II. Siedelungs- und Wirtschaftsgeschichte.

Die Beiträge zur Kenntnis elsässischer Ortsnamen und Wüstungen von Herr < 463> und Eyer < 1440> sind für die Besitzgeschichte der Klöster Weißenburg, Maursmünster und Neuweiler von Bedeutung. Beide Verf. haben Gelegenheit, auf lehrreiche Weise langlebige Irrtümer aufzuklären; während E. zeigt, daß die Annahme einer Wüstung »Itter« lediglich auf eine Mißdeutung des Ausdrucks »Dorf-Itter« (= Etter) zurückgeht, erklärt H. das rätselhafte, auch von E. noch als unverständliche


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keltische Form angeführte Hischaigitisagmi auf sehr einfache Weise durch einen offensichtlichen Lesefehler des Herausgebers Zeuß statt »in Schaigitisagmi«; der von Herr vorgeschlagenen Deutung auf das heute badische Scherzheim scheinen mir zwar weniger geographische, aber doch einige sprachliche Bedenken entgegenzustehen. Die noch nicht abgeschlossenen Untersuchungen M. Webers über den Güterbesitz des Klosters Tennenbach auf der Baar < 2105> zeigen, daß dieser für das Kloster etwas abgelegene, aber in sich geschlossene und offensichtlich konsequent abgerundete Besitzkomplex in seinem Kern auf zähringisches Gut zurückgeht, das um die Wende des 12. und 13. Jh.'s dem Kloster zugewendet wurde, während eine zweite Erwerbsperiode in der ersten Hälfte des 14. Jh.'s durch kleinere, meist mit Gegenleistungen belastete Schenkungen gekennzeichnet ist, die sich deutlich um Villingen als den neuen Verwaltungsmittelpunkt dieser Besitzungen konzentrieren. W. gibt weiter eine Übersicht über den Besitzstand und die auf ihn bezüglichen Rechtsstreitigkeiten (insbesondere mit dem Kloster St. Georgen). -- Die Einrichtung des handwerklichen Meisterstücks im Sinne einer Probearbeit zur Erlangung des Meisterrechts ist in der Zeit vom 12. bis 15. Jh. langsam von Norden und Osten nach dem deutschen Süden vorgedrungen. In Konstanz wurde sie, wie Wielandt < 1796> nachweist, erst im 16. Jh. heimisch; aus der zunehmenden Kompliziertheit der Bestimmungen ist zu entnehmen, daß die Exklusivität des Meisterstandes im Zunehmen begriffen war und daß man dem wachsenden Andrang zu den Zünften durch Erschwerung und Verteuerung der Bedingungen entgegenzuarbeiten bestrebt war. Die Meisterstücksordnungen der verschiedenen Zünfte werden im Anhang abgedruckt. -- Die kurpfälzische Papierindustrie der zweiten Hälfte des 18. Jh.'s hat A. Jaffé zum Gegenstand einer fleißigen Untersuchung gemacht < 2104>, deren äußere Erscheinung durch passendes Abbildungsmaterial angenehm belebt wird. Die Initiative des Kurfürsten Karl Theodor zur Hebung des heimischen Gewerbes ist bekannt; die nicht weniger bekannten Mißerfolge seiner Bestrebungen treten auch auf dem von J. behandelten Gebiet deutlich zutage und in den beigegebenen Aktenauszügen offenbaren sich ihre Gründe: der Mangel an durchgreifenden und folgerichtigen Maßnahmen, unaufhörliche Kompetenzkonflikte einer unübersichtlich verzweigten Behördenorganisation und vor allem -- was gerade bei dem Lumpenhandel als der Grundlage des Papiergewerbes von entscheidender Bedeutung sein mußte -- ein völliges Versagen der Kontrolle über Ein- und Ausfuhr. -- Die Abhandlung von Kahan-Rabecq über die wirtschaftlichen Zustände Mülhausens im Jahr 1848 < 2107> bietet nur einige fragmentarische Bemerkungen zu den Ergebnissen einer Enquête über die industrielle Lage des Oberrhein-Departements, insbesondere über die Ursachen der damaligen, nicht erst durch die Februarrevolution veranlaßten industriellen Krise und die Vorschläge der Fabrikantenkreise zur Abhilfe, die in protektionistischen Forderungen und dem Verlangen nach Herabsetzung der Rohstoffzölle gipfelten. Weitere Ausführungen über ihre politische und soziale Stellungnahme werden in Aussicht gestellt; zweckmäßigerweise wäre doch wohl das Ganze gemeinsam in größerem Zusammenhang behandelt worden.


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