III. Geschichte in zeitlicher Reihenfolge.

Dem Spürsinn des unermüdlichen Aachen-Forschers E. Teichmann < 160> ist es gelungen, nachzuweisen, daß in dem bei Erforschung des Bodens der Aachener Pfalzkapelle im Jahre 1910 aufgefundenen Grab Karl der Große und Otto III. beerdigt worden sind. »Vom Jahre 1002 bis zum Jahre 1165 hat es tatsächlich in der Aachener Pfalzkapelle ein Zwei-Kaiser-Grab gegeben«. Ähnliche Doppelgräber sind auch im Speyerer Dom nachweisbar. Recht instruktiv ist trotz seiner Kürze der Aufsatz von Buttler < 523>. Er meint, daß das bergische Land bis in die Bronzezeit hinein dem Menschen die Möglichkeit der Besiedlung geboten habe. Gegen Ende der Bronzezeit bildet sich in den Rheinlanden eine Kultur heraus, die starken Einfluß von Süddeutschland erkennen läßt. An Grabhügelfeldern ist die niederrheinische Bucht sehr reich, während aus der Hallstattzeit kein einziger Fundplatz nachzuweisen ist. Seit 80 n. Chr. lassen sich Siedlungsspuren der Germanen swebischen Stammes und der Franken nachweisen. Man kann das bergische Land als eine der Urzellen des späteren Frankenreichs bezeichnen. -- Schon im vorigen Bericht hätte eine Sondernummer der Düsseldorfer Heimatblätter Erwähnung verdient, mit dem Titel »Jakobe von Baden. Zur Geschichte ihres Schicksals« (Düsseldorf, Hub. Hoch, 1935, S. 134--204). Das 350jährige Gedächtnis der Vermählung dieser unglücklichen Fürstentochter mit dem geistesschwachen Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Kleve veranlaßte die Herausgabe dieser reichbebilderten Sondernummer, an deren Text sich verschiedene Verfasser beteiligt haben. Besondere Erwähnung verdient der Aufsatz von R. A. Keller, der die ganze politische Lage jener Zeit beleuchtet, sowie der Beitrag von B. Vollmer »Bildnisse um Jakobe von Baden« und »Ein zeitgenössisches Gedicht auf den Tod Jakobes«. Während keines der bisher bekannten Bilder der Herzogin als ganz authentisch gelten kann, gelang es V.,


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der in derselben Heimatschrift schon ihren Briefwechsel mit dem Grafen de Pazzi veröffentlicht hatte, ein Scherzbild (Aquarell) der Fürstin zu finden, das nun für die Bewertung des Stichs von Crispin de Passe sehr beweiskräftig ist. Die übrigen Aufsätze haben mehr lokales Interesse. -- In dem Schluß des bereits im vorigen Bericht erwähnten Aufsatzes von P. Beckers < 906> werden die wirtschaftlichen Ursachen der politischen Kämpfe im 18. Jh. dargelegt. Die Veränderung der Betriebsweise mußte zur Durchbrechung der Zunftstruktur führen. Nach einem Überblick über den Aufbau innerhalb der zünftigen Gemeinschaft schildert der Verf. den Gegensatz zwischen den Kaufleuten und den kleineren Meistern. Für die Aachener Bürgerschaft »bedeuteten die Kämpfe der Mäkelei um die Autoritätsvorrechte eine moralische und wirtschaftliche Gefahr, wenn es auch in Aachen nicht zu dem Niedergang gekommen ist, wie in manchen andern Reichsstädten«. Anhangsweise wird eine Liste der Bürgermeister des 18. Jh.'s mitgeteilt. -- Eine sehr willkommene Gabe wird besonders den Rheinländern ein Band Jugenderinnerungen von Paul Kaufmann, »Mein rheinisches Bilderbuch« sein (Berlin, J. A. Stargardts Verlag, 216 S. 4,80 RM.). Der Verf., ehemals Präsident des Reichsversicherungsamts, ist auch literarisch kein Unbekannter. Sein Buch »Aus rheinischen Jugendtagen« z. B. eroberte vor annähernd 20 Jahren einen großen Leserkreis. Auch dieses Bilderbuch, das so manche unbekannte Einzelheiten über unsere großen Dichter und Musiker mitteilt, stellt Bonn und die rheinischen Familien in den Mittelpunkt und gibt z. B. in Kapitel 6 viele Einzelheiten über rheinisches Brauchtum. Auch die Einheitskriege, das Berlin der Gründerzeit und das Kölner Dombaufest bilden besonders lesenswerte Themen dieser prächtig geschriebenen Erinnerungen.


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