IV. Ortsgeschichte.

Von den Anfängen Münchens bis zum Ende der alten Stadtfreiheit (1803) soll das großangelegte Werk von P. Dirr < 1988> die Rechtsentwicklung umfassen. Der vorliegende 1. Bd. geht bis zum »Grundgesetz« von 1403 und bildet Bd. I der von der Kommission für bayerische Landesgeschichte herausgegebenen »Bayerischen Rechtsquellen«. Er ist schon ungemein reichhaltig und stellt sich auch buchtechnisch »in besonders gewählter äußerer Form« vor und ist die »erste nach wissenschaftlichen Regeln bearbeitete und unter bestimmten Leitgedanken zusammengefaßte Münchener Quellensammlung«. Die guten großen Abbildungen bringen Textproben und mehrere Siegel der Stadt und der darin befindlichen Stiftungen. München verdient auch eine solche Veröffentlichung, weil bisher seine Stellung als Kunststätte und als Residenzstadt im Schrifttum zu stark gegenüber der Bürgerstadt betont wurde. Denn das alte München bis 1803 war keine sich selbst genügende Kleinstadt, sondern der kaufmännische Mittelpunkt des Voralpenlandes. Das gut vierthalbhundert Seiten umfassende Register strebt geistige Durchdringung des Stoffes an; die Erläuterungen des Sachregisters sind wirklich beachtens- und nachahmenswert. Vietzens Buch über den Münchner Salzhandel < 2114> umfaßt die Zeit von 1158--1587, also von der Stadtgründung bis zur Zeit, da den Bürgern vom Landesherrn der Salzhandel abgenommen wurde. Das zu Anfang des 16. Jh.'s, als Bayern wieder vereinigt war, geschaffene Salzmonopol ließ es geboten erscheinen, dies durch das Handelsmonopol zu ergänzen. Über die Salzsender, die Salzstößel, die Salzstädel, die städtischen Einkünfte erfahren wir manches. Für die Geschichte der anderen Städte Reichenhall, Wasserburg, Landsberg usw., fällt auch manches ab. -- Nach Schnetz < 465> ist Radasbona die alte keltische Form, in der -bona Siedlung bedeutet, Radas aber die geglättete ebene Stelle an der Donaulände besagt. Von allen Orten an der oberen Donau hat Regensburg eine unvergleichliche Verkehrslage, weil gegenüber zwei Flüsse, die Naab und der Regen einmünden, zu denen vom Süden viele Straßen streben. -- Von G. Hecht < 466> ist eine Unmenge Ortsnamen auf 80 Seiten behandelt, allem Anschein nach mit Glück und großem Verständnis, da alte Namensformen reichlich beigezogen wurden. -- Das oberpfälzische Städtchen Kemnath (Dollacker < 854>) hatte im 30jährigen Krieg stark durch Beschießungen und Plünderungen zu leiden, in der Hauptsache aber 1622--49 meist eine Garnison zu unterhalten. Mittlerweile wurde dort die Gegenreformation durchgeführt. Kurz vor dem Friedensschluß wurde noch von den Schweden das nahe Schloß Waldeck eingenommen. -- Da die Geschichte der Stadt Rain am Lech von L. Dorn < 282> sicher noch eine Fortsetzung erhält, wird dem nächsten Band die Besprechung vorbehalten. -- Die Memminger Bürgermeister sind eine Schöpfung der Zunftverfassung, während die Ammänner vom


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Stadtherrn gesetzt wurden bzw. durch die Landvogtei von Schwaben und dann durch die Stadt selbst aus dem Patriziat. Zwei »möglichst vollständige« Listen dieser Ammänner (bis 1216 zurück) und der Bürgermeister (bis 1351 zurück), welche Verwaltung und Justiz der Reichsstadt bis zur Einverleibung in den bayerischen Staat geleitet haben, machen den Beschluß der Arbeit von Westermann < 1780>. Erst von der Mitte des 15. Jh.'s an geben hierzu die Amtsbücher einfach zu findende Auskunft. -- H. Kuhn < 2117> bringt über 60 Goldschmiedemeister (1385--1803) Ingolstadts Nachrichten, zum Teil mit ganz ansehnlichen Lebensbeschrieben, wodurch er der Familienforschung einen erheblichen Dienst leistet. Auch die Goldschmiedeordnungen von 1480 und 1570 sind hier zu finden. -- Von Werden an der Ruhr stammt Wilhelm Kurman (Aufsatz von Keußen < 2562>), in Pavia wurde er Dr. juris; den Prozeß mit der Universität Köln verlor er. Schon vor dessen Ende war er von Rom aus an die neue Universität Ingolstadt gekommen. Etwa 1481 ist er gestorben. -- Zu J. Sallers Arbeit < 936> fehlt das Inhaltsverzeichnis, von einem Register gar nicht zu reden. Aber sehr viele Einzelheiten werden geboten, besonders aus Archivalien (z. B. über die Herstellung von Kriegsmaterial in der Stadt Straubing, die in diesem Kriege zweimal belagert wurde). Auch das Tagebuch des Abtes von Niederaltaich ist verwertet. Der mutige Hofkaminkehrermeister von Burghausen Cura wird gewürdigt und auch die Anfänge des Gastwirtssohnes von Cham Luckner, der es später zum Grafen und französischen Generalfeldmarschall brachte, werden aufgezeigt, wie auch die Taten des Obersten Trenk, der mit seinen Panduren besonders im Bayerischen Wald übel gehaust hat. Cham kam besonders schlecht weg, auch Dingolfing und Landau a. Is. mußten viel leiden. Das war der mittlere der drei Erbfolgekriege des 18. Jh.'s, in welchen Bayern häufig Kriegsschauplatz war.(A. Mitterwieser)


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