III. Landesgeschichte.In neuer, gegen früher
<1932, S. 483> erheblich erweiterter und vertiefter Gestalt legt Stenzel <
279> seine Untersuchungen über die Bedeutung Waiblingens für das
salische und das staufische Kaiserhaus vor, wobei diesmal vor allem die staufische Waiblingen-Überlieferung und
ihre Beziehungen zur staufischen Reichspolitik eingehender erörtert werden. Mitten hinein in die blutigen
Händel zwischen den Guelfen- und Ghibellinenfaktionen der italienischen Stadtstaaten, auf die St. bei seinen
Ausführungen über die Entstehung des Ghibellinennamens nur kurz hinweist, führt uns A.
Diehl in seinem Lebensbild des Grafen Konrad von Landau, eines Angehörigen einer damals dem
völligen wirtschaftlichen Niedergang verfallenen Seitenlinie des württembergischen Grafenhauses <
799>. Die Schilderung seiner Kriegstaten, mit der D. die vorjährigen
Ausführungen über die württembergischen Rittersöldner in Italien <1935, S. 533> ergänzt,
helfen nicht über die bittere Feststellung hinweg, daß hier oft genug im Dienst italienischer Faktionen und
Machthaber Deutsche gegen Deutsche kämpften, aus Abenteuerlust nicht weniger als aus -- wirtschaftlichen
Gründen. Während F. Ernst <
759> in Ergänzung seines bekannten Buches über Eberhard im Bart
dessen Stellung im Kreis der die Gründungs- und Anfangszeit des Schwäbischen Bundes beherrschenden politischen
Mächte Süddeutschlands neu beleuchtet, hebt v. Waechter <
825> die Verdienste des bei Herzog Ulrich in Ungnade gefallenen Kanzlers
Ambrosius Volland um die Erhaltung Württembergs für das alte Fürstenhaus hervor, die er sich dank seiner
weitreichenden guten Beziehungen, vor allem auch zum Kaiserhofe und zu Erzbischof Matthias Lang von Salzburg erworben
hat. Daß dagegen über den Rahmen des Reiches hinaus ein kleines
S.532 Fürstentum wie Württemberg in der großen Politik wenig zu melden hatte, wird uns durch die eingehende Schilderung, die J. Bihl < 835> von den Verhandlungen zwischen Königin Elisabeth von England und den württembergischen Herzogen auf Grund der Akten gibt, recht deutlich. Weder den kirchenpolitischen Erörterungen noch der Verleihung des Hosenbandordens an Herzog Friedrich I. kommt ernstere politische Bedeutung zu; die Art und Weise, wie die Bemühungen Herzog Christophs um eine Heirat zwischen Herzog Karl von Steiermark und der Königin von den beteiligten Parteien aufgenommen werden, zeigt klar die Einflußlosigkeit des Herzogs in den Fragen der großen Politik. Der folgenschwere Kampf, den England gegen die Ausschließung seiner Merchant Adventurers vom Boden des Reichs und gegen die Rechte der Hansa führt, findet in den württembergischen Herzögen nur unbeteiligte Beobachter.Auf die Persönlichkeit Herzog Karl Eugens fällt neues Licht durch bisher unbekannte Zeugnisse über die Stellung, die der Herzog zu Schiller nach dessen bekannter Flucht (1782) eingenommen hat. Wie Stenzel aus den Nachlaßpapieren des Generals von Augé, des Regimentschefs Schillers, beibringt, ist der Herzog in seinem Bemühen, den jungen Regimentsmedikus zur freiwilligen Rückkehr zu bestimmen, soweit gegangen, als es ihm die Rücksicht auf seine Herrscherwürde überhaupt gestattete. (K. Stenzel, Herzog Karl Eugen und Schillers Flucht. Neue Zeugnisse aus den Papieren des Generals von Augé. Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart, Heft 1. Stuttgart, Krais.) Von Karl Eugens Nichte Sophie Dorothee, die 1776 mit dem russischen Thronfolger Paul verheiratet, als Kaiserin Maria Feodorowna die furchtbare Tragödie ihres geisteskrank gewordenen Gatten miterleben mußte, entwirft H. Weizsäcker ein überaus ansprechendes Bild < 937>. Der Geschichte des nationalen Einheitsgedankens in Württemberg gelten zwei Arbeiten, auf die hier, da sie anderwärts näher gewürdigt werden sollen, nur kurz verwiesen werden kann: einmal die auf glückliche Aktenfunde gestützte Studie Hölzles < 2043> über die von nationalpolitischen Erwägungen geleitete Wirksamkeit Cottas und des württembergischen Gesandten in München Schmitz-Grollenburg zugunsten eines Anschlusses Württembergs an den preußischen Zollverein, sodann die aus dem Briefwechsel Dunckers mit seinen württembergischen Freunden (Klüpfel, Reuchlin, Reyscher, Holland) schöpfende Veröffentlichung Grubes < 1070>, die in Ergänzung der bekannten Untersuchungen A. Rapps das Anwachsen der preußenfreundlichen Strömung in Württemberg im Bereich der stillen Gelehrtenstuben vor der Gründung der Deutschen Partei aufhellt und vor allem die einsichtsvolle und feste Haltung Klüpfels hervorhebt. Im Vorjahr wurde das liebenswürdige und aufschlußreiche Buch von Th. Pistorius über das Ende des Königsreichs Württemberg <1935, S. 535> eingehend gewürdigt; erfreulicherweise kann der Verf. bereits eine zweite Auflage vorlegen, die in der Schilderung der Revolutionsereignisse nur einige Berichtigungen und Ergänzungen beibringt, in dem den persönlichen Lebenserinnerungen gewidmeten dritten Teil dagegen weiter ausgebaut worden ist < 1349>. |
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