I. Bibliographie und Quellenkunde.

Der an dieser Stelle des öfteren ausgesprochene Wunsch nach Wiedereinführung jährlicher Übersichten über die Neuerscheinungen zur badischen Geschichte hat im Berichtsjahr seine Verwirklichung gefunden. Nach zwölfjähriger Pause ist in der Zeitschrift f. Gesch. d. Oberrheins zum erstenmal wieder eine badische Jahresbibliographie erschienen < 33>, welche die Erscheinungen des Jahres 1935 umfaßt und von F. Lautenschlager bearbeitet ist. Der Bearbeiter hat dabei mit Recht das als brauchbar erwiesene Schema seiner in Buchform erscheinenden Bibliographie der badischen Geschichte zugrunde gelegt, von der, wie nachträglich noch vermerkt sei, im Jahre 1933 ein dritter, die Hilfs- und Sonderwissenschaften behandelnder Halbband < 34> herausgekommen ist. Eine raschere Drucklegung der noch ausstehenden Teile dieses Werkes wäre nun um so mehr zu wünschen, als dadurch die erwähnte, immer noch sehr fühlbare Lücke endgültig geschlossen und der Anschluß an die neuen Jahresübersichten erreicht werden könnte. Bedeutet die Wiederaufnahme der badischen Jahresbibliographie eine erfreuliche Bereicherung der Hilfsmittel zur oberrheinischen Geschichte, so ist auf der anderen Seite mit Bedauern festzustellen, daß gleichzeitig die seit 1923 im Elsaß-lothr. Jahrbuch erschienenen Jahresübersichten über das Schrifttum zur elsaß-lothr. Geschichte ihr Erscheinen eingestellt haben. Den finanziellen Erwägungen, die den Entschluß zu dieser bedauerlichen Maßnahme wohl wesentlich bestimmt haben, wird man gewiß ihre Bedeutung nicht absprechen wollen, wenn auch die Frage aufgeworfen werden dürfte, ob nicht eine brauchbare Bibliographie wertvoller sei als der eine oder andere Aufsatz, der ebenso gut an anderer Stelle untergebracht werden könnte. Vor allem aber kann die Bibliographie alsacienne, auf die als Ersatz hingewiesen wird,


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für den deutschen Leser eben doch nur in sehr beschränktem Sinne als Ersatz dienen. Nicht nur, daß sie etwas nachhinkt -- der letzte, im Jahre 1935 erschienene Band < 36> behandelt die Jahre 1931/33 --, sie ist auch in Deutschland weit weniger leicht greifbar, als etwa das Elsaß-lothr. Jahrbuch oder die Zeitschrift f. Gesch. d. Oberrheins und überdies wegen ihrer ungewohnten Einteilung und der etwas unübersichtlichen Vermischung von Titelaufzählungen und wissenschaftlichen Berichten nicht eben bequem zu benutzen. -- Eine Spezialbibliographie der Schriften des elsässischen Kirchenhistorikers Luzian Pfleger, der in diesen Berichten fast regelmäßig mit mehreren neuen Arbeiten zu erwähnen war, ist zu seinem 60. Geburtstag erschienen < 54>; mit ihren nahezu 900 Nummern vermittelt diese willkommene Zusammenstellung ein eindrucksvolles Bild von Pflegers reicher und vielseitiger Tätigkeit. -- Ein bisher unbeachtetes Bruchstück der verlorenen und nur aus jüngeren Auszügen bekannten Sindelfinger Annalen, das P. Zinsmaier in einer Karlsruher Abschrift des 16. Jh.'s aufgefunden hat < 797>, enthält nicht nur zahlreiche Varianten zur Ausgabe der Mon. Germ., sondern auch eine Reihe neuer Einzelheiten zu Ereignissen aus der Regierungszeit Rudolfs von Habsburg. -- In den gleichen Zeitraum fällt die Gründung des durch seine historiographischen Leistungen bekannten Colmarer Dominikanerklosters, dessen Totenbuch von Ch. Wittmer < 2233> zum erstenmal herausgegeben wird. Der einleitende Band enthält neben einer kurzen Geschichte des Klosters eine eingehende kritische Beschreibung der Handschrift, die lange Zeit dem Frauenkloster Unterlinden zugewiesen wurde, und wertvolle biographische Zusammenstellungen über die Mitglieder des Konvents. Die sorgfältige Ausgabe des Textes selbst, der Einträge von der Gründungszeit des Klosters bis zum ausgehenden 16. Jh. umfaßt und von der zweiten Hälfte des 14. Jh.'s an den Übergang von einfachen nekrologischen Notizen zum ausführlichen Anniversar aufweist, bildet eine Fundgrube nicht nur für die Besitz- und Personalgeschichte des Klosters selbst, sondern auch für die Genealogie einer großen Anzahl bedeutender elsässischer Familien, ein Umstand, der erneut bedauern läßt, daß man seinerzeit bei der Herausgabe der schwäbisch-bayrischen Nekrologe für die Mon. Germ. so radikal mit dem Blaustift gearbeitet und allzu vieles mit dem Prädikat »parvi pretii« ausgeschieden hat. In anderer Hinsicht allerdings möchte man wünschen, daß W. sich dem Vorbild der Mon.-Germ.-Ausgabe angeschlossen hätte, nämlich in der Wahl verschiedener Drucktypen zur wenigstens ungefähren zeitlichen Fixierung der Einträge. Obwohl das Totenbuch nur drei Jahrhunderte umfaßt, kommt dieser Mangel doch störend zur Geltung, da datierte Einträge erst seit dem ausgehenden 14. Jh. häufiger werden. Die Anmerkungen mit biographischen Ergänzungen, die W. in dankenswerter Weise beigegeben hat, beheben unsere Zweifel leider nur in einem Bruchteil der Fälle, und auch die sprachliche Form gibt nicht immer hinreichende Anhaltspunkte zur Altersbestimmung.


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