er den zweiten großen Machtkampf im Raum bei Hameln um 1430, zugleich einen der bewegtesten und bedeutsamsten Abschnitte aus der Geschichte der Grafen von Spiegelberg. -- Von seinen Archivstudien über das Braunschweigische Söldnertum veröffentlicht H. v. Glümer < 1878> einen Abschnitt über die Truppen zu Fuß und zu Roß in den J. 1599 bis 1615. Er berichtet an Hand der Musterrolle über die jeweilige durch die militärische und politische Lage bedingte Stärke der in Dienst gehaltenen Söldnertruppe. Da es ihm hier mehr um Zahlen, als um Namen geht, nimmt er von einer vollständigen Veröffentlichung Abstand und verweist auf die von W. Spieß in den Braunschweig. Genealog. Blättern (Nr. 6, 1928) veröffentlichte Musterrolle der


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zweiten Jahreshälfte von 1600. -- L. Mollwo < 848> untersucht die Neugründung des Fürstentums Calenberg vor 300 Jahren. Ende 1635 und Anfang 1636 wurden die letzten der zahlreichen Erbteilungsverträge im Welfenhause geschlossen. Seitdem besteht einmal das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel im großen und ganzen in den heutigen Grenzen und zum anderen legte Herzog Georg im Fürstentum Calenberg den Grundstock zum späteren Königreich Hannover. Freilich beruhte der große Aufschwung, den das Fürstentum genommen hat, nicht auf seinen Ideen. Denn wenn es nach ihm gegangen wäre, würde Hildesheim der Regierungssitz geworden sein, und das Land hätte seinen Namen vielleicht danach erhalten. -- Die Kurfürstin Sophie von Hannover hat durch F. E. Baily < 899> eine Biographie erhalten, die keineswegs eine wissenschaftliche Neuschöpfung darstellt. Wie die beigegebene »Bibliography« zeigt, ist das Werk quellenmäßig nur dürftig unterbaut und stellt nichts anderes als eine schwache Neubearbeitung vorhandener Monographien dar. Die mit 18 Bildern geschmückte Schrift hat immerhin einen brauchbaren »Index«. -- Die Erinnerungen des Hans Kaspar von Bothmer < 900>, die K. Frh. von Bothmer und G. Schnath mit ausführlichen Personen- und Ortsverzeichnissen herausgeben, sind »Bruchstücke einer eigenhändigen Selbstbiographie«, die nur die Lehr- und Wanderjahre dieses hannoversch-englischen Staatsmannes der Barockzeit enthalten. Der niedersächsische Edelmann erzählt darin von seinem Elternhaus und seiner Jugend, von seinen Bildungsreisen und den Anfängen seiner dienstlichen Laufbahn bis zur Sendung als Gesandter an den Hof des Großen Kurfürsten. September 1686 brechen die Aufzeichnungen ab. Es ist aus der späteren Zeit nur noch das Diarium einer Gesandtschaftsreise nach Paris im Jahr 1698 vorhanden. Die Darstellung der großen Zeiten seines Lebens ist uns Bothmer leider schuldig geblieben. -- Als P. Zimmermann < 976> in den Ruhestand trat, glaubte man mit dem Erscheinen seiner Biographie des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig, die den Abschluß seiner Lebensarbeit bilden sollte, rechnen zu können. Viele Jahre seines Lebens hatte er an der Sammlung und Sichtung des Materials gearbeitet. Aber erst aus seinem Nachlaß <vgl. 1933 bis 1934, 1418, S. 564> wurde das starke Manuskript durch R. Multhoff in entsagungsvoller Arbeit zum Druck fertiggestellt. Wenn Zimmermann es nicht abgeschlossen und auch keine abschließende Würdigung des Herzogs vorbereitet hat, dürfte er, wie R. Grieser wohl mit Recht in seiner Besprechung < 976> daraus schließt, »auf Grund gewissenhaften Quellenstudiums allzu deutlich gespürt haben, daß nur wenig oder fast nichts davon übrig blieb, womit eine unwahre Romantik diesen Fürsten lange Zeit umkleidet hat. Friedrich Wilhelm war weder ein bedeutender Soldat und Feldherr, noch ein Staatsmann von mehr als bescheidenen Graden«. Ein Mangel des Buches, das doch die abschließende Monographie des Schwarzen Herzogs sein soll, liegt in ungenügenden Quellen- und Literaturangaben und im Fehlen eines Namenregisters. -- Einen besseren Eindruck als Bailys Schrift macht H. van Thals < 1013> mit zwölf Bildern und einer Stammtafel ausgestattete Monographie über den König Ernst August von Hannover. Die Inhaltsübersicht zeigt bereits eine zweckmäßige Aufteilung des Stoffes. Im Anhang sind neben veröffentlichten auch unveröffentlichte Briefe Ernst Augusts abgedruckt. Eine beigegebene umfangreiche »Bibliography« gibt einen Überblick über das verarbeitete Material. Ein ausführlicher Index beschließt das Werk.


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