XII. Kirchengeschichte.Beck <
2221> setzt das Gründungsdatum des Klosters Rheinau (Kt. Zürich)
in Berichtigung der bisherigen Forschung auf 852, wobei er sich auf die Interpretation einer nur in Abschrift des 12.
Jh.'s erhaltenen Urkunde stützt, die in Zusammenhang mit Urkunden Ludwigs des Deutschen von 852 zu setzen ist.
--Villiger <
2255> gibt in seinem Aufsatz über Johann von Chalon, Administrator
der Diözese Basel (1328--1335), einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte dieses oberrheinischen Bistums, das
zufolge seiner Zugehörigkeit zum Metropolitanverband von Besançon den burgundischen und welschen
Einflüssen besonders zugänglich war. Es erscheint demgemäß mit der französischen Ausdehnung
gegen Osten verknüpft, indessen es in Auseinandersetzung mit der aufstrebenden Stadt Basel und mit der erstarkenden
Hausmachtpolitik der Habsburger am Oberrhein stand. Im Zeitalter der Päpste von Avignon (1305--1378) bestiegen denn
auch nicht weniger als vier fremde Bischöfe, meist französischer Herkunft, durch päpstliche Provision den
Basler Bischofsstuhl. Die Registerbände Johannes XXII. gewähren einen guten Einblick in dieses vorwiegend von
machtpolitischen Strebungen geleitete Treiben. Als 1325 nach dem Hinschied des bisherigen Bischofs das Domkapitel von
Basel den aus Basel stammenden Domherrn Hartung Münch zum Oberhirten wählte, kassierte Johann XXII. diese Wahl
und setzte kraft päpstlicher Provision den Burgunder Johann von Chalon aus dem Hause der Grafen von Chalon-Arley
ein. Der welsche Kandidat stieß zunächst auf starken Widerstand, wußte sich aber schließlich
durchzusetzen und schloß mit seinem Gegner Münch einen Waffenstillstand ab. Von jetzt an regierte Johann,
nebenbei Bischof von Langres, als Administrator die Diözese Basel (das Bistum war für ihn eine reine Kommende)
und ließ sich durch einen geschäftsgewandten Generalvikar vertreten. Entscheidend für diesen Sieg des
französischen Bewerbers war die Stellungnahme der Herzoge Leopold und Albrecht von Österreich, die auf diesem
Wege die Übertragung der Grafschaft Pfirt (eines Lehens des Bistums Basel) auf ihr Haus erreichten. Villiger
betont, daß die Ernennung Johanns von Chalon zum Bischof von Basel einen weiteren Beleg für das
Vorrücken des französischen Einflusses gegen Osten bildet. Was Fr. Kern, Die Anfänge der
französischen Ausdehnungspolitik (1910) feststellt, wird durch die Basler Ereignisse seit 1325 ergänzt.
Für die Quellenkunde wichtig ist die Tatsache, daß Villiger in Ergänzung zu Riezler, Vatikanische Akten
zur deutschen Geschichte in der Zeit Ludwigs d. Baiern (1891), neues Material aus den avignonesischen Registern bietet.
Auch die nunmehr gedruckt vorliegende Korrespondenz Johannes XXII. mit Philipp von Valois (Ausgabe von Coulon, 1900 ff.)
wurde mit Erfolg herangezogen, wie denn der Papst und der erste Valois-König seit 1328 einträchtig
zusammenarbeiteten.
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