d) Gedichte.

Mit lebhafter Genugtuung ist es zu begrüßen, daß es K. Strecker gelungen ist, seine Poetaeausgabe jetzt bis in die Ottonenzeit vorzutreiben < 2562>. Zwar hat man sich entschlossen, gerade die wichtigsten Dichtungen aus dieser Zeit, die Ecbasis captivi, den Waltharius Ekkehards und Hrotsvith von Gandersheim aus dem Bande auszuschließen, weil hiervon schon vortreffliche handliche Ausgaben Streckers und von Winterfelds vorliegen; aber dann sollte man dem Monumenta-Titel auch das Wörtchen: selecta hinzufügen und damit offen eingestehen, daß man den Gedanken der Vollständigkeit auch in der Hauptserie endgültig begraben hat. Der vorliegende Halbband enthält fast nur versifizierte Heiligenleben; sein Quellenertrag ist also nicht allzu groß. Der wichtigste und zugleich auch bedeutendste Dichter ist Walther von Speyer, der den Band eröffnet. Aus der bisher unbekannten vita Clementis ist für Metz einiges zu entnehmen, während die gesta Witigowonis aus Reichenau schon bekannt waren, aber textlich gegenüber der Ausgabe Pertzens in SS. 4 verbessert sind. Den Hauptertrag hat natürlich die Literaturgeschichte aus der Beschäftigung mit den zur Hälfte bisher unbekannten Versen zu erwarten; sie wird, wenn sie ein Bild der dichterischen Leistung der Ottonenzeit entwerfen will, das Fehlen der Glanzstücke in diesem Bande berücksichtigen müssen.


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