VIII. Wirtschaftsgeschichte.

In einer »Chronik des hessischen Berg-, Hütten- und Salzwesens« (Arch. hess. Gesch. N. F. 19, S. 275--326) gibt Koebrich eine nützliche Zeittabelle gesammelter Nachrichten über Bergwerks-, Hütten- und Salzvorkommen


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in den einzelnen Orten. --Biemer < 2091> untersucht die industrielle Entwicklung Wetzlars. Wenn auch Eisengewinnung und -verarbeitung seit der Karolingerzeit urkundlich nachweisbar sind und einen wichtigen Faktor in der Handelsblüte des 12. und 13. Jh.'s bilden, erhält die Stadt ihren Industriecharakter erst im 19. Jh. Während das ältere Hüttenwesen der die Stadt umschließenden nassauischen und solmsischen Territorien nur gestreift wird, liegt der Schwerpunkt der Darstellung bei der wirtschaftlichen Entwicklung der großen Firmen von Buderus, Krupp, Röchling u. a. Gegenüber der »rohstofflich bedingten« Eisenindustrie verdankt Wetzlar seine optisch-mechanische Industrie dem rein »historischen« Umstand einer glücklichen Okularerfindung des dortigen Optikers Kellner, des Vaters der späteren Leitzwerke, denen ein weiteres Hauptkapitel gewidmet ist. Die Auswirkungen dieser Wirtschaftsfaktoren auf Verkehr, Bevölkerungsbewegung und soziale Verhältnisse der Stadt bilden den Schlußteil. Das allgemeine stadtgeschichtliche Einleitungskapitel ist anfechtbar. --Schnells Untersuchungen über das Frankfurter Handwerk < 2088> kommen zum Ergebnis, daß infolge Beibehaltung des Zunftzwanges in einer Zeit fortschreitender Gewerbefreiheit der Berufsstand dank der Fürsorge des Senats und einer in Schranken gehaltenen Konkurrenz durch die aufkommende Industrie sich wirtschaftlich behaupten konnte. Zahlreiches statistisches Material über das Zahlenverhältnis zur übrigen Bürgerschaft, namentlich zum Handel, über Bevölkerungs-, Einkommen- und Preisbewegung wird geboten. Auch die sozialen Probleme in der Stellung der Lehrlinge und Gesellen werden angeschnitten; den Schluß bildet ein Ausblick auf den Frankfurter Handwerkerkongreß von 1848. --Weidemann < 2089> schildert nach einem kurzen Überblick über die wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung der Stadt Kassel bis zur französischen Zeit den Wandel der Grundlagen für die städtische Finanzwirtschaft, der sich durch die Geldentwertung und den Übergang neuer Aufgaben von der staatlichen auf die städtische Verwaltung mit der Fremdherrschaft vollzieht und namentlich durch die starke Verschuldung auch in kurhessischer Zeit bei wachsendem Wirkungskreise auf der Stadtkasse lastet. Im 19. Jh. verlagert sich der Schwerpunkt des Haushaltes von den Einnahmen aus Vermögensbesitz und Gerechtsamen zu den Steuern, zunächst Verbrauchssteuern und erst nach Erschöpfung dieser Quellen in der Mitte des 19. Jh.'s in zunehmendem Maße zu Gemeindeumlagen.


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