d) Evangelische Kirchengeschichte.

-- Eine umfangreiche theologische Dissertation von J. Schneider über die evangelischen Pfarrer der Markgrafschaft Baden-Durlach in der zweiten Hälfte des 18. Jh.'s < 2387> setzt dem Titel nach eine ähnliche, allerdings auf das badische Oberland sich beschränkende Arbeit A. Ludwigs über das 16. und 17. Jh. fort <vgl. 1933/34, S. 642>, unterscheidet sich aber in der Ausführung von ihr sehr wesentlich durch die überwiegende Einstellung auf rein theologische Fragen. In den einleitenden Kapiteln wird uns auch hier einiges biographisch-statistisches Material geboten, das von gründlichem Aktenstudium zeugt und etwa über Herkunft und Studiengang der Pfarrer sowie über die schriftstellerischen Leistungen einer Reihe besonders bemerkenswerter Persönlichkeiten hinreichende Auskünfte vermittelt. Der Hauptnachdruck liegt aber auf den folgenden Ausführungen über Gottesdienst, Seelsorge und Theologie. Maßgebend für die geistesgeschichtliche Entwicklung ist das Schwergewicht der orthodoxen Tradition, die den Strömungen des Pietismus und später der Aufklärung den Zutritt länger zu verwehren vermochte, als dies anderwärts der Fall war, und dem Neuen nur fast unmerkliche Zugeständnisse machte. Als bezeichnendes Merkmal wäre z. B. anzuführen, daß die Regierung, als sie im Jahre 1785 an Stelle des bisherigen, noch ganz auf den Überlieferungen der beiden vergangenen Jahrhunderte beruhenden Gesangbuches ein neues herauszugeben plante, es nicht für überflüssig hielt, in einer vorhergehenden Erklärung »allen Schein von einer Neigung zu Neuerungen« in ausführlicher Begründung abzulehnen. Ohne Zweifel ist die Stellung zu den theologischen Fragen und Kämpfen des 18. Jh.'s, die von Sch. eingehend erörtert werden, doch wenigstens zum Teil von jener »alemannischen Statik« beeinflußt worden, die gelegentlich in der Literatur mit beinahe zu ausschließlicher Einseitigkeit zur Charakteristik aller Erscheinungen des geistigen Lebens am Oberrhein herangezogen wurde.


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