I. Bibliographie.

Schon im vorjährigen Bericht wurde darauf hingewiesen, daß die ostdeutschen landeskundlichen Zeitschriften in ihrem Besprechungsteil in jüngster Zeit gerade den Grenzfragen, ganz gleich, ob sie in deutschem oder fremdsprachigem Schrifttum ihren Niederschlag finden, immer stärkere Beachtung schenken. Auch die Jahrgänge 1936 zeigen dieses erfreuliche Bild. (Vgl. »Altpreußische Forschungen«, 13. Jg. 1936, S. 158--166 »Sammelbesprechung polnischer Schriften« v. E. Maschke, und eine Reihe von Einzelrezensionen; Z. d. Ver. f. Gesch. Schlesiens »Der Deutsche Osten, Polen und die Tschechoslowakei« von E. Randt, H. Krupicka u. a.; »Baltische Studien« N. F., Bd. 38, 1936, S. 351 bis 361 »Polonica 1934/35« von H. Bellée, S. 361--371 »Pommern in der polnischen sprachwissenschaftlichen Literatur des Jahres 1935« von Fr. Lorentz; »Deutsche wissenschaftliche Zeitschrift für Polen«, Jg. 1936, H. 30, S. 203 ff. und H. 31, S. 229 ff.). Ergänzend ist noch hervorzuheben, daß die in den landeskundlichen Zeitschriften der drei Ostprovinzen Ostpreußen, Schlesien und Pommern regelmäßig erscheinende Bibliographie ebenfalls eine Reihe einschlägiger Literatur verzeichnet (Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen für das Jahr 1935 von E. Wermke < 21>; Literatur zur schlesischen Geschichte für das Jahr 1935 von H. Jessen < 27, vgl. S. 470>; Geschichtliche und landeskundliche Literatur Pommerns 1935 v. H. Ziegler < 24>). F. Prinzhorn hat neben der Weiterführung seines bewährten bibliographischen Werkes »Danzig--Polen--Korridor-- und Grenzgebiete«, Jg. 4, Berichtsjahr 1935, H. 1--5, Danzig 1936 < 20> in der Berichtszeit mit der Herausgabe einer neuen Bibliographie »Memelgebiet und Baltische Staaten« < 19> begonnen, die in jährlich drei Heften neben den deutschen Veröffentlichungen auch das fremdsprachige Schrifttum ausgiebig erfaßt (Rez. v. Th. Schieder in Altpr. Forsch., Jg. 14, 1937, S. 125). Eine allgemeine Bibliographie deutscher und fremdsprachiger Ostliteratur bringen regelmäßig die Hefte der an die Stelle der »Zeitschrift für osteuropäische Geschichte« und »Jahrbücher für Kultur und Geschichte der Slawen« getretenen »Jahrbücher für Geschichte Osteuropas« (Jg. 1, 1936).

Auf polnischer Seite bespricht und verzeichnet der »Kwartalnik Historyczny«, Bd. 50, 1936, wieder eine große Zahl polnischer wie fremdsprachiger Schriften und Aufsätze (Recenzje i Sprawozdania S. 72 ff., 258 ff., 458 ff., 727 ff.; Zapiski Informacyjne S. 128 ff., 351 ff., 556 ff., 792 ff.; Przegląd Czasopism S. 147 ff.). Als Beiheft des »Kwartalnik Historyczny«, Bd. 50, erschien 1936 die »Bibljografja za Historji Polskiej za rok 1933 i 1934«, bearbeitet von Marja Friedbergowa (176 S.). Die Bibliographie kann als sehr umfassend bezeichnet werden. Einmal zieht sie die Grenzen der »polnischen Geschichte« ziemlich weit -- es werden ebenso Neuerscheinungen zur Geschichte des deutschen Ostens wie zur Geschichte Rußlands, Litauens, ja sogar Finnlands berücksichtigt. Dann hält die aufgeführte fremdsprachige Literatur, vor allem die deutsche, den polnischen Titeln ziemlich die Waage. Das Einteilungsschema ist: Allgemeines, politische Geschichte, Lokalgeschichte, Hilfswissenschaften, Kirchengeschichte, Rechtsgeschichte, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Kriegsgeschichte, Geistes- und Kulturgeschichte. Den Abschluß bildet ein Autorenregister.

