I. Quellen, Geschichtschreibung, Bibliographie.

Über Herkunft und Schicksal der Handschriftensammlung des 1814 verstorbenen Paderborner Domdechanten Graf Kesselstatt berichtet Fr. Jansen <in 2136, S. 355--368>. Die jetzt in der Trierer Dombibliothek beruhenden 119 Codices, darunter viele illuminierte, stammen größtenteils aus Paderborn (Dom, Abdinghof), ferner aus Klöstern der Paderborner, Hildesheimer und Halberstädter Diözese. -- In Siegerland 18, S. 4--14, wirft H. Kruse einen Rückblick auf die Entwicklung der heimatlichen Geschichtsforschung und Geschichtschreibung des Siegerlandes. -- Die Bibliotheca Marchica Wülfraths < 31> will eine -- im 1. Bande bis 1666 reichende -- Bestandsaufnahme der literarischen Produktion einer westfälischen Teillandschaft, der Grafschaft Mark mit den geschichtlich und kulturell ihr eng verbundenen Nachbargebieten des Stifts Essen, der Reichsstadt Dortmund, Soests und Lippstadts bieten. Auf einer umfassenden und auch fast erschöpfenden Durcharbeitung des Besitzes der Bibliotheken aufgebaut, enthält sie ein nach Zeiträumen und Verfasser- bzw. Sachgruppen gegliedertes Verzeichnis sowohl der im Druck erschienenen Werke derjenigen Autoren, die dem umschriebenen Gebiet nach Geburt oder Tätigkeit angehören, wie der im gleichen Raum gedruckten Bücher und Schriften (einschl. Dissertationen, Leichschriften, Personal- und Gelegenheitsschriften). So sind einerseits kleine Bibliographien einzelner Autoren, wie Hamelmann, Jakob Schöpper, Christoph Scheibler entstanden, auf der anderen Listen der Dortmunder und Soester Drucke mit vollen Titeln und Besitznachweisen. Verdienstlich und nützlich ist auch das Verfasserlexikon mit kurzen Lebensdaten und Literaturangaben, begrüßenswert die Beigabe einer größeren Anzahl von Bildnissen. Nach W.s Absicht soll die Bestandsaufnahme nicht Selbstzweck sein, sondern den nötigen Unterbau für eine geistesgeschichtliche Darstellung abgeben. Die Einleitung deutet


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knapp auf dem Hintergrund der politischen und kirchlichen Zeitgeschichte die Tendenzen an, die für die geistesgeschichtliche Entwicklung und die Färbung der märkischen Literatur bestimmend gewesen sind, ordnet sie in den gesamtniedersächsischen Kulturzusammenhang und das Kräftespiel zwischen ihm und den westlichen Einflüssen ein, so das Verständnis der reformatorischen Vorgänge in der Grafschaft Mark klärend und vertiefend.

E. Schulte hat seiner 1930 erschienenen Kriegschronik der Stadt Münster eine Fortsetzung für die Monate Nov. bis Dez. 1918 folgen lassen, die an Umfang der ersteren nur wenig nachsteht < 1350>. Die auf Grund eigener Beobachtung oder sonst erworbener Kenntnis gleichzeitig geführten Aufzeichnungen des Herausgebers sind durch anderes Material, wie Berichte von Zeitgenossen und Augenzeugen, amtliche Akten, Bekanntmachungen, Aufrufe und Plakate, ergänzt und vervollständigt worden. Dazu ist der Nachrichteninhalt der Zeitungen ebenso wie der Niederschlag der öffentlichen Meinung in ihnen ausgiebig berücksichtigt. Von der wörtlichen Wiedergabe der Quellen ist in größtem Umfange Gebrauch gemacht. Dagegen sind die Quellenangaben selbst etwas großzügig behandelt. Gewisse Bedenken erweckt auch das Verfahren der auszugsweisen Wiedergabe, namentlich bei Zeitungsartikeln. Zweierlei läßt der Stoff sehr deutlich hervortreten: daß die Umstürzler keinen nennenswerten Rückhalt in der Bevölkerung Münsters hatten, und daß sich sogar sehr bald, in erster Linie infolge der schulpolitischen Maßnahmen des Revolutionskabinetts in Preußen, ein heftiger Gegensatz gegen die roten Machthaber in Berlin entwickelte, der auch den recht lebhaften Erörterungen über die Loslösung der Westprovinzen vom preußischen Staate immer neue Nahrung bot.


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