c) Salier.

Aus einer bisher übersehenen Mailänder Aufzeichnung über die Kaiserkrönung, die Wahrheit und Dichtung vermischt, gewinnt P. E. Schramm < 785> ein neues Zeugnis für die Romideologie des Graphia-Kreises. Auch Benzo von Alba hat die Aufzeichnung gekannt. -- In die Beraubung der Klöster während der Minderjährigkeit Heinrichs IV. führen uns Bemerkungen, welche M. L. Bulst- Thiele < 757> einem von ihr richtig auf 1065 datierten Brief der Wormser Briefsammlung widmet. -- Sehr wichtig ist die, wie immer, äußerst scharfsinnige Untersuchung von C. Erdmann < 782> über die Vorgänge in Tribur-Oppenheim im Oktober 1076. Mit Hilfe eines schon 1906 von Holder-Egger veröffentlichten Brieffragments, das bisher übersehen wurde, gelingt es ihm, die Dinge weitgehend zu klären, das Märchen des schwäbischen Chronisten von einer Fälschung des Promissio endgültig zu zerstören und die Motive des Königs und der Fürsten klarzulegen. -- Dem Investiturstreit als epochaler Erscheinung widmet G. Kallen < 783> Betrachtungen, die mir nicht restlos klar und überzeugend scheinen. Wenn er ihn »als Kampf zwischen germanischem und romanischem Denken« erklären will, so wird man die Richtigkeit der zugrundeliegenden Vorstellung ohne weiteres zugeben, aber auch die Fragwürdigkeit des Begriffs »romanisch« eingestehen müssen. Denn auch im Romanischen steckt ein germanisches Element. -- Nach langer Pause (seit 1925) hat A. Fliche sein großes Werk über die gregorianische Reform fortgesetzt < 781>. Der vorliegende 3. Band behandelt die antigregorianische


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Publizistik bis zum Tode Viktors III., nämlich die von Fl. dem Bischof Ulrich von Imola zugeschriebene Schrift gegen den Coelibat (den sog. Pseudoudalrich) mit seinen normannischen Bearbeitungen, Petrus Crassus, Winrich von Trier, Wido von Osnabrück, Benzo von Alba, Beno und Wido von Ferrara. Zwischen die kritisierenden und analysierenden Kapitel sind Abschnitte über den Fortgang der politischen Ereignisse vom ersten Romzug Heinrichs IV. bis zur Wahl Urbans II. eingestreut; auch die Briefe Heinrichs IV. und des Codex Udalrici finden eine Würdigung ihres theoretischen Gehalts. Im einzelnen faßt der Band Fliches eigene Vorarbeiten zu einzelnen Schriften und Ereignissen zusammen und verteidigt sie wohl auch gelegentlich gegen inzwischen lautgewordene Kritik. Fliches Grundhaltung ist bekanntlich vorwiegend »gregorianisch«; das hindert ihn nicht, trotz wiederholter Betonung der Schwäche in der oppositionellen Argumentation ihren »unzweifelhaften Einfluß« für die Entstehung einer »neuen Atmosphäre« anzuerkennen. -- Zur lokalen Auswirkung des Investiturstreits ist die Dissertation von G. Lüpke < 784> über die Magdeburger Erzbischöfe jener Zeit erschienen; sie vervollständigt die Serie ähnlicher Arbeiten an einem nicht sehr ergiebigen Material.


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