Auch die »Roczniki Historyczne«, das Organ der Posener Historiker, herausgegeben


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von K. Tymieniecki und K. Kaczmarczyk, behandeln in ihren »Rezenzje i Sprawozdania« laufend die Neuerscheinungen zu den Fragen der deutschen Ostgrenze (Jg. 12, 1936, S. 131 ff. u. 356 ff.). Eine »Bibljografja Historji Wielkopolski« (Heft 1--11, Posen 1934--37) gibt laufend der Posener Historiker A. Wojtkowski heraus.

Eine neue Zeitschrift, deren 1. Heft am 1. August 1935 herauskam, wurde vom Baltischen Institut in Thorn-Gdingen, einem der Zentren polnischer wissenschaftlicher In- und Auslandspropaganda, ins Leben gerufen. Sie erscheint in englischer Sprache unter dem Titel »Baltic Countries« (ab 3. Jg. 1937 »Baltic and Scandinavian Countries«) und ist den Problemen der Anliegerstaaten der Ostsee gewidmet. Es muß stark befremden, daß, wie das Vorwort ausführt, Deutschland an sich von den Herausgebern diesem Kreis nicht zugerechnet, dagegen Ostpreußen von Heft zu Heft mehr berücksichtigt wird. (Vgl. die Rez. von E. Weise, Altpr. Forsch., Jg. 13, 1936, S. 166--171; F. Morré, »Osteuropa«, Jg. 11, 1936, S. 434--436.) Im Teil »Reviews« der Zeitschrift wird regelmäßig eine Reihe deutscher Veröffentlichungen rezensiert (z. B. nach und nach fast sämtliche Beiträge des Sammelwerkes »Deutschland und Polen«). In Teil IV, »Bibliography«, werden bibliographische Sondergruppen zusammengestellt, oft Aufsätzen des Textteils entsprechend.

Einer speziellen Frage ist die »Polska Bibljografja Morza i Pomorza« (Poln. Bibliographie des Meeres und Pommerellens) von St. Zieliński < 302> gewidmet, die im Verlag der »See- und Kolonialliga«, einem der aktivsten polnischen Verbände im Kampf um ein »größeres Polen«, erschien. Der Verf., der auch schon eine Bibliographie der auslandspolnischen Presse veröffentlicht hat, teilt im Vorwort mit, daß die vorliegende Zusammenstellung nur eine Auswahl aus dem in seiner Hand befindlichen Material ist. Wie schon der Verlag erkennen läßt, dient die Bibliographie ausgesprochen politischen und propagandistischen Zwecken, denen sie wohl genügen mag. Wissenschaftliche Genauigkeit läßt sie allerdings ebenso sehr vermissen wie irgendwelche Auswahlprinzipien. Schon die Besprechung E. Maschkes in Altpr. Forsch., Jg. 14, 1937, S. 157 f., weist darauf hin, daß z. B. nicht einmal die für Polen doch gewiß wichtigen Schriften des Baltischen Instituts in Thorn und Gdingen exakt und vollständig verzeichnet sind und deutsche Autoren z. T. aus zweiter Hand angeführt werden. Nicht nur deutsche, sondern auch polnische Zitate enthalten öfter sinnentstellende Druckfehler. (Z. B. S. 97: Heiß Friedrich und Hillen Tiegfeld: Arnold Kampi im Preußenland, statt: Heiß, Friedrich, und Hillen-Ziegfeld, Arnold: Kampf um Preußenland.) Zieliński hält sich auch nicht an den Titel seiner Arbeit »Pommerellen«, sondern bezieht oft genug Ostpreußen in seine Betrachtung mit ein. Wertvoll sind die dem Deutschen sonst schwer erhältlichen Angaben polnischer Zeitungs- und Zeitschriftenaufsätze.

A.s Fortsetzung der 1878 von E. Winkelmann herausgegebenen »Bibliotheca Livoniae Historica, Systematisches Verzeichnis der Quellen und Hülfsmittel zur Geschichte Estlands, Livlands und Kurlands« ist 1935 für Estland eine Fortsetzung in der »Bibliotheca Estoniae Historica« MDCCCLXXVII--MCMXVII (Academiae Societatis Historicae Scripta VIII). Ediderunt E. Blumfeldt et N. Loone, Heft I, S. 1--144; Heft II, S. 145--288 (Dorpat 1933 und 1935). Der Abschluß des zuverlässigen Nachschlagewerkes ist bald zu erhoffen. -- Für Lettland liegt ein ähnliches Werk bisher nicht vor. (Rez. v. R. Seeberg-Elverfeldt, Jbb. f. Gesch. Osteuropas, Jg. 2, 1937, S. 323.)


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