VII. Darstellungen nach der Reihenfolge der Ereignisse.

Beckers Archiv- und Kanzleigeschichte von Nassau-Dillenburg < 60> zeigt die typische Entwicklung von der Verbindung mit dem Hofkaplanat im 13., 14. und 15. Jh. zum entwickelten Behördensystem Ende des 16. Jh.'s mit Kanzlei, Lehnregistratur und Kammer unter Wilhelm dem Reichen und Johann dem Älteren. -- In einem neuen Aufsatz <vgl. 1935, 862, S. 502> behandelt Wolf < 833> nunmehr die gesamte vormundschaftliche Regententätigkeit Johanns des Älteren von Nassau in der Grafschaft Hanau; neben der für das Ende des 16. Jh.'s typischen Verwaltungsorganisation stehen die Versuche zur Einführung des reformierten Bekenntnisses statt des lutherischen im Vordergrunde, in deren Zusammenhange auch die Ansiedlung der niederländischen Flüchtlinge in der Neustadt Hanau gesehen wird. --Wolf < 832> berichtet auch über die Organisierung eines ausgedehnten Nachrichtendienstes


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desselben Fürsten durch Vertrauenspersonen bis Heidelberg, Frankfurt, Bremen, und vor allem nach den Niederlanden mit deutlicher Spitze gegen die habsburgisch-katholische Politik.

Webers »Hessenkrieg« <1935, 880> bringt eine ausführliche aktenmäßige Darstellung der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Kassel und Darmstadt (1643--48) um das Erbe Landgraf Ludwigs des Älteren von Marburg ohne wesentlich neue Ergebnisse. -- An dem Einzelbeispiel der Stadt Ortenberg untersucht Junker < 851> das vielerörterte Problem der tatsächlichen Schäden des 30jährigen Krieges für die Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung mit dem Ergebnis einer erheblichen Krisenfestigkeit der kleinen, abgelegenen Landstadt; Niedergang und Aufstieg wechseln innerhalb der Kriegsjahre; entscheidend für den Tiefstand hält Verfasser, vielleicht in etwas einseitiger Beurteilung, die nur mittelbar mit dem Kriege zusammenhängende Pest. -- Zum gleichen Thema stellt Dertsch <in 211> interessante Zahlen über die Sterblichkeitsziffern des Pestjahres 1635 in Mainz unter dem Gesichtspunkte der quantitativen und qualitativen Auswirkung zusammen.

Eine Festschrift für Heinrich Jacobi < 265> vereinigt einige Beiträge zur Geschichte der kleinen Residenz Homburg v. d. Höhe; u. a. zeichnet Waas in dem Hofadvokaten Franz Wilhelm Jung ein Spiegelbild französischer Revolutionsideen im Hofkreis Landgraf Friedrichs V., dem auch Isaak von Sinclair und Wilhelm Kämpf angehörten. Die Frage der Neutralität Homburgs in den Koalitionskriegen steht im Brennpunkte zweier von Kirchner mitgeteilter Berichte Sinclairs an die geflüchtete Landgräfin Caroline über den Durchzug des französischen Generals Jourdan (1796). --Burkard <in 211> schildert die traurigen Schicksale des Mainzer Domschatzes nach 1801 und versucht anhand der Inventare der Kunstdenkmäler die 1824 zur Ausstattung bedürftiger bayrischer Kirchen verteilten Reste teilweise zu identifizieren. -- Die Biographie Wilhelm von Doernbergs < 978>, von einem Nachkommen seines Bruders unter Verwendung der Tagebücher und Briefe bearbeitet, faßt die vielseitige Tätigkeit dieses Freiheitskämpfers, von der der hessische Aufstand (1809) und sein Lüneburger Sieg von 1813 am bekanntesten sind, zu einem geschlossenen Bilde zusammen. Wir heben sein Wirken zusammen mit Wittgenstein in London für die englische Unterstützung eines nordwestdeutschen Zusammenschlusses gegen Napoleon sowie der preußischen Erhebung hervor, ferner seine engen Beziehungen zu Müffling und Blücher, später vor allem zu Gneisenau und Münster, schließlich seine Tätigkeit in Petersburg als hannoverscher Gesandter. In Hessen reorganisierte er 1813 die Armee und das preußische Hilfskorps und leitete den wenig dankbaren Festungskrieg.

Im Rahmen der Gestaltung eines einheitlichen Reichsmünzrechtes schildert Windolph < 2087> die Entwicklung im Großherzogtum Hessen vom Wiener Münzvertrag (1857) bis zur Einführung der Reichsmarkwährung. Steht im ersten Teile die Aufgabe der neu gegründeten Bank von Süddeutschland für die Regelung des Geldverkehrs im Vordergrunde, so bringt der zweite Teil das Ende der hessischen Münzhoheit und die allmähliche Eingliederung in das einheitliche Münz- und Notenwesen des Reiches.


